Allgemeines
Name
Hongkong ist in fast allen Sprachen als „Hongkong“ bekannt – der Name entspringt der kantonesischen Lesung des Namens 香港: hoeng1 gong2 (mehr zur Lesung siehe Kantonesisch), wobei die Aussprache im Mandarin (Standard)-Chinesisch ziemlich unterschiedlich ist: xiāng gǎng. Das erste Zeichen bedeutet „Duft“, das zweite „Hafen“, ergo „duftender Hafen“. Der Name wurde erst 1842 offiziell eingesetzt und kennzeichnete ursprünglich nur eine kleine Bucht der Hongkong Island, wobei nicht ganz klar ist, warum der Begriff „duftend“ gewählt wurde.
Seit der Rückgabe an China in 1997 lautet der offizielle Name 中華人民共和國香港特別行政區 – Hong Kong Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China. Der schlichte Name „Hongkong“ kennzeichnet mehrere Dinge – das ganze Gebiet, die Insel Hongkong selbst sowie dort wiederum den Ort Hongkong auf der gleichnamigen Insel im gleichnamigen Gebiet.
Fläche & Bevölkerung
Hongkong ist immerhin 1,108 km² – und damit gute 35 Mal grösser als das benachbarte Macao. Hongkong ist somit etwas grösser als Berlin. Hongkong sollte man eher als Gebiet begreifen und nicht als Stadt – auch in Hongkong gibt es viel Natur hier und stark besiedelte Gebiete da.
In Hongkong lebten 2009 ziemlich genau 7 Millionen Menschen – das sind in etwa doppelt so viele wie in Berlin. Die Bevölkerungsdichte ist entsprechend mit über 6’000 Einwohner pro Quadratkilometer sehr hoch. 1945 lebten gerade mal 600’000 Menschen in Hongkong – die Bevölkerung hat sich also innerhalb von 60 Jahren verzwölffacht.
Geschätzte 95% sind Chinesen – die restlichen 5% sind Wanderarbeiter aus den Philippinen, Indonesien, Thailand usw. sowie andere Ausländer – aus den USA (ca. 30’000), Briten, Australier, Kanadier usw., aber auch immerhin ca. 3’000 Deutsche.
Religion
Aus historischen Gründen ist das Christentum verhältnismässig stark – ca. 10 Prozent sind Christen. Ansonsten findet man die üblichen chinesischen Religionen: Buddhismus, Konfuzianismus, Taoismus usw.
Zeitzone
Peking-Zeit – während der Sommerzeit in Mitteleuropa ist Hongkong 6 Stunden voraus, im Winter 7 Stunden (es gibt keine Sommerzeit in China/Taiwan/Macao/Hongkong).
Sprache
Deutsch | ||||
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Danke | 谢谢 | (xièxie) | 多謝 | (do1 ze6) |
Bitte* | 请 | (qǐng) | 唔該 | (m4 goi1) |
Ja | 是** | (shì) | 係 | (hai6) |
Nein | 不是 | (bù shì) | 唔係 | ng4 hai6 |
Wie geht’s? | 你好(嗎) | (nǐ hǎo {mà}) | 你點呀 | (nei5 dim2 aa1) |
* Nicht als Antwort auf „Danke“, sondern wenn man um etwas bittet. ** Wird jedoch kaum alleinstehend benutzt |
Fast 90% der Hongkonger sprechen 粵語 Yuèyǔ (Kantonesisch) als Muttersprache. Kantonesisch gehört zum Chinesischen, unterscheidet sich aber in zahlreichen Aspekten vom Hochchinesischen: Aussprache, Tonhöhen, Vokabeln und zum Teil sogar die Schriftzeichen unterscheiden sich. Die Aussprache ist etwas schwerer als im Hochchinesischen – dort gibt es „nur“ 4 Tonhöhen, im Kantonesischen 6. Im Gegensatz zum Hochchinesischen gibt es Verschlusslaute, also Silben, die zum Beispiel auf -k oder -t enden.
Selbst in Punkto Schriftzeichen gibt es zwei grosse Unterschiede: Zum einen verwendet man im Kantonesischen Schriftzeichen, die im Hochchinesischen kaum oder gar nicht verbreitet sind (Beispiel „Kakerlake“: Im Kantonesischen 曱甴, im Mandarin 蟑螂 geschrieben). Zum anderen hat die VR China einst ca. 2,500 Schriftzeichen vereinfacht – Taiwan, Hongkong und Macao benutzen hingegen nachwievor die alten Zeichen (Beispiele für die Vereinfachung: 衛 → 卫, 議 → 议).
Es dürfte eine Weile dauern, bis man nicht nur ein paar Wörter Kantonesisch sprechen kann, sondern auch die Antworten verstehen kann. Das liegt vor allem an oben erwähnten Tonhöhen. Es gibt jedoch – wie bei allen Sprachen – eine gewisse Toleranzschwelle. Sagt man zum Beispiel 唔該,埋單 m4 goi1, mai4 dan1 im Restaurant und achtet grob darauf, dass m und mai tief, goi und dan hingegen etwas höher gesprochen werden, wird man in der Regel verstanden: Aha, die Rechnung bitte. Problematischer wird es bei kurzen Ortsnamen zum Beispiel, wo es wirklich um die richtige Tonlage geht.
Was Ausschilderungen anbelangt, so ist man in Hongkong zweisprachig: Strassennamen und Wegweiser sind generell in Kantonesisch und Emglisch vorhanden. Englisch hört man jedoch nicht allzu oft – man kommt damit eher schlecht als recht voran. Aber: Es reicht aus, um sich halbwegs verständigen zu können. Hochchinesisch hingegen wird vielerorts verstanden.
Allgemeines
Prolog
Es gibt mehrere China auf der Erde: Die Volksrepublik China, dann Taiwan, Macao und das China ausserhalb Chinas – also in Singapur zum Beispiel und in den Chinatowns in den USA, Japan und vielen anderen Ländern. Hongkong ist ein weiteres China: Die meisten Bewohner sind Chinesen und die chinesische Kultur ist allgegenwärtig, doch da Hongkong gute 150 Jahre von der Krone regiert wurde, haben sich viele Sachen anders entwickelt als im Rest Chinas. Hinzu kommt die „Insellage“ – während die VR China den kommunistischen Weg einschlug, war und ist Hongkong seit jeher kapitalistisch.
Ich war bisher zwei Mal in Hongkong, jedoch beides Mal nur sehr kurz. Deshalb sind die Hongkong-Seiten auf dieser Webseite recht kurz – ich bin mir jedoch sicher, gelegentlich wieder nach Hongkong zu gehen – die Seiten werden deshalb später etwas ausführlicher werden.
Visa
Hongkong wurde 1997 an die Volksrepublik China zurückgegeben. Staatsangehörige der meisten Nationen benötigen nachwievor ein Visum für die VR China. Hongkong hingegen behält allerdings bis 2047 seinen Status als Sonderverwaltungszone, und das betrifft auch die Einreise: Die meisten EU-Bürger (auch Deutsche) können visafrei einreisen: Ein gültiger Reisepass genügt. Bei der Einreise füllt man ein kleines Formular (siehe rechts) aus und das war es auch schon.
Nun ist Hongkong seit 1997 ein Teil Chinas, doch eine Einreise in Hongkong berechtigt nicht zur Weiterreise nach China. Man kann jedoch in Hongkong ein Visum bekommen: Bei der Aussenstelle des Aussenministeriums oder bei einem Büro des China Travel Service (CTS). Die Bedingungen in Sachen Visum für Festlandchina ändern sich allerdings ständig – es wird daher dazu geraten, vor einer Reise entweder bei der chinesischen Botschaft im eigenen Land oder auf ständig aktualisierten Seiten wie z.B. hier nachzuschauen. Wer nur mal einen kurzen Abstecher wagen möchte, braucht übrigens kein volles Visum: Kurzbesuchervisa für die angrenzende Sonderwirtschaftszone Shenzen sind an der Grenze erhätlich; die Ausstellung dauert nur ein paar Minuten.
Geld
Hongkong hat sein eigenes Geld, und das nennt sich Hongkong-Dollar. Dieser besteht aus 100 Cents. National wie international wird häufig das Kürzel HK$ benutzt – im Finanzwesen hingegen HKD. Der chinesische Name lautet 港元 (Kong Yuan) (Yuan ist auch der Name der Währung in den anderen chinesischen Ländern. Bis 1972 war der Hongkong-Dollar fest an das britische Pfund; danach bis 2005 an den US-Dollar gekoppelt. Seit 2005 hat die Währung etwas mehr Spielraum, doch im wesentlichen bleibt eine gewisse Nähe zum US-Dollar. An den Hongkong-Dollar wiederum ist der Pataca (MOP) aus dem benachbarten Macao gebunden – der Umtauschkurs beträgt immer 1 HK$ = 1.03 MOP. In Macao kann man so gut wie überall Hongkong-Dollar benutzen (und bekommt das manchmal auch als Wechselgeld zurück) – manche Geschäfte lehnen allerdings die Annahme von 1’000 HKD-Scheinen ab.
Hongkong hat eine Vielfalt von Geldscheinen, denn drei Banken sowie eine Institution haben das Recht, Geld zu drucken: Die Standard Chartered Bank (SCB), die Bank of China (BOC) und die The Hongkong and Shanghai Banking Corporation Limited (HSBC). Fast alle Geldscheine existieren deshalb in mindestens drei Varianten – ausgestellt von einer der drei Banken. Hinzu kommen neue und alte Variationen. Das ist allerdings kein Problem: Man hat sich auf Farbe und Grösse geeinigt – egal ob alt oder neu, Bank of China, SCB oder HSBC – 100-HK$-Scheine sind rot, 50-HK$-Scheine grün usw. Eine Ausnahme ist der nagelneue, hochmoderne Polymer-Geldschein im Wert von 10 HK$ (siehe Photo) – der wurde von keiner der drei Banken, sondern von der Sonderverwaltungszone herausgegeben.
Es gibt Münzen im Wert von 10, 20 und 50 cents als auch im Wert von 1, 2, 5 und 10 HK$. Bis 1992 trugen alle Münzen das Bild der Queen – diese alten Münzen sind auch heute noch gültig. Banknoten zirkulieren im Wert von 10, 20, 50, 100, 500 und 1’000 HK$. Der Wechselkurs beträgt 1 € = 11,5 HK$ (September 2009). Geldautomaten gibt es reichlich – die meisten akzeptieren alle gängigen Kreditkarten aber auch CIRRUS-Karten.
Preise
Hongkong ist verhältnismässig – für Besucher zum Teil und für dort Ansässige sowieso (die Mieten sind immens). Man muss schon bis Japan reisen, um den nächstgelegenen, ähnlich teuren Ort zu finden. In Hongkong ist dabei nicht alles teuer – auswärts Essen und Trinken ist relativ teurer (zumindest wesentlich teurer als in anderen Gegenden der Region), sowie Übernachten. Spottbillig hingegen sind zum Beispiel die Verkehrsmittel – selbst Taxis sind mehr als erschwinglich.
Wer nicht viel benötigt, viel läuft und spartan lebt, kann in Hongkong mit 25 Euro pro Tag auskommen (es gibt Hostelbetten für weniger als 10 Euro). Wer allerdings halbwegs ruhig schlafen und hin und wieder etwas gutes essen möchte – ganz zu schweigen von Museumsbesuchen etc. – sollte zur Sicherheit mindestens 60 Euro einplanen. Es ist allerdings auch ein leichtes, viel, viel mehr Geld in Hongkong zu lassen – die komplette Hotel- und Restaurantpalette ist in Hongkong vertreten.
Anreise
Flugzeug, Auto, Schiff, Hubschrauber, zu Fuss, Bus – diese Varianten gibt es, aber die meisten Besucher kommen mit dem Flugzeug. Der neue Flughafen von Hongkong, genannt 香港国際空港 (HKIA) Hongkong Chek Lap Kok International Airport, ist eines der wichtigsten Luftfahrt-Drehkreuze in Ostasien bzw. der Welt überhaupt (Rang 5 weltweit 2009). Der Flughafen hat zwei Start- und Landebahnen und liegt auf einer der Insel Lantau vorgelagerten Insel: Um den Flughafen bauen zu können, wurde die kleine Insel nahezu komplett abgetragen und das Material für die Erweiterung der Insel benutzt. 1998 löste der Flughafen den berüchtigten 啟德機場 Flughafen Kai Tak ab – jener lag fast vollständig in der Stadtmitte, war eng umbaut und erforderte viel Geschick bei den Anflügen.
Hongkong ist der Heimatflughafen der weltweit operierenden Fluglinie Cathay Pacific und wird auch von allen anderen wichtigen, interkontinentalen Fluglinien angeflogen. Hinzu kommen Verbindungen zu ca. 40 verschiedenen Orten in der VR China. Der neue Flughafen liegt zwar ein kleines bisschen weiter entfernt vom Zentrum der Stadt als der Vorgänger, aber noch nah genug: Mit dem 機場快綫 Airport Express (Zug) dauert es keine 25 Minuten bis zur Stadtmitte. Direkt von der Flughafeninsel fahren des weiteren Fähren bis nach China hinein sowie nach Macao. Bei letzterem muss man noch nicht mal in Hongkong einreisen – man kann bequem nach Hongkong fliegen und gleich mit der Fähre weiterfahren. Die Fähren sind alle sehr schnell und benötigen etwas weniger als eine Stunde. Von Macao nach Hongkong und Kowloon bezahlt man 140 MOP, andersrum ab 130 HK$ (Preise sind unterschiedlich, je nach Zeit und Wochentag). Die Fahrt vom Flughafen nach Macao kostet 180 HK$, andersrum kostet es 200 HK$. Wem die Stunde zu viel ist, der kann auch mit dem Hubschrauber (空中快線 Sky Shuttle) fliegen – dauert 16 Minuten und kostet 2’300 HK$.
In Hongkong selbst gibt es verschiedene Arten, voranzukommen: Am beliebtesten sind Busse und Taxis. Des weiteren gibt es die antik anmutende 香港電車 Hong Kong Tramways – eine Art Doppeldeckerbus auf Gleisen im Norden der Insel Hongkong, die Mass Transit Railway (MTR) – eine moderne U-Bahn, die unter anderem das Zentrum mit dem Flughafen verbindet, sowie das Eisenbahnnetz der 九廣鐵路 Kowloon-Canton Railway (KCR). Letzteres Netz ist mit dem chinesischen Bahnnetz verbunden – man kommt somit von Hongkong nach Peking, Shanghai, Guangzhou usw.
Eine der wichtigsten Verbindungen in Hongkong ist die zwischen der Insel Hongkong und Kowloon – dort ist das Meer nur knapp einen Kilometer weit. Die 天星小輪 Star Ferries befahren diese Route seit über 100 Jahren – die Fähren brauchen 9 Minuten für die Überfahrt, fassen meist gut 500 Personen und fahren sehr oft. Obwohl es auch andere Wege gibt, überzusetzen (MTR, Strassentunnel), nutzen nachwievor gute 50’000 Menschen pro Tag die Fähren. So man keine Octopus-Karte besitzt (wiederaufladbare Chipkarte), muss man erst einen Plastikchip kaufen und kann dann einsteigen. Die Überfahrt kostet werktags gerade mal 2,30 HK$ und am Wochenende 2,50 HK$.
Grenzübergänge
Seit der Rückgabe Hongkongs an China hat die Anzahl der Grenzübergänge entlang der Landgrenze stark zugenommen – mittlerweilen gibt es 9 Grenzübergänge. Der bekannteste ist der 羅湖口岸 Lo Wu – Grenzübergang, welcher gleichzeitig einer der weltweit am stärksten frequentierten Grenzübergänge ist. Jener ist auch am leichtesten – nämlich mit der Bahn – erreichbar. Lo Wu ist auch der einzige Grenzübergang, an dem man (auf der chinesischen Seite) ein Visum für die Wirtschaftssonderzone Shenzen ausgestellt bekommt.
Essen und Trinken
Am bekanntesten für Hongkong dürfte 點心 Dim Sum sein, welches jedoch weniger ein Gericht als eine Art zu Essen kennzeichnet. Dim Sum bedeutet ein Essen mit zahlreichen, kleinen Gängen mit diversen Leckerbissen der kantonesischen Küche. Eines gehört jedoch fast immer zu Dim Sum: Tee. Sowie kleine, gedämpfte Teigtaschen – darunter die 蝦餃 har gau: Shrimp-Teigtaschen mit hauchdünnem Teig. Mit Sauce schmecken die fast überall famos.
Aufgrund der Küstenlage gibt es viel Fisch und Meeresgetier in Hongkongs Restaurants und Märkten. Darunter sogar rohen Fisch. Allgemein gesprochen dominiert in Hongkong die kantonesische Küche, aber Einwanderer bringen auch die Eigenheiten der Küche anderer Landesteile von China nach Hongkong. Des weiteren findet man auch viele Restaurants, die auf Fusion setzen. Japanische Restaurants sind auch sehr beliebt in Hongkong. Wer aber aufgrund der Geschichte von Hongkong erwartet, an allen Ecken und Enden Fish’n’Chips, Chip butties, Shepherd’s Pie usw. zu finden, wird eines besseren belehrt – man muss schon danach suchen.
Geschichte – kurzer Überblick
Hongkong ist bekannt als einstige britische Kronkolonie, doch nur wenige wissen, dass die Geschichte Hongkongs als Kolonie erst sehr viel später begann als die des benachbarten, ehemals portugiesischen Macaos. Bei Ausgrabungen im Gebiet von Hongkong stellte man fest, dass die Gegend schon seit einigen Jahrtausenden besiedelt war. Für sehr lange Zeit spielte das heutige Hongkong allerdings keine grosse Rolle – in der Gegend wurde Fisch gejagt, Salz gewonnen und Perlen geerntet, doch Kanton und viele andere Städte weiter im Landesinneren spielten immer eine grössere Rolle.
Dies sollte sich 1842 ändern. Die Briten entdeckten zu der Zeit den lukrativen Handel mit Opium, welcher vom Kaiserhaus mit Missgunst betrachtet wurde. Das kaiserliche China versuchte mit Gewalt, den Opiumhandel zu stoppen, doch das in Sachen Kriegstechnik überlegene Königreich siegte gegen China und nahm bereits im Jahr 1841 die Insel Hongkong in Beschlag. Am 29. August 1842 wurde der Vertrag von Nanking besiegelt, welcher den Opiumkrieg beendete, die Chinesen zwang, einige Häfen für den Aussenhandel zu öffnen sowie England die Einrichtung Hongkongs als Kronkolonie zu genehmigen.
Die Lage von Hongkong war bewusst gewählt: Es liegt direkt an der Mündung des Perlflusses und damit an der „Aussentür“ des grossen Reiches. Zudem ist Hongkong von Natur aus mit einem geschützt gelegenen, aussergewöhnlich tiefem Naturhafen ausgestattet. Und so entwickelte sich die kleine Insel Hongkong binnen Jahren zu einer lebhaften Hafenstadt, wobei die Grenzen des Wachstums schnell deutlich wurden. Dies wurde in der Pekinger Konvention 1860 gelöst. Auch im Zweiten Opiumkrieg unterlag China den westlichen Mächten – jene besetzten Peking und drohten damit, den Kaiserpalast niederzubrennen. Der Kaiser wurde somit zu schmerzhaften Kompromissen mit England und Russland gezwungen. China verlor einen Teil der Mandschurei an Russland und musste Kowloon – die Halbinsel nördlich der Insel Hongkong – für immer an England abtreten. Ein paar Monate vorher wurde Kowloon noch „geleast“, doch die Dinge änderten sich nach der Niederlage des Kaiserreiches.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Hongkong jedoch direkt von der Dritten Pestwelle, ausgehend um 1850 in der chinesischen Provinz Yunan, getroffen – viele zehntausend Menschen starben, und Hongkong kämpfte noch bis in die 1920er mit der Pest. 1898 unterzeichneten das Vereinige Königreich und China die Zweite Pekinger Konvention, dieses Mal unter friedlicheren Umständen. Der Vertrag erlaubte Grossbritannien, die sogenannten 新界 New Territories zu pachten – ein Stück Land, welches wesentlich grösser als die Insel Hongkong ist, sowie die Insel Lantau und dutzende kleinerer Inseln rund um die Insel Hongkong. Der Pachtvertrag hatte eine Laufzeit von 99 Jahren und sicherte der Kronkolonie Raum für weiteres Wachstum.
Hongkong entwickelte sich in den Jahrzehnten bis zum 2. Weltkrieg prächtig als Handelsdrehscheibe und Schnittpunkt zwischen westlicher und chinesischer Kultur. Schnell hatte es dabei dem benachbarten, wesentlich kleineren Macao den Rang abzulaufen. Das hatte jedoch ein abruptes Ende 1941: Nur 8 Stunden nach dem Angriff auf Pearl Harbor griff Japan den Flughafen von Hongkong an und gewann damit die Luftoberheit. 17 Tage später kapitulierten die in Hongkong stationierten Truppen des Königreichs und des Commonwealth vor der japanischen Übermacht. Hongkong blieb die folgenden knapp 4 Jahre – bis zum 15. August 1945 – von Japan besetzt. Diese Jahre waren geprägt von brutaler Unterdrückung, Hunger und Hyperinflation. Viele Bewohner flüchteten vor den Besatzern oder wurden zwangsumgesiedelt – lag die Bevölkerung vor der Invasion bei 1,6 Millionen Menschen, so waren es bei Kriegsende nur noch ca. 600’000.
Die Engländer kehrten umgehend nach der Kapitulation des Japanischen Kaiserreiches am 15. August 1945 zurück. Hongkong bekam in den darauffolgenden Jahren sehr viele Zuwanderer aus China, da dort der Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und der Kuomintang wütete. Mit dem Sieg der Kommunisten flohen besonders viele Unternehmer nebst Kapital und Knowhow z.B. aus Shanghai nach Hongkong. Die Zügel wurden derweilen auch in Hongkong gelockert: Vor dem Krieg gab es noch Apartheid-ähnliche Züge (gewisse Strände und Stadtteile waren für ethnische Chinesen tabu).
Aufgrund der Entwicklung in der VR China verlegten fast alle ausländischen Firmen mit Niederlassung in China ihre Büros nach Hongkong. Hinzu kamen die zahlreichen Chinesen, die vor den Kommunisten flohen. Das Wachstum, vor allen bei den kleinen Betrieben, die alles mögliche herstellten und den Angestellten nur Hungerlöhne zahlten, brachte Probleme mit sich. Unterkünfte wurden knapp, und so begann man, mit offiziell gefördeten Wohnprogrammen massiv Wohnraum zu schaffen. Hongkong stand in den 1950ern dabei noch für ein Billiglohnland, das viel billigen Ramsch herstellt, doch das Image sollte sich schon in den 1960ern bessern. Vor allem um 1967 kam es jedoch zu schweren Unruhen in Hongkong – in der Volksrepublik tobte die Kulturrevolution, und Nachahmer und sehr viele Unzufriedene gab es auch in Hongkong. Bei den 六七暴動 Unruhen von (19)67 gab es über 50 Tote bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei und Bombenattentaten.
Die folgenden Jahrzehnte kann man mit rapidem Wachstum sowohl bei der Bevölkerung als auch bei der Wirtschaftsleistung und dem Lebensstandard bezeichnen. Aus dem Billiglohnland wurde einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte Ostasiens. Die Hochhäuser wurden immer mehr und die Bevölkerung zu einer der reichsten in der ganzen Welt. Zugute kam Hongkong dabei die allmähliche wirtschaftliche Öffnung der VR China sowie später auch die Tatsache, dass die VR China mit Taiwan nur über Hongkong als Mittelsland verkehrte: Ein nicht unbeachtlicher Teil der unzähligen Milliarden Dollar, die zwischen Taiwan und der VRC flossen, blieb in Hongkong. Hinzu kam die sich immer mehr abzeichnende Rolle als Luftdrehkreuzes für die Region sowie die steigende Beliebtheit bei Touristen.
1997 war es laut Vertrag soweit: In einer feierlichen Zeremonie wurde Hongkong von der Krone an die VR China zurückgegeben – unter der Prämisse des 一國兩制 – ein Land, zwei Systeme-Models. Die Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit sowie die meisten Gesetze sollen demnach für weitere 50 Jahre bestand haben. Die Grenze und Dinge wie die eigene Währung usw. bleiben vorerst. Die ersten Dinge, die sich änderten, hatten eher Symbolcharakter: So verschwand das Antlitz der Queen von Geldscheinen und Briefmarken. Das Bildungssystem wird dem offiziellen chinesischen System angepasst. Ansonsten lässt die Regierung in Peking Hongkong weitgehend freien Lauf.
Im ersten Jahrzehnt nach dem Jahr 2000 brachte einige Rückschläge – so durch das in Hongkong ausgebrochene SARS oder der globalen Rezession beginnend 2008, doch auch diese Herausforderungen wird Hongkong sicherlich mit Bravour meistern.
Hongkongs Topographie, Natur und Klima
Viele verbinden Hongkong mit einer grossen, dichtbebauten Stadt am Wasser mit wenig Natur, doch dem ist nur teilweise so: Es gibt sogar nahezu unberührte Flächen im Gebiet von Hongkong. Hongkong wird im wesentlichen in vier verschiedene Bereiche untergliedert: Die 香港島 Insel Hongkong, 九龍 Kowloon – die Halbinsel gegenüber der Nordküste der Insel Hongkong, 新界 New Territories – ein weites Stück Land zwischen Kowloon und der Grenze zu China sowie die 離島 Abgelegenen Inseln – immerhin 234 davon (Hongkong besteht insgesamt aus 262 Inseln.
Hongkong liegt auf der linken (hier östlichen) Seite des Deltas des Perflusses – auf der anderen Seite befindet sich Macao. Die Küste der gesamten Region ist stark zergliedert. Hongkong weist jedoch eine Besonderheit auf: Die teilweise nicht mal einen Kilometer breite Meerenge zwischen der Insel Hongkong und dem Festland (in Gestalt der Halbinsel Kowloon) bildet seit jeher einen hervorragenden Tiefwasserhafen. Dieser wird 維多利亞港 Victoria Harbour genannt.
Das Gelände in Hongkong ist relativ schroff, was zur Folge hat, dass nur wenig Baufläche vorhanden ist – es sei denn, man greift drastisch in die Natur ein, trägt Berge ab und schüttet Land auf – dies wird in Hongkong auch getan (im Falle des neuen Flughafens wurde eine kleine Insel nahezu komplett abgetragen und das Material benutzt, um die Insel zu vergrössern). Während es jedoch zum Beispiel in Tokyo einfach ist, Neuland zu gewinnen – die Bucht von Tokyo ist nicht sehr tief – braucht man bei den enormen Wassertiefen rund um Hongkong sehr viel Material, um Neuland zu gewinnen. Dies hat zur Folge, dass die bebauten Stellen Hongkongs sehr, sehr dicht bebaut sind – die anderen Gebiete (=Berge) jedoch nahezu unberührt sind. Der höchste Berg in Hongkong ist der 大帽山 Tai Mo Shan – Grosser Hutberg (auch: 大霧山 – grosser Nebelberg) – immerhin 957 Meter hoch und nahezu im Mittelpunkt der Neuen Territorien gelegen. Aber auch die Insel Lantau (nahe des Flughafens) hat ein paar 800 bis 900 Meter hohe Berge.
Gerade in den Neuen Territorien – der grossen Landmasse im Norden – findet man teilweise nahezu unberührte Gebiete – darunter die 邊境禁區 Frontier Closed Area (FCA) entlang der Grenze zur VR China – diese 28 km² grosse Fläche wurde 1951 eingerichtet. Der FCA-Erlass besagt, dass nur dort ansässige Menschen sowie Menschen, die zu einem Grenzübertritt zu China berechtigt sind, das Gebiet betreten dürfen. Da jegliche Bautätigkeit verboten ist, ist dieses Gebiet ein ursprünglich gebliebenes Naturhabitat, in das man jedoch nach wie vor nur mit Genehmigung kommt. Dies könnte sich allerdings infolge eines neuen Bebauungsplanes ab 2010 ändern.
Hongkong kämpft mit einer Reihe ökologischer Probleme. Eines davon ist das Schrumpfen natürlicher Habitate – so gibt es zum Beispiel ein paar Mangroven in Hongkong, die jedoch teilweise durch die Besiedlung bedroht sind. Ein anderes Problem ist die Luftverschmutzung, hervorgerufen zum einen durch die extrem dichte Bebauung, aber auch durch schlechte Luft, die vom Festland unter gewissen Wetterbedingungen nach Hongkong zieht. Ein anderes Problem für das Mikroklima in einigen Gebieten ist der Mauereffekt: Nicht selten werden dort dutzende über 100 Meter hohe Wohnblöcke auf engstem Raum nebeneinander errichtet (gut zu sehen nahe des Flughafens). Diese blockieren teilweise natürliche Luftströme und verursachen bzw. bestärken so zum Beispiel „Hitzeinseleffekte“ weiter unten im Tal oder am Ufer.
Das Klima in Hongkong ist feucht und subtropisch. Selbst im Winter fallen die Temperaturen kaum unter 15 Grad. Im Sommer liegen die Temperaturen tagsüber meist bei knapp über 30 Grad, nachts fallen sie dabei kaum. Insgesamt fallen über 2’000 mm Niederschlag pro Jahr (mehr als das 4-fache von Berlin), der allergrösste Teil davon zwischen April und Oktober. Die Luftfeuchtigkeit ist im Sommer meistens extrem hoch: Das merkt man zum Beispiel beim Fotografieren, da die Linse generell nach eins, zwei Sekunden sofort beschlagen ist. Im Herbst ist des weiteren Taifunsaison – gelegentlich treffen dabei Taifune direkt auf die Region und legen den kompletten Verkehr lahm.
Links
- www.hongkong-guide.de: Zahlreiche Photos, Informationen nd Erfahrungsberichte zum Thema Hongkong.
- www.yellowbridge.com/chinese/charsearch.php: Online-Nachschlagewerk für Schriftzeichen – sehr nützlich für alle, die zwar die Schriftzeichen kennen, aber nicht wissen, wie man sie auf Kantonesisch ausspricht.
- humanum.arts.cuhk.edu.hk/Lexis/lexi-can/: Gutes Wörterbuch nebst Audio-dateien, damit man mal hört, wie Kantonesisch so klingt.
- www.cantonese.sheik.co.uk/scripts/wordsearch.php: Versuch eines Kantonesisch-Mandarin-Englischen Wörterbuches.