Brasov (Braşov)

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Name

Brasov auf Rumänisch, das „s“ mit Häkchen (siehe rechts oben) wird wie „sch“ gesprochen. Der deutsche Name lautet Kronstadt, der ungarische Brassó.

Lage

Ca. 170 km nördlich von Bukarest, im Südosten Transilvaniens (Siebenbürgen). Rundherum von den Bergen der Karpaten umgeben und damit eine gute Ausgangslage für Wandertouren.

Einwohner

Etwa 320’000. Brasov ist damit die sechstgrösste Stadt Rumäniens.

Stadtbild

Das von Hügeln umgebene historische Stadtzentrum bietet ein einheitliches, mittelalterliches Bild und ist gut erhalten. Die Aussenbezirke hingegen bestehen aus hässlichen Betonburgen und verrottenden Industrieanlagen. Das neue, wirtschaftliche Zentrum befindet sich in Bahnhofsnähe. Selbige ist zu Fuss etwa dreissig Minuten vom Zentrum entfernt.

Anreise

Internationale Züge von Wien, Prag und Budapest nach Bukarest halten auch in Brasov. Von Budapest braucht der Zug etwa 12 Stunden. Nach Bukarest fahren viele schnelle und langsame Züge. Mit dem Rapid dauert es etwa zwei bis drei Stunden, die Fahrkarte kostet 185’000 Lei (ca. 5 €).

Busse zum nahegelegenen Schloss Bran und nach Râsnov fahren vom Busbahnhof (Autogara) an der Ecke Avram Iancu und Sportul Popular. Dorthin kommt man mit dem Taxi oder zu Fuss – gute 20 Minuten vom Bahnhof. Nach Sinaia fahren zahlreiche Züge (ca. dreissig Minuten) und Busse, welche vor dem Bahnhof abfahren. Vom Bahnhof zum Zentrumkommt man am schnellsten mit dem Bus Nr. 4 – der braucht ca. 10 Minuten (7000 Lei, vorher kaufen!).

Sehenswertes

Der Reiz von Brasov liegt genau genommen in der historischen Altstadt. Brasov wurde im 12. Jahrhundert von deutschen Einwanderern unter dem Namen Kronstadt gegründet und unterlag dementsprechend starken deutschen Einflüssen – auch wenn die Region niemals zu Deutschland gehörte. Später siedelten sehr viele Ungarn in der Gegend an und hinterliessen ebenfalls ihre Spuren. Steht man auf dem Sfatului-Platz im Zentrum, könnte man direkt denken, man steht auf irgendeinem deutschen Marktplatz.

Markt (Piata Sfatului) von Brasov bei Sauwetter
Markt (Piata Sfatului) von Brasov bei Sauwetter

„Na wozu fahre ich dann extra nach Rumänien?“ könnte man sich als Betrachter fragen. Gute Frage. Der Reiz liegt in der interessanten Umgebung und der Tatsache, dass die komplette Innenstadt gut erhalten blieb. Auf dem Photo erkennt man im Hintergrund den Muntii Tâmpa, einem Berg, auf den auch eine Kabelbahn fährt. Sicherlich hat man von dort einen schönen Ausblick, aber gewiss nicht, wenn es in Strömen giesst. Vom Markt ausgehend findet man die Strada Republicii – eine Fussgängerzone mit den üblichen Läden und Cafés.

Die Biserica Neagrâ (Schwarze Kirche)
Die Biserica Neagrâ (Schwarze Kirche)

Am Südende des Marktes befindet sich die Biserica Neagrâ (Schwarze Kirche) – die grösste gothische Kirche Transilvaniens, deren Mauern durch den Angriff der Habsburger 1689 verrussten, weshalb sie den heutigen Namen trägt. Wenige hundert Meter weiter südlich findet man die rumänisch-orthodoxe Biserica Sfîntul Nicolae (Nikolaikirche), die im 14. Jhd. erbaut wurde. Nebenan findet man eine prächtige Schule – die älteste des Landes.

Des weiteren gibt es einige Museen in der Innenstadt – das Muzeul de Istorie (Museum für Geschichte), das Muzeul de Artâ Brasov (Kunstmuseum), Muzeul de Etnografie sowie das Turnul Tesatorilor – eine Museum gewordene Festungsanlage. Nur für den Fall, dass es in Strömen giesst…

Umgebung

Brasov ist ideal als Sprungbrett zu Ski- und Wandergebieten wie Poiana Brasov (13 km), Predeal (27 km) inmitten des bizarren Bucegi-Gebirges oder Sinaia (ca. 50 km).

Im Bucegi-Gebirge zwischen Predeal und Sinaia
Im Bucegi-Gebirge zwischen Predeal und Sinaia

Bran

Ein äusserst populäres Reiseziel ist das südwestlich gelegene, etwa 30 km entfernte Castelul Bran, die Burg Bran, welche, warum auch immer, oft als Dracula-Schloss tituliert wird. Nun denn – wenn das Dracula’s Schloss war, muss der wohl ziemlich niedlich gewesen sein. Das verwinkelte Schloss wurde Ende des 14. Jhd. errichtet und beherbergt heute ein Museum. Nach einem ebenso kurzen wie steilen Anstieg der Aha-Effekt: Aha! Das hätte man sich dann doch wohl schenken können!

