Mostar

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Allgemeines

Name

Lage von Mostar
Lage von Mostar

Mostar. In dem Namen steckt das slawische Wort „most“ – das bedeutet „Brücke“. Mit der Endung -ar heisst das ganze Hüter der Brücke. Gemeint ist die im Krieg zerstörte und nun wieder aufgebaute Brücke aus dem 16. Jahrhundert mitten im Zentrum.

Lage

Mostar liegt etwa 100 km südlich der Hauptstadt Sarajevo und nur 50 km von der Adriaküste entfernt inmitten der historischen Region Hercegovina (Herzegowina). Quer durch die Stadt von Nord nach Süd fliesst das kleine, klare Flüsschen Neretva. Die Stadt liegt ansonsten mitten in den Bergen – unweit von Mostar im Osten erhebt sich der 1967 m hohe Botin. Auch der Westen ist bergig. Die meisten Berge hier sind kahl.

Einwohner

Mit fast 130’000 Einwohnern ist Mostar die grösste Stadt der Herzegowina und die sechstgrösste Stadt des Landes. Beinhaltet jedoch auch alle Vorstädte – ohne die sind es nur halb so viele Einwohner. Vor dem Krieg lebten in Mostar zu fast gleichen Teilen Kroaten, Serben und Bosniaken. Heute leben hier keine Serben mehr.

Die muslimische Altstadt
Die muslimische Altstadt

Stadtbild

Achtung: Alles, was hier steht, bezieht sich auf das Jahr 2001. Es ist damit zu rechnen, dass sich vieles inzwischen verändert hat!

Geprägt wird die Stadt durch das sehr schmale und tiefe Flusstal der Neretva und das eines kleinen Nebenflusses. Die ganze Stadt liegt in einem relativ schmalen, grösseren Tal, welches sich jedoch nur nach Süden hin weiter öffnet, so dass Mostar weit Richtung Süden geht. Das Gebiet links (östlich) der Neretva war und ist muslimisches Gebiet und hat einen sehr starken türkischen Einfluss. Hier dominieren viele kleine verwinkelte Gassen, Moscheen usw. Die Hauptstrasse dieses Teils heisst ul. Maršala Tita (Marschall-Tito-Str.) und verläuft von Süd nach Nord. Am Nordende liegt der Busbahnhof der Stadt.

Auch die Landspitze zwischen der Neretva und dem Nebenfluss ist muslimisch – sowie der schmale Streifen Land am Westufer des Flusses. Ansonsten ist der gesamte Westteil kroatisch. Die Frontlinie verlief entlang der ul. Aleske Šantiać und dem Blvd. Hrvatskih Branitelja. Alle Gebäude entlang dieser Frontlinie sind arg zusammengeschossen und abbruchreif. Auch in der türkischen Altstadt gibt es massive Schäden. Der kroatische Westteil ist ansonsten eine Spur moderner. Auf dem Hügel im Südwesten hat man ein gigantisches Kreuz errichtet. Sowie im Westteil eine grosse, neue Kirche, deren schmaler Turm die Minarette wohl überragen dürfte.

Geschichte

Mostar wurde wahrscheinlich im 15. Jhd. gegründet und entwickelte sich zu einem regionalen, florierenden Zentrum innerhalb des Osmanischen Reiches. Zu überregionaler Bedeutung kam es jedoch nie. Allerdings sind hier die Spuren der langen Zeit der osmanischen Fremdherrschaft am besten sichtbar – man wähnt sich in einer kleinen türkischen Stadt. Mostar erging es später wie dem Rest des Landes – es wurde 1878 habsburgisch und ab 1918 Teil des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenien, dem späteren Jugoslawien.

Zerstörter Kopf der Brücke (jetzt wieder aufgebaut!)
Zerstörter Kopf der Brücke (jetzt wieder aufgebaut!)

Schnitt: Als Bosnien-Herzegowina 1992 seine Unabhängigkeit erklärte und bosnische Serben mit Hilfe der JNA (Jugoslawische Volksarmee) grosse Teile des Landes besetzten, brachen auch in der Region um Mostar Kämpfe aus. Kroaten und Bosniaken gelang es jedoch, die Serben aus der Stadt zu vertreiben. Doch die Kroaten hatten eigene Pläne: Sie gründeten kurz darauf die Republik Herceg-Bosna, die sie Kroatien angliedern wollten. Hauptstadt dieser Republik sollte Mostar sein. 1993 brachen heftige Kämpfe zwischen den ehemaligen Verbündeten in und um Mostar aus. Vor allem die muslimische Altstadt wurde massiv beschossen. Dies gipfelte schliesslich in der Zerstörung der Stari Most, welche auch gefilmt wurde. Diese Bilder wurden zu einem Symbol des Krieges.

Auf Druck von aussen schlossen sich 1994 Kroaten und Moslems wieder zusammen. Zumindest endeten die Kämpfe. Seitdem ist die Stadt fast zu gleichen Teilen in einen bosniakischen und kroatischen Teil untergliedert. Die Grenze kann jeder passieren – die Einwohner selbst vermeiden dies jedoch noch. Der Krieg hat hässliche Narben in der Stadt hinterlassen. Einen Lichtblick gab es im Juli 2004 – nach jahrelangen Bauarbeiten wurde die Alte Brücke dank Spendengelder in einem gewaltigen Festakt wieder eröffnet. Hoffentlich trägt dies zu einer Normalisierung bei. Der anhaltende Wettbewerb in „Wer baut das prächtigste Gotteshaus“ lässt ein bisschen daran zweifeln.

