Tirana

    0
    474

    Allgemeines

    Name

    Lage von Tirana
    Lage von Tirana

    Tiranë. Wie bei den meisten anderen albanischen Ortsnamen auch, gibt es hier eine zweite Variante: Tirana. Letztere ist bekanntlich bekannter und international gebräuchlich, deshalb soll dieser Name fortan auch hier benutzt werden. Der Stadtname leitete sich vom alten Namen Tehran ab, der einst von den osmanischen Herrschern gegeben wurde. Ja, dieser Name wiederum leitet sich von Tēhran (Teheran), der Metropole Persiens resp. Irans, ab – der Herrscher hatte vorher dort eine erfolgreiche Schlacht geschlagen. Soweit zumindest eine Theorie der Namensentstehung. Der Name Tirana ist gleichzeitig Namensgeber für einen kleinen Fluss im Stadtgebiet.

    Lage

    Tirana liegt so ziemlich in der Mitte des Landes am Übergang von der Küstenebene zum Gebirge. Bis zur Hafenstadt Durrës an der Adria sind es nur gute 30 km – bis zu den Bergen im Osten nur wenige Kilometer. Der Hausberg nennt sich malit të Dajtit (Dajti-Berg) und ist immerhin 1613 m hoch. Im Sommer sind Stadt und Umland arid – es fällt weniger Regen, als verdunsten kann. Das Klima ist ansonsten sehr mediterran geprägt und oft regnerisch – es fällt doppelt so viel Niederschlag wie in Berlin.

    Einwohner

    Schwer zu schätzen. Ein offizieller Zensus 2003 ergab um die 350,000 Einwohner, aber realistische Schätzungen gehen von rd. 830’000 Einwohnern aus. Die Zahl dürfte wohl auch in den folgenden Jahren steigen. Mich würde es nicht wundern, wenn Tirana vor 2010 eine Millionenstadt wird.

    Stadtbild

    Panorama von Tirana
    Der Skenderbeg-Platz im Herzen der Hauptstadt

    Der absolute Mittelpunkt der Stadt und des politischen Albaniens ist der grosse Sheshi Skënderbej (Skenderbeg/Skanderbeg-Platz), von dem die wichtigsten Strassen sternförmig in alle Richtungen abgehen. Bestimmt wird das Stadtbild im Zentrum von breiten, teils grünen Boulevards. Man findet hier und dort auch ältere Bauten. Der Stacioni Trenit (Bahnhof) befindet sich rd. einen halben Kilometer nördlich des Zentrums am Ende des Bulevardi Dëshmorët e Kombit. Achtung – das ockerfarbene Gebäude ist nur schwer als Bahnhof identifizierbar!

    Im Norden und Westen wuchert die Stadt einfach nur – völlig planlos und viel zu schnell. Streckenweise kann man schon von Slums sprechen. Kein Wunder – die Landflucht seit 1991 brachte hunderttausende, meist bettelarme Albanier in die voreinst beschauliche Stadt. Im Norden wird die Stadt vom unbegradigten Tirana-Fluss begrenzt, von Osten her fliesst der winzige Lanë (Lana)-Fluss quer durch die Stadt – allerdings stark kanalisiert.

    Geschichte

    Tirana hat in der Geschichte bis zum 20. Jahrhundert keine grosse Rolle gespielt. Gegründet wurde die Siedlung wohl von einem osmanischen Provinzherrscher im Jahre 1614. Vorher gab es dort nur ein kleines Dorf, obwohl die Gegend rund um die Stadt schon seit sehr langer Zeit besiedelt war. Tirana blieb ein kleines Provinzzentrum und stand im Schatten von Städten wie Durrës oder Shkodra. Erst 1920 wurde Tirana erstmals zur Hauptstadt – des unabhängig gewordenen albanischen Staates. Die Begründung war simpel – die Stadt liegt in der Mitte des Landes. Und war damit ein Kompromiss zwischen Nord und Süd, zwischen Gheg und Tosk.

    Natürlich brachte dies einen Boom hervor – zahlreiche prächtige Bauten und Alleen wurden errichtet. Die Einwohnerzahl lag damals allerdings nur bei rund 20,000. Nach der Befreiung von der deutschen Besetzung 1944 ergriffen die Kommunisten unter Enver Hoxha die Macht. Alte Gebäude wurden abgerissen oder verfielen einfach. Typisch sozialistische Monumentalbauten und sehr breite Strassen wurden angelegt – hinzu kamen triste Wohnviertel. Auch die Industrialisierung schritt schnell voran. In den 1950ern wuchs die Bevölkerung auf über 100’000 Einwohner an. Um 1990 herum kam es vor allem in der Hauptstadt zu heftigen Protesten gegen das Regime, welche schliesslich zum Sturz der Regierung führten.

