Zagreb

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Allgemeines

Name

Zagreb. Bekannt ist aber nach wie vor auch der alte, deutsche Name Agram. Der Name Zagreb leitet sich vom slawischen za-grebl – „hinter dem Graben“. – ab. Das ist Ansichtssache: Von der Oberstadt her gesehen liegt die Unterstadt in einem Graben. Früher tauchte die Stadt auch unter dem Namen Gradec auf – heute der Name für den ältesten Teil der Stadt.

Lage

Liegt in der Mitte Kroatiens, wenn man das bei der Form des Landes so sagen kann. Die Stadt liegt am Ufer des grossen Flusses Sava (Save), wobei jedoch der Grossteil der Stadt nördlich des Flusses liegt. Die Stadt selbst ist leicht hüglig. Gleich nördlich von Zagreb erstreckt sich das Medvednica-Bergmassiv (medved heisst eigentlich „Bär“!?), welches immerhin bis zu 1030 m hoch ist.

Der nächste Grenzübergang nach Slowenien ist nur gute 25 kmentfernt, und bis zur slowenischen Hauptstadt Ljubljana sind es auch nur 150 km. Die Küste ist allerdings genauso weit entfernt.

Einwohner

Knapp 780’000 Einwohner (2001) – mit Vororten sind es jedoch mehr als 1.2 Mio Einwohner. Damit ist die Stadt mit Abstand die grösste des Landes.

Stadtbild

Zagreb ist relativ deutlich untergliedert in Ober- und Unterstadt. Die gesamte Stadt erstreckt sich mehr in Ost-West-Richtung, und nur ein kleiner Teil liegt südlich des Flusses Sava. Das historische Zentrum liegt jedoch komplett nördlich der Sava. Der Glavni kolodvor (Hauptbahnhof) liegt südlich des Zentrums – von dort gehen zwei breite Strassen Richtung Norden – zwischen den Strassen gibt es mehrere schöne Parkanlagen. Dies ist die Donji Grad (Unterstadt) mit prächtigen Bauten aus dem 19. Jahrhundert Läuft man weiter geradeaus, kommt man zum sehr grossen Trg bana Jelačića (Platz des Fürsten Jelacic). Und von dort auch schnell in den ältesten Teil der Stadt, genannt Gornji Grad (Oberstadt