Name
Београд (Beograd). Eigentlich Beograd genannt, international ist aber Belgrad üblich. „bel“ kommt von [belo] und bedeutet „weiss“, „-grad“ ist slawisch für „weiss“. Die erst keltische, dann römische Siedlung hiess Singidunum, der jetzige slawische Name tauchte erstmals 878 auf. Der ungarische Name für Belgrad lautet Nándorfehérvár.
Lage
Die Stadt liegt ziemlich zentral in Serbien. Sie ist allerdings von drei Seiten von der Војводина Vojvodina, einer einst autonomen Provinz, umgeben. Direkt in Belgrad befindet sich die Mündung der Сава Save (Sava) in die Дунав Donau (Dunav). Die Altstadt mit der Festung befindet sich auf einem Felsvorsprung zwischen Save und Donau und war dadurch von drei Seiten geschützt. Belgrad’s Kern befindet sich am rechten Donau- und rechten Save-Ufer, am linken Donauufer beginnt die Vojvodina mit absolut plattem Land. Die Neustadt liegt am linken Ufer der Save.
Einwohner
Etwa 2 Millionen – mehr als jeder vierte Bewohner Serbiens lebt in der Hauptstadt.
Stadtbild
Die Стари град Stari Grad (Altstadt) mit der Калемегдан Kalemegdan-Zitadelle befindet sich auf einem Sporn direkt über der Mündung der Save in die Drau. Ein idealer Ort also.
Der главна железничка станица Zentrale Bahnhof befindet sich etwas südlich der Altstadt – umgeben von modernen Boulevards und zahlreichen Regierungsgebäuden. Sowohl in der Save als auch in der Donau gibt es zwei sehr grüne, parkähnliche Inseln – die Велико Ратно Veliko Ratno-Insel sowie die Ада Циганлија Ada Ciganlija. Die riesengrosse Neustadt, genannt Нови Београд Novi Beograd (Neu-Belgrad) erstreckt sich weit Richtung Westen auf dem anderen Ufer der Save – selten sind Alt- und Neustadt dermassen klar abgegrenzt. Als absoluten Mittelpunkt der Altstadt kann man den Трг Републике Trg Republike (Platz der Republik) bezeichnen. Gleich daneben befindet sich auch die Touristeninformation (und zwar unter der Erde!). Von hier gehen die bis zur Festung Kalemagdan reichenden, parallelen Fussgängerzonen Кнез Михаилова Kneza Mihaila (Fürst Michael) und die Чика Љубина Tschika Ljubina ab. Eines fällt sofort auf in Belgrad – man hat den Balkan scheinbar verlassen und befindet sich in einer typisch mittel- bzw. nordeuropäischen Stadt. Im Zentrum befindet sich auch der Студентски Трг Studentski Trg (Platz der Studenten) mit Unigebäuden, Buchverkäufern und einem daran anschliessenden Künstlerviertel. Alles in allem ist die Stadt einen ausgedehnten Spaziergang wert.
Geschichte
Da die Ortslage sehr günstig ist, gründeten schon die Kelten hier im 3. Jhd. v.u.Z. eine erste Siedlung und nannten sie Singidunum. Die Römer nahmen die Stadt im 1.Jhd. u.Z. ein und blieben bis zum 5. Jhd. Als im 8. Jhd. die Slawen in Serbien ankamen, nannten sie die Stadt erstmals Beograd. Nach der Niederlage gegen die Osmanen auf dem Косово Поље Kosovo Polje bewegten sich die Serben weiter Richtung Norden und machten 1403 Belgrad zu ihrer Hauptstadt. 1521 kamen die Osmanen jedoch auch nach Belgrad und zerstörten die Stadt. 1842, nach Erlangung der Autonomie, wurde die Stadt wieder Hauptstadt Serbiens. 1918 schliesslich ernannte man sie zur Hauptstadt des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen. Sowohl im ersten Jugoslawien als auch im Zweiten Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Belgrad Hauptstadt und damit grösste und wichtigste Stadt von Jugoslawien.
Belgrad wurde in seiner langen Geschichte schätzungsweise 40 Mal zerstört. Und die letzten Zerstörungen sind gar nicht allzu lange her – die NATO griff bei ihren Luftangriffen auch Gebiete mitten im Stadtzentrum an (siehe Photo unten). Das meiste wurde jedoch wiederhergestellt, so dass von den Luftangriffen kaum noch Spuren in der Stadt zu finden sind.
Anreise
Der internationale Flughafen Сурчин Surcin befindet sich etwa 18 km westlich der Altstadt. Da Serbien grösste Stadt des Landes ist, sind die Verkehrsanbindungen entsprechend gut. Die Glavna Zeleznicka Stanica (Hauptbahnhof) liegt etwas südlich der Altstadt; direkt davor befindet sich der Busbahnhof. Zu den Verbindungen in andere Länder siehe Anreise Serbien. Die Bahnverbindung nach Norden Richtung Novi Sad ist dank wiederhergestellter Brücken wieder offen. Eine Fahrt im Bummelzug nach Novi Sad kostet 135 Dinar (2 Euro) und dauert zwei Stunden.