    Nach 1990 war es Albanern nunmehr erlaubt, ihren Wohnsitz frei zu wählen. Gerade aus dem Norden setzte eine massive Landdflucht ein – mit Ziel Tirana. Die Stadt platzte schnell aus allen Nähten. Die Luftverschmutzung ist enorm und das Wachstum so rasch, dass teilweise noch nicht mal Strassennamen vergeben wurden.

    Anreise

    Tirana erfüllt auch verkehrstechnisch seine Hauptstadtfunktion. Der wichtigste Flughafen Albaniens heisst Aeroportin Nënë Tereza (Mutter Theresa-Flughafen) und liegt keine 30 km nordwestlich des Stadtzentrums. Es verkehren Busse zwischen Stadt und Flughafen.

    Von Tirana gibt es zahlreiche nationale Bahnverbindungen, so nach Pogradec, Durrës, Shkodër usw. Es gibt allerdings keinen zentralen Busbahnhof – je nach Fahrtziel fahren Busse und Minibusse von unterschiedlichen Orten ab. In der Stadt selbst kommt man mit dem Bus gut voran (die Linien sind gut markiert), jedoch liegt das meiste in Laufnähe. Zu allgemeinen Informationen darüber, wie man am besten nach Albanien kommt, siehe Reisetipps Albanien.

    Sehenswertes

    In Tirana konzentriert sich alles, wie eingangs bereits erwähnt, rund um den grossen Sheshi Skënderbej (Skenderbeg/Skanderbeg-Platz). Der Platz ist riesengross und gar nicht komplett einsehbar. In der für den Verkehr gesperrten Platzmitte steht ein dem Nationalhelden gewidmetes Reiterdenkmal – komplett mit der roten Adlerfahne davor. Der Südteil des Platzes wird von halbkreisförmigen Gebäudekomplexen dominiert. Grosse Teile davon werden als Regierungsgebäude genutzt. Diese Bauten stammen aus der Zeit um 1930 und sind schön anzusehen.

    Skanderbegdenkmal auf dem gleichnamigen Platz
    Skanderbegdenkmal auf dem gleichnamigen Platz

    Nur an einer einzigen Ecke des Skanderbeg-Platzes stehen ein paar ältere Bauten, die im Schatten der alles dominierenden Betonpaläste am Platz fast unterzugehen scheinen. Dies sind im konkreten eine Moschee sowie, direkt dahinter, ein 35 m hoher, begehbarer Glockenturm. Der Bau der Xhamia e Tiranës (Tirana-Moschee) begann 1794 und dauerte bis 1821. Während der Herrschaft von Enver Hoxha war die Religionsausübung strengstens verboten, aber nun wird sie wieder von Gläubigen genutzt. Ansonsten sieht man relativ wenige Moscheen in der Hauptstadt – wohl auch, weil die Stadt bis vor kurzem noch sehr klein war.

    Die Moschee nebst Glockenturm im Stadtzentrum
    Die Moschee nebst Glockenturm im Stadtzentrum

    Vom Skanderbeg-Platz führt der breite Blvd. Dëshmorët e Kombit (Boulevard der Märtyrer der Nation direkt gen Süden bis hin zur Universität. Der Boulevard wird gesäumt von etlichen Prachtbauten und sehr viel Grün. Auf halbem Wege kreuzt er das Betonbett des kerzengeraden Lana-Flusses. Linkerhand, vom Skanderbeg-Platz aus gesehen, trifft man bald auf ein seltsames Gebäude – es sieht aus wie eine Zirkusarena aus Beton. Wie es sich für einen zünftigen Diktator gehört, hat sich Enver Hoxha hier ein Mausoleum bauen lassen. Nach 1990 musste er allerdings „ausziehen“. Der Bau wird heuer als Internationales Kulturzentrum genutzt.