Im Schloss Bran
Im Schloss Bran

Sicherlich ist die Feste nett und anschaulich, und der PR-Gag mit Dracula augenscheinlich gelungen – unzählige Touristen strömen durch das Gemäuer. In welchem sich angeblich Vlad Tepes niemals aufhielt. Schloss Bran jedoch als einen Ort, den man unbedingt gesehen haben sollte, zu bezeichnen, halte ich für arg übertrieben. Unterhalb der Burg gibt es einen Kitsch-Markt, damit man den Lieben daheim auch beweisen kann, auf Dracula’s Spuren getappt zu sein.

Interessanter ist da schon das Ethnographische Dorfmuseum am Fusse der Burg: Hier wurden liebevoll verschiedene Bauernhäuser aufgebaut – eine durchaus interessante Angelegenheit.

Anreise:  Mit dem Bus dauert es eine halbe Stunde (Abfahrtsort siehe oben), kostet 2 Lei pro Person (ca. 0.5 €). Oder man schliesst sich einer der Touren an.

Eintritt: 7 Lei (Studenten, ISIC-Karte reicht, 3 Lei).

Râşnov

Interessanter als Bran ist mit Sicherheit die Bauernburg in Râsnov (sprich Reshnov mit „e“ wie in „Blume“), auch unter dem deutschen Namen „Rosenau“ bekannt. Diese Burg thront über dem gleichnamigen Ort und erfordert einen steilen Aufstieg (der direkte Aufstieg ist etwas schwer zu finden). Nähert man sich dem verwinkelten Haupteingang, hört man von weitem klassische Musik.

Im Schloss Bran
Bauernburg Rasnov (Rosenau). Die Ursprünglichkeit ist charmant.

Wenn man hereintritt, ist man positiv überrascht. Rasnov ist in der Tat eine Bauernburg – sie beherbergt zahlreiche Häuser und Stallungen und selbst eine kleine Kirche. Gebaut wurde sie im 13. Jhd. Im vorderen Flügel findet man eine kleine Ausstellung mit zahlreichen Bildern aus alten Zeiten – darunter gar gruslige Bilder von Folterungen – inkl. der einst populären Pfählungen. Es macht Spass, die verwinkelten Gassen zu durchstreifen. In der Mitte ist ein kleiner, kahler Hügel, von dem aus man weit ins Land sehen kann – glaub ich jedenfalls, denn wir waren inmitten von Wolken und Sturzregen und sahen einfach nichts.

Gasse in der Bauernburg Rasnov
Gasse in der Bauernburg Rasnov

Teile der Burg werden momentan noch restauriert – doch gerade die Tatsache, dass grosse Teile einfach unrestauriert sind, macht den Charme dieser Anlage aus. Hoffentlich wird diese Burg nicht wie Bran totrestauriert! Wem nach Auf- und Abstieg nach Atzung verlangt, dem sei dass Restaurant Intim (ist wirklich ein Restaurant, auch wenn es eher nach Massagesalon klingt) am Fusse der Burg (nah am Beginn des Aufstiegs, ein Schild weist den Weg) nahgelegt. Gutes rumänisches Essen für wenig Geld.

Anreise:  Liegt ziemlich genau zwischen Brasov und Bran und eignet sich damit hervorragend für einen Zwischenstopp. Kostet jeweils 1 Lei von beiden Orten und dauert eine Viertelstunde. Von der Bushaltestelle sieht man die Burg deutlich auf der rechten Seite, wenn man von Bran kommt.

Eintritt: 4,5 Lei (keine Studentenermässigung), dazu noch 3 Lei für eine Photoerlaubnis – eine wirklich ärgerliche Marotte. Da die Anlage aber gross und verwinkelt ist, kann man sich die Photoerlaubnis wohl sparen.

Übernachtung

Wenn man in Brasov mit dem Zug anreist, ist die Wahrscheinlichkeit gross, von Maria und Grig Bolea abgefangen zu werden. Die beiden, ein Ehepaar so um die 45 (?), sind am Bahnhof unermüdlich auf Kundenfang. Maria spricht gut Englisch, ein bisschen Deutsch, Japanisch usw. – und sie spricht viel. Sehr, sehr viel! Des weiteren gibt sie einem das Gefühl, zum allerersten Mal sein Nest verlassen zu haben. Sie rechnet einem sogar noch vor, wieviel Geld man ungefähr abheben sollte für die nächsten Tage. Wie auch immer – es ist nett gemeint, und die Apartments, die sie anbieten, sind tipptopp: Neue Wohnungen mit Küche und allem, Kostenpunkt 400’000 Lei (ca. 10 € pro Nacht und Person). Wie eine eigene Wohnung, in der man tun und lassen kann, was man will.

Natürlich gibt es noch mehr Unterkünfte, so z.B. ein Hostel (siehe Links unten). Das Hostel hat auch eine Information im Bahnhof. Maria und Grig’s Telefonnummer lautet 0744 816 970. Sie helfen auf jeden Fall.

WWW

  • www.poiana-brasov.com/: Offizielles vom Auswärtigen Amt. Dort gibt es auch Informationen aus erster Hand zu Brasov und Sinaia. Teilweise noch im Aufbau. Deutsch und Englisch.
  • www.atlantic.ro/atlantic/germana/what_to_see/brasov.htm Etwas ausführlichere Stadtgeschichte. Auf deutsch. Zu Bran gibt es auf der nächsten Seite auch Infos.
  • www.brasovtravelguide.ro/ Der Name ist Programm – alles, was in Brasov weiterhilft. Auf Englisch.
  • www.elvisvilla.com/brasov Homepage der Kismet Dao Villa alias Helga Hostel… Online-Reservierung möglich. Für die, die auch in Rumänien Kabelfernsehen und eine deutsche Einbauküche (Eigenwerbung) brauchen. Nichts für Puristen.

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