In der Stadt kommt man am besten mit Strassenbahnen und Bussen voran, obwohl das meiste in Laufweite liegt – zumindest in der Altstadt.
Sehenswertes
Die Altstadt von Belgrad hält etliche Überraschungen bereit – obwohl die Stadt um die 40 mal zerstört wurde, hat sie zahlreiche alte Bauten und eine wahre Großstadtatmosphäre.
Auf einem Sporn am Zusammenfluss von Save und Donau liegen die Reste der Belgrader Festung auf dem Kalemegdan, eingebettet in einem schönen Park. Schon die Kelten versuchten den Sporn zu befestigen, was von Rönern, Slawen und Osmanen fortgeführt wurde. Jeder hinterliess dabei seine Spuren – Mauern. Tore, türkische Bäder und Gräber usw. Im Burggraben steht allerlei Kriegsgerät aus den Befreiungskriegen sowie dem 1. und 2. Weltkrieg herum. Die Aussicht vom höchsten Punkt der Festung – dort steht auch ein grosses Denkmal – ist einfach sensationell (siehe Photo ganz oben). Der Name rührt von den türkischen Wörtern „kale“ (=Festung) und „megdan“ (=Schlacht) her und erklärt die Bedeutung der Festung – den Feind rechtzeitig erspähen und in eine Schlacht verwickeln.
Die Festung wird vielfältig genutzt – im äusseren Burggraben befinden sich Basketballplätze, hier und da gibt es einige Museen. Eins davon ist das Војни музеј Vojni Muzai (Kriegsmuseum), welches die militärische Geschichte Serbiens darstellt – da gibt es auch viel darzustellen. Leider ist es am Montag geschlossen. Vor dem Eingang steht ein ziemlich frisch zusammengeschossener, gepanzerter Humvee – mit Sicherheit aus den 1990ern.
Die meisten Regierungsgebäude Serbiens und der Serbisch-Mazedonischen Föderation befinden sich wenige hundert Meter östlich vom Bahnhof. Hier zum Beispiel das Gebäude der Regierung der Serbischen Republik an der Nemanjina zwischen Bahnhof und Трг Славија Trg Slavija (Slawischer Platz).
Um den Kosovo-Konflikt zu beenden und die JNA genannte Jugoslawische Nationale Armee aus Kovoso zu bewegen, beschloss die NATO, ausgesuchte Ziele in ganz Serbien zu bombardieren. Dazu zählten vornehmlich militärische Anlagen, Brücken, Grossbetriebe sowie Verwaltungsgebäude. Es wurde keine Rücksicht darauf genommen, wo die Objekte standen – ob mitten im Zentrum oder, in einigen Fällen, ein chemischer Kombinat in Wohngebietsnähe. Auf dem Photo ist ein Regierungsgebäude zu sehen – stark einsturzgefährdet. Die Präzision der Angriffe ist, wie man hier sehen kann, in der Tat beeindruckend – das Gebäude in der Mitte, hinter dem vorderen Gebäude, blieb unbeschädigt. Aber muss man wirklich Raketen ins unmittelbare Stadtzentrum lenken!?
Der Kontrast ist schon eigenartig – da frische Bombenschäden, hier eine belebte Einkaufsstrasse mit schmucken Café’s und Boutiquen. Das könnte genauso gut Hamburg oder Stockholm oder sonst wo sein.
Kirchen und andere wirklich historische Bauten gibt es allerdings in Belgrad erstaunlich wenig – Folgen der wechselhaften Geschichte. Hier die in den 1930ern erbaute Serbisch-Orthodoxe Kathedrale nahe des Kalemegdan-Parks.
Umgebung
Keine Ahnung, ob es in unmittelbarer Nähe etwas interessantes gibt. Novi Sad im Norden ist auf jeden Fall interessant und keine zwei Zugstunden entfernt.
Übernachtung
Gerade in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs gibt es einige nicht allzu teure Hotels. Eins davon befindet sich direkt am Bahnhofsvorplatz Савски Трг Savski Trg (Save-Platz) und heisst Хотел Центар Hotel Zentar. Es ist gar nicht so schlecht und relativ sauber (von eins, zwei Kakerlaken mal abgesehen – aber wer wird da schon pingelig sein), ein Doppelzimmer kostet hier 1580 Dinar (24 Euro) inkl. Frühstück und eigenem Bad. Das Restaurant im Hotel ist auch relativ gut. Das Hotel ist von aussen nicht sofort erkennbar – am besten nach der Hausnummer suchen. Hier die Adresse: Savski Trg 7, Tel: 644 055, Fax: 657 838.
Geht man die erste Strasse links vom Hotel rein, sieht man linkerhand das Хотел Асториjа Hotel Astorija – in diesem Hotel befindet sich eine Wechselstube. Das Hotel selbst ist merklich teurer als das Zentar.
WWW
- www.beograd.org.yu/deutsch/kontakt/linkovi/drzava.htm: Deutsche, offizielle Seite von Belgrad. Ziemlich hilfreich und beeindruckend!