Anreise

Der Bahnhof liegt etwas abseits vom Schuss und es gibt nur eine Strecke nach Sarajevo und Ploče an der Adriaküste. Es ist unsicher, ob der Zug überhaupt noch fährt. Besser ist der Bus: Es fahren Busse bis nach Dubrovnik, Split und Sarajevo. Letzterer kostet 11 KM und braucht gute zwei Stunden.

Sehenswertes

Persönlich habe ich diese Stadt mit einer Mischung aus Entzücken und purem Entsetzen erlebt. Letzteres hat 2001 überwogen. Diese grandiose Altstadt erwartet man einfach nicht „mitten in Europa“. Ebenso wenig diese enormen Kriegsspuren. Kaum ein Haus in der muslimischen Altstadt, das nicht getroffen wurde. Gekappte Minarette. Ein Kulturpalast (sah zumindest so aus), der von weitem intakt aussah, aber sich bei näherer Betrachtung als total ausgebombt erwies.

Einer der zerstörten Plätze in der Altstadt
Einer der zerstörten Plätze in der Altstadt

Die zerstörten Dörfer südlich von Mostar stimmten uns auf das zu Erwartende ein. Wortlos liefen wir durch das zerbombte Zentrum, auf der Suche nach einem Hotel. Auch an der ehemaligen Frontlinie laufen wir entlang. Die Sonne schien – dies hätte ein richtig schöner Tag werden können. Wir schauen, was vom alten Mostar eigentlich noch überlebt hat. Und finden das 350 Jahre alte Türkische Haus südlich des Zentrums. Der Besitzer ist unglaublich freundlich und führt uns in dem Museum herum. Legt meiner Begleiterin Haremskleidung an. Ist mit Feuer und Flamme dabei. Was er dafür haben wolle, fragen wir zum Schluss. „Was es Euch wert ist“ sagt er zum Schluss. Nach dem ganzen Wahnsinn diese Wärme und Herzlichkeit zu sehen ist eigentlich unbezahlbar. Und so versöhnen wir uns mit der Stadt und hoffen.

An der Frontlinie: In diesem Haus leben nachwievor Familien
An der Frontlinie: In diesem Haus leben nach wie vor Familien

Zur oben beschriebenen Stari Most (Alte Brücke): Erbaut wurde diese schmale Bogenbrücke 1566 von einem türkischen Architekten. Im November 1993 stürzte sie nach einem Mörserbeschuss durch die Kroaten ein – T-Shirts mit den Fotos der Filmaufnahmen davon werden seitdem feilgeboten. Geschmackssache. Wie schon erwähnt, wurde die Brücke im Juli 2004 mit grossem Trara wieder eingeweiht. Zurecht – die Brücke ist zu symbolträchtig und ein „Brückenschlag“ sieht immer gut aus. Übrigens gab es eine sogar noch ältere Brücke in unmittelbarer Nachbarschaft, die allerdings bei einer Flut 1999 weggespült wurde. Pech im Unglück sozusagen.

Ansonsten gilt in Mostar – einfach durch die Kujundžiluk genannte Altstadt durchstreifen. Kopfsteinpflaster, Moscheen und Steinhäuser aus dem 16. Jhd. – ein ungewohnter Anblick in diesen Gefilden. Ob man nun historisch interessiert ist oder nicht – Mostar sollte man nicht links liegenlassen.

Umgebung

Ich könnte mir gut vorstellen, dass man in der Umgebung gut wandern kann. Wir liessen es bleiben, denn es gab noch viele zerstörte Dörfer und verminte Gebiete. Ca. 25 km südlich liegt der kleine Ort Međugorje – 1981 hatten sechs Jugendliche eine Erscheinung der Heiligen Jungfrau. Seitdem gab es eine rasante Entwicklung zum Wallfahrtsort. Nunmehr hat dieses ehemalig kleine Dorf eine Übernachtungskapazität von ca. 17’000 Betten.

Übernachtung

Schräg gegenüber vom Busbahnhof liegt die Pansion Sator. Etwas schwer zu finden, da kein Schild. Befindet sich im grünen Gebäude schräg gegenüber des Busbahnhofs im zweiten Stock. Sehr nette und lustige Familie! Grossartige Atmosphäre und interessanter als jedes Hotel. Kostet 50 KM pro Doppelzimmer bzw. 12.5 € pro Person. Adresse: ul. Maršala Tita 40.

WWW

  • www.mostar.ba: Die offizielle Seite der Stadt. Aber nur auf Bosnisch und Kroatisch (obwohl nahezu identisch). Sollten sich lieber eine englische Version zulegen!
  • www.mladi-most.org/de: Webauftritt von Mladi Most (junge Brücke) – ein Verein, der sich darum kümmert, dass zumindest die Jugend der Stadt wieder zusammenwächst. Ein wichtiges Projekt. Die Seite ist auf Deutsch.
  • www.menzel-hilbersdorf.de/mostar: Privater Reisebericht mit vielen Fotos. Auf deutsch.

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