    Das ehemalige Enver-Hoxha-Mausoleum
    Das ehemalige Enver-Hoxha-Mausoleum

    Eins merkt man schnell – die Stadt ist im Umbruch. An allen Ecken und Enden wird gebaut und ausgebessert. Nach Berlin ist Tirana wahrscheinlich momentan die sich am schnellsten verändernde Hauptstadt in Europa. An vielen Orten fallen quietschbunte Wohnhäuser mit abstrakten Mustern und unterschiedlichster Bauart auf. Dieses „Facelifting“ verdankt die Stadt dem Bürgermeister Edi Rama, einem internationalen Künstler, der seit 2000 die Stadt regiert. Offensichtlich mit Erfolg – er wurde 2004 sogar von nationalem wie internationalem Publikum zum „Besten Bürgermeister der Welt“ gekürt. Rama ist umstritten, aber sein Ziel war die Säuberung und Verschönerung der Stadt – und das hat er erreicht.

    Die Renaissance der Stadt erzielt ihre Wirkung
    Die Renaissance der Stadt erzielt ihre Wirkung

    Das Konzept der Rilindja e qytetit (Renaissance der Stadt) wirkt. Es sieht vielerorts wirklich frisch und sauber aus. Natürlich gibt es noch sehr viel zu tun – an vielen Ecken hat sich noch nichts getan, und wie die frisch bemalten Häuser von innen aussehen… Aber Tirana ist auf bestem Wege, eine sehr interessante, boomende Hauptstadt zu werden.

    Typisches Wohnviertel nahe des Bahnhofs
    Typisches Wohnviertel nahe des Bahnhofs

    Alles in allem fand ich, daß Tirana einen Abstecher wert ist. Aber es gibt interessantere Orte in Albanien. Leider hatte ich aber auch nur einen knappen Tag Zeit in der Hauptstadt. Dabei gibt es noch einiges mehr zu sehen – darunter Parks, Museen und so weiter.

    Umgebung

    War leider zu kurz in der Hauptstadt, um die Umgebung zu erkunden. Eins ist jedoch sicher – der Ausblick vom Hausberg Dajti muss überwältigend sein. Es lohnen sich wohl auch Abstecher ins nahe Kruja – einem traditionellen Bergdorf. Auch Elbasan und Durrës sind nicht weit.

    Übernachtung

    Mittlerweilen gibt es sogar ein Tirana Backpacker Hostel, welches im Juni 2004 seine Pforten öffnete. Ich war der 20. Gast oder so. Es gibt zwei Schlafsäle mit je 5 Betten und ein 3-Bett-Zimmer. Und eine wunderschöne Veranda. Die Betreiber sind sehr jung und äusserst nett. Man kann allerdings nur zwischen 16 und 20 Uhr einchecken – die Betreiber sind aber nicht böse, wenn man unbemerkt eincheckt (wenn andere Gäste die Tür öffnen) – so lange man freilich fair bleibt und bezahlt. A propos – eine Nacht dort kostet 1500 Leke (rd. 12 €). Das Hostel liegt relativ zentral. Einfach vom Skanderbeg-Platz den breiten Boulevard der Märtyrer (siehe oben) gen Süden entlanglaufen. Dann in die Strasse vor dem auffälligen Rogner Europa Park-Hotel linkerhand einbiegen und einfach bis zum Ende der Strasse laufen – dann steht man direkt vor der gelben Villa. Achtung: Im Sommer 2005 deutete kein einziges Schild auf die Existenz eines Hostels hin!!! In unmittelbarer Nähe gibt es alles, was man braucht: Supermarkt, Café, Internet usw. Die Adresse: Rruga Elbasanit 85. Tel: ++355-(0)682167357.

    Läuft man vom Hostel aus immer gerade aus (das Hostel im Rücken) die Ismail Qemali-Str. entlang und überquert dabei den breiten Boulevard der Märtyrer, gelangt man direkt ins Vergnügungsviertel Blloku. Dort steppt der Bär – jeden Tag. Es gibt unzählige schicke Bars und Restaurants und miniberockte, beinahe exhibitionistisch veranlagte Frauen usw. usf. – die Khao San-Rd. von Tirana sozusagen.

    WWW


    • www.tirana-online.de
      : Sehr brauchbare Seite über die Stadt – und wie .de schon vermuten lässt auch auf Deutsch.

    • www.tirana.gov.al
      : Gelungener Internet-Auftritt der Stadtverwaltung – auf Albanisch und Englisch und durchaus informativ.

    Ihr habt eine interessante Seite über Tirana oder kennt eine gute Seite? Dann her damit!
    Nachdem ich die Seite überprüft habe, werde ich sie hier aufnehmen. Link bitte über Kontaktformular.

    LEAVE A REPLY

    Please enter your comment!
    Please enter your name here

    This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.