Tiraspol

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Name

Тирасполь (Tiraspol‘). Das ist die russische und auch gängigste Bezeichnung. Auf Ukrainisch Тираспіль (Tyraspil‘), auf Moldawisch, geschrieben mit kyrillischen Buchstaben, Тираспол (Tiraspol). [Tiras] ist der alte griechische Name für den Fluss Dnestr, [pol] stammt natürlich vom griechischen Wort für Stadt: „Polis“. Merkwürdig, da Tiraspol erst im 18. Jhd. gegründet wurde.

Lage

Am linken Ufer des Flusses Днестр Dnestr. Hier mäandert der Dnestr und fliesst südlich an der Stadt vorbei. Bis Chişinău sind es 65 km, bis Odessa keine 100 km. Die ukrainische Grenze im Norden und Osten ist weniger als 10 km entfernt.

Einwohner

Mit 185’000 Einwohnern ist Tiraspol die grösste Stadt der PMR und die zweitgrösste Stadt der Republik Moldau.

Stadtbild

In Tiraspol wurden, im Gegensatz zu den meisten anderen sowjetischen Städten, keine Strassennamen geändert – ul. Kommunisticheskaya, ul. Sovietskaya, ul. Mira (Str. des Friedens) – alles noch da. Der Bahnhof der Stadt liegt etwas abseits am Ende der ул. Ленина ul. Lenina (Leninstr.). Alle Busse von und nach Tiraspol starten bzw. enden am Bahnhofsvorplatz. Direkt im Bahnhof gibt es eine Wechselstube, aber der Kurs ist schlechter als in der Innenstadt. Folgt man vom Bahnhof der Leninstr., kommt man am grossen und schönen парк им. Кирова Kirov-Park vorbei. Das Strassennetz ist wie bei vielen sowjetischen Städten streng geometrisch im Schachbrettmuster angelegt – verlaufen ausgeschlossen. Die Leninstr. führt direkt zur ул. 25 окт. ul. 25. Okt. (Strasse des 25. Oktobers) – die lange Hauptstrasse der StadtEntlang dieser Strasse liegen all die Museen, Verwaltungsgebäude und sonstigen Attraktionen.

Bahnhof und Bahnhofsvorplatz von Tiraspol
Bahnhof und Bahnhofsvorplatz von Tiraspol

Im Zentrum erstreckt sich beiderseits der Str. des 25. Okt. der пл. Конституции pl. Konstitutii (Platz der Verfassung) mit Suvorovkmal und einem heruntergekommenen Kulturpalast. Läuft man dort nach links, ist man schnell an der Brücke über den Dnestr. Weiter westlich folgen der Sitz des Ministerpräsidenten, das Gebäude des obersten Sowjets usw. Geht man die Strasse immer weiter nach Westen, gelangt man in die langgezogenen Vororte mit grosszügig geplanten, grünen Wohnvierteln. In der Stadt gibt es nur sehr wenige historische Gebäude, dafür aber um so mehr Denkmäler. Die Strassen sind erstaunlich sauber und der Verkehr ziemlich gering.

Anreise

Tiraspol ist leicht mit der Bahn und dem Bus von Chişinău und derUkraine erreichbar. Andere Busse fahren auch nach Comrat und Bălţi. Genaueres dazu siehe Anfahrt PMR. Entlang der Str. des 25. Oktober fahren alte Trolleybusse. Trolleybus Nr. 1 und 19 fährt direkt nach Bendery. Der Fahrpreis beträgt 0.7 Rubel (0.06 Euro), bezahlt wird im Bus. Das nagelneue Sheriff-Stadion liegt auf halber Strecke rechterhand (von Tiraspol aus gesehen).

Sehenswertes

Als Ergebnis des Russisch-Türkischen Krieges von 1787 bis 1791 gewann Russland die Krim und einen Teil Bessarabiens hinzu. Die Gebiete sollten freilich alsbald besiedelt werden. Feldherr А.В. Суворов A.W. Suworow (eine Art Nationalheld Transnistriens) beschloss 1792, hier eine Festung zu bauen, um die herum sich später die Stadt entwickelte. Da am Rand des Russischen Imperiums, sah die Stadt viele Kriege und war strategisch wichtig. 1918 fiel selbst Tiraspol an Rumänien, wurde 1920 jedoch zurückerobert. Von 1929 bis 1940 wurde die Stadt zur Hauptstadt der МАССР MASSR (siehe Geschichte der PMR). Von 1941 bis 1944 wurde Tiraspolvon der Wehrmacht besetzt. 1989 war die Stadt schliesslich Ausgangspunkt der sezessionistischen Bewegung und wurde schliesslich 1990 zur Hauptstadt Transnistriens erklärt. In der Stadt selbst wurde im Bürgerkrieg nicht gekämpft.

Die Str. des 25. Oktobers
Die Str. des 25. Oktobers

Die Hauptstrasse von Tiraspol ist lang und wird von einigen, wenigen Geschäften gesäumt. Wenige Autos, wenige Menschen und ziemlich sauber – eine etwas merkwürdige Atmosphäre. Die Stadt wurde grosszügig angelegt und hat viel Grün. Grosse Gedenkstätten erinnern an die Toten des Afğānistān-Abenteuers und die Gefallenen des bewaffneten Konfliktes 1992 – dazu zählen das obligatorische Grab des unbekannten Soldaten sowie eine ewige Flamme. Grosse Plakate erinnern daran, wo man ist: In der glorreichen Pridnestrischen Moldawischen Republik. Man sieht aber vereinzelt auch Produktwerbung.

Suwarowdenkmal und Sitz des Ministerpräsidenten
Suwarowdenkmal und Sitz des Ministerpräsidenten

Ein seltsames Bild ergibt sich vor dem Palast des Präsidenten gegenüber des Platzes der Verfassung. In Sichtweite des „Palastes“, unterhalb der Reiterstatue des Stadtgründers Suwarow, verkaufen einige alte Leute ihr letztes Hemd – im wahrsten Sinne des Wortes, denn alle Sachen, die angeboten werden, stammen aus Haushalten und bringen bestenfalls ein paar Kopeken ein. Ein trauriges Bild.

Frisch restaurierte Kirche in Tiraspol
Frisch restaurierte Kirche in Tiraspol

Doch nicht nur sozialistische Monumente warten in der Stadt auf – eine schöne, scheinbar erst jüngst restaurierte Kirche gibt es ebenfalls im Zentrum. Die Bevölkerung ist keineswegs atheistisch – ein Gottesdienst, in den ich in Bendery geraten bin, war sehr gut besucht. Ein Dramatisches Theater gibt es auch. Schön ist in Tiraspol, dass die Industrie vor den Toren der Stadt liegt. Die Wohnviertel von Tiraspol, vor allem westlich des Zentrums, sind zwar etwas heruntergekommen, sehen aber noch ziemlich gut aus. Auffällig ist die hohe Militärpräsenz – unglaublich viele Soldaten der PMR-eigenen Armee laufen durch die Strassen. Ein paar davon sturzbetrunken.

Umgebung

Nur wenige Kilometer entfernt im Westen liegt die 1992 heiss umkämpfte Stadt Bendery, die man sich als Transnistrien-Besucher nicht entgehen lassen sollte.

Übernachtung

Im Stadtzentrum steht das Hotel Дружба Drushba (Freundschaft). Dort gilt noch das zwei-Preise-System, das heisst, Ausländer zahlen mehr. Soll aber trotzdem recht billig sein. Vor dem Check-in muss man sich allerdings bei der Miliz registrieren lassen (siehe oben).

Wer sich wie in einem DDR-typischen HO-Restaurant fühlen möchte, sollte unbedingt ins Кафе Чудесница (Kafe Chudesnitsa) (Café Wunderbar!?) essen gehen! Etwas düstere Mensa-Atmosphäre mit Selbstbedienung. Alles ist wie damals. Zu zweit bezahlt man mit Getränken und allem knapp einen Euro. Befindet sich an der ul. 25. Okt. nahe der Post. Der Name steht nur auf Russisch da.

WWW

2 COMMENTS

  1. Hi Ich komme selber aus Tiraspol und besuche diese Stadt mindesten ein mal pro Jahr. Der Artikel ist ueberwiegend korrekt und objektiv. Doch muss ich ein Paar wesentliche Kommentar hier bringen:Also die Behauptung:“verkaufen einige alte Leute ihr letztes Hemd“ um etwas zu verdienen,stimmt nicht. Es geht um einen typischen Flohmarkt,der auf regulaerem Basis in der Stadtmitte funkzioniert, also Die Leute sammeln dort nicht zu verdienen, sondern einfach diz Zeit zu verbringen,die aktuelle Probleme zu diskutieren.., Auch im Bereich des Hotels enthaelt Artikel die Ungenauigkeiten. Danke!,

  2. ich war im Sommer als Tourist in Tiraspol.In der Odessaer Strasse gegenüber vom Busbahnhof ist ins Eisstadion „Sneschinka“ ein ganz modernes,schönes Hotel integriert,Zimmer 50 Dollar,die Nacht.Im dazugehörigen Restaurant ist man sehr gut und billig.Die Betreiber waren sehr,sehr nett und gastfreundlich.

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