Chişinău (Chisinau)

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Name

Chişinău (gesprochen Kischinau). Auf russisch Кишинев (Kishinev), auf Ukrainisch Кишинів (Kyschyniv). Auf Englisch immer noch oft als Kishinev geschrieben. Es gibt noch viele weitere Schreibweisen: Kischinow, Kishinov, Кишинэу, Kishinëw, Kischinew usw. usf. Auf diesen Seiten fortan Chisinau geschrieben. Woher der Name kommt, ist nicht ganz klar: Türkisch für „Wo die Schafe weiden“, die Bedeutung „Brunnen“ oder „Klosterdorf“ – es gibt mehrere Theorien.

Lage

In einem grösseren Tal so ziemlich in der Mitte der Republik Moldau. Durch die Stadt fliesst der kleine Fluss Bâc (Byk) von Nordwesten nach Südosten, wo er schliesslich in den Nistru (Dnestr) mündet. Nordwestlich von Chisinau wird der Fluss aufgestaut.

Einwohner

Es gibt zwei Provinzen mit dem Namen Chisinau: Judetul Chişinău ist der Gürtel rund um die Hauptstadt mit gut 382’000 Einwohnern. Der Hauptstadtbezirk selbst heisst Chişinău Oraş und hat fast 780’000 Einwohner. Die Stadt selbst hat gut 662’000 Einwohner (alle Zahlen 2003) und ist damit unangefochten die Nummer eins in Moldau.

Stadtbild

Chisinau hat im Zweiten Weltkrieg arg gelitten und wurde komplett neu angelegt. Sozialistischen Städtebauregeln folgend, wurde ein streng geometrisches, rechteckiges Strassennetz angelegt und ansonsten sehr grosszügig geplant. Der Găra (Bahnhof) befindet sich im Südosten des Zentrums im Tal des Byk. Folgt man von dort dem Blvd. Negruzzi, kommt man schnell auf den Blvd. Ştefan cel Mare (Boulevard Stefan der Grosse) – die Hauptachse der Stadt, die von Südosten nach Nordwesten quer durch die Stadt verläuft. Schon entlang des Boulevard gibt es viel Grün, hinzu kommen zahlreiche Parks im Zentrum und mehrere grosse Parks im Süden und Westen.

Wirtschaftlicher Mittelpunkt ist der Zentrale Markt und Busbahnhof m Herzen der Stadt – dort tobt das Leben. Ansonsten ist die Stadt angenehm locker bebaut – breite Boulevards und viel Grün laden zum Spazieren ein. Schaut man die Architektur an, so weiss man sofort, wo man ist – in einer ehemals sowjetischen Grossstadt.

Der piekfeine, blitzsaubere Bahnhof der Stadt
Der piekfeine, blitzsaubere Bahnhof der Stadt

Geschichte

Die Stadt wurde erstmals im Jahre 1352 erwähnt – richtig gegründet wurde sie scheinbar aber erst 1436. Von 1812-1918, nach der Eroberung durch den Zaren, wurde Chisinau Hauptstadt der Region. Danach gliederte sich die Region an Rumänien an, und Iaşi lief der Stadt den Rang ab. Ab 1940 wurde Chisinau wieder Hauptstadt und seit 1944 Hauptstadt der Sozialistischen Sowjetrepublik Moldawien. Allerdings litt die Stadt im Krieg stark und wurde fast vollständig zerstört.

Chisinau war ein wichtiges, kulturelles Zentrum der jüdischen Kultur – es gab jüdische Schulen, fast 70 Synagogen und in Hochzeiten über 50’000 Juden. Traurige Berühmtheit erlangte jedoch die Stadt durch Pogrome – 1903 wurden 49 Juden ermordet, 1941 gab es weitere massive Pogrome in der Stadt, sehr viele Juden wurden deportiert. Heute kehrt langsam das jüdische Leben wieder zurück.

Anreise

Da Hauptstadt, ist Chisinau leicht mit dem Flugzeug von vielen europäischen Städten erreichbar. Der Flughafen befindet sich nur ein gutes dutzend Kilometer südlich der Hauptstadt. Sowohl ein Bus als auch eine Marshrutka (Minibus) fahren in kurzen Abständen von dort ins Zentrum.

Zur Anbindung ans europäische Bahnnetz siehe Anreise Moldau. Selbiges gilt für Busse aus den Nachbarländern. Wer mit dem Bus anreist, kommt in der Regel am Autogăra (Busbahnhof) an – der liegt mitten im Zentrum, direkt neben einem grossen Markt. Vom Busbahnhof sind es nur ca. 200 m zur Hauptstrasse. Da der Busbahnhof aber aus allen Nähten platzt, wurde ein Neuer angelegt: Der Autogăra Sud-Vest befindet sich weit ausserhalb der Stadt im Südwesten bei Codru auf einem Berg. Marshrutka Nummer 192 fährt vom zentralen Busbahnhof dorthin – dauert gute 15 Minuten und kostet 3 Lei (0.2 Euro). Alle Busse nach Comrat, Cahul usw. fahren von dort ab.

In der Stadt kann man bequem alles zu Fuss erkunden. Ansonsten kann man auch auf die städtischen Marshrutkas zurückgreifen.

Sehenswertes

Es kommt darauf an, wo man ankommt: Reist man mit dem Bus an, ist der erste Gedanke: „Was für ein Chaos!“. Das liegt am benachbarten Markt und dem überquellenden Busbahnhof. Reist man jedoch mit dem Zug an, glaubt man seinen Augen kaum: Ein wunderschöner und blitzsauberer Bahnhof mit hochmodernen Anzeigetafeln. Vor dem Bahnhof Gesichtskontrolle: Ein Mann in Zivil fragt (natürlich nicht auf Englisch), was man im Bahnhof will. Der Bahnhof ist sauber und soll scheinbar auch so bleiben. Das gilt auch für die Fassade und dem kleinen Park davor.

Sozialismus pur am Platz der Befreiung
Sozialismus pur am Platz der Befreiung

Wer vom Bahnhof erst gerade aus, dann am nächsten Boulevard nach links läuft, steht bald am Piaţa Negruzzi – ein grosser Verkehrsknotenpunkt mit einem unvollendeten, ziemlich hohen Betonbau ohne Fensterscheiben und dem nicht allzu attraktiven Hotel Cosmos nebst Einkaufszentrum. Geht man von dort links vorbei den Blvd. Negruzzi hoch, gelangt man zum Piaţa Libertăţii (Platz der Befreiung) mit einem grossen Denkmal und wirklich mehr als typischer sozialistischer Architektur rundherum.

Die auffällige Tiron-Kathedrale im Zentrum
Die auffällige Tiron-Kathedrale im Zentrum

Unweit des Platzes der Befreiung steht ein Farbtupfer in der Betonlandschaft – die schon fast penetrant blaue Catedrala Sf. Tiron (Kathedrale des Hl. Tiron). Die wird gerade restauriert – die Arbeiten sind schon fast abgeschlossen. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit dem Michael-Kloster in Kiew sind rein zufällig – Blau ist in!

Das Regierungsgebäude der Republik Moldau
Das Regierungsgebäude der Republik Moldau

Nahezu alle wichtigen Gebäude der Stadt Chisinau konzentrieren sich entlang der Hauptstrasse, genannt Blvd. Ştefan cel Mare (Boulevard Stefan der Grosse). Dazu gehören auch die wichtigsten Regierungsgebäude des Landes. Einen guten Kilometer vom Bahnhof entfernt steht das wenig schöne, grosse Regierungsgebäude mit Paradeplatz vor dem langen Bau. Auf der anderen Seite steht der Arc de Triomphe – ein Mini-Triumphbogen aus dem Jahr 1846. Rechts vom Regierungsgebäude liegt der schöne Parcul Ştefan cel Mare. Am Eingang zu diesem Park befindet sich auch ein Denkmal Stefans des Grossen. Hinter dem Regierungsgebäude hingegen liegt das Staatliche Kunstmuseum, das Historische Museum, die Staatliche Bibliothek sowie eine ganze Reihe moderner Café’s und Restaurants.

Der kleine, aber schöne Dom von Chisinau
Der kleine, aber schöne Dom von Chisinau

Hinter dem Triumphbogen liegt der Parcul Catedralei (Kathedralen-Park) sowie, unübersehbar, der weisse Glockenturm und die Catedrala din Chişinău – ein schöner Bau aus dem Jahr 1836. Dieser Dom ist die Hauptkirche der Orthodoxen Kirche Moldau’s. Die Glocken im Glockenturm wurden aus türkischen Kanonen gefertigt – zwei Dutzend Jahre nach der Befreiung vom ottomanischen Joch. Der Dom ist auch im Inneren recht schön anzusehen.

Modernes Bankgebäude in der Innenstadt
Modernes Bankgebäude in der Innenstadt

Viel Modernes gibt es in der Innenstadt – allen voran moderne Bank- und Telefongesellschaftsbauten. Überhaupt Telefone: Selbst in den ärmsten Dörfern sieht man Leute mit Handys herumlaufen. Die Firmen scheinen gut zu verdienen und ziehen moderne Bürogebäude und Läden hoch. Wenn auch sonst nichts geht – Telekommunikation geht immer. Dieses Glasgebäude oben steht im krassen Gegensatz zum Marktplatz, wo für wenige Lei Obst und Gemüse, Tiere und von sonst woher importierte Kleidung feilgeboten werden.

Umgebung

Gute 10 km nördlich der Hauptstadt liegt die Weinstadt Cricova. Unter der Stadt gibt es eine unterirdische Stadt – mit insgesamt fast 60 Kilometer langen unterirdischen, befahrbaren Strassen, in denen Millionen Flaschen Wein und Sekt gelagert werden. Kann man auch besuchen. Aber! Leider nur in einer Gruppe. Das ganze muss auch im Voraus gebucht werden und kostet wohl über 25 Dollar.

Übernachtung

Privat oder in Hotels. Es gibt zahlreiche riesige Hotels aus Sowjetzeiten – die sind allerdings ziemlich teuer. Praktisch ist das Hotel Meridan direkt am Markt und Busbahnhof. Die Hälfte der Zimmer ist von Firmen und Frauen- sowie Zahnärzten belegt. Da auch vor dem Hotel ein kleiner, überdachter Markt ist, kann man den Eingang nur schwer finden – er ist im rechten Teil. Die Angestellten zeigen erstmal nur die ganz teuren Zimmer, man muss erstmal bohren. Ein sauberes Doppelzimmer mit Balkon, Fernsehen und eigenem Bad (hat warmes Wasser) kostet 400 Lei (also 14 Euro pro Person). Ein Hotelrestaurant gibt es nicht. Fernseher braucht man eigentlich auch nicht, denn das bunte Markttreiben ist interessant genug. Adresse: Str. Tighina 42, Tel.: (02)-270 620.

Es gibt zahlreiche gute wie schlechte Restaurants in der Stadt. Hier ein paar Tipps: Cafenea-Pizza „Orange“ (Blvd. Ştefan cel Mare) hat moldawisches und italienisches Essen in guter Qualität in modernem Ambiente. Hauptgerichte kosten zwischen 15 und 30 Lei (1bis 2 Euro). Service ist auch schnell und gut.

Das La Bunel (Str. Eminescu 50) hat ein riesiges Menü und sehr gutes, nettes Personal. Man kann schön im Hof sitzen. Hauptgerichte kosten zwischen 15 und 75 Lei (1 bis 5 Euro), fast alles moldawische Gerichte. Die Qualität ist noch gut – könnte etwas besser sein.

Am Blvd. Negruzzi steht das moderne Beer House – hier gibt es leider nur belgisches Bier, aber gutes, moldawisches Essen zwischen 20 und 80 Lei pro Hauptgericht. Das schmeckt auch gut, und die Kellner sind einfach Klasse.

Das Restaurant Chisinau am Platz der Befreiung ist lustig: Dies war zu Sowjetzeiten ein gehobenes Restaurant, und an der Atmosphäre hat sich nichts geändert. Obwohl kaum besucht, steht ein Portier der alten Schule an der Garderobe. Vieles auf der Karte gibt es nicht. Das Essen ist relativ gut, das Personal sehr nett. Normale Preise (zwischen 15 und 50 Lei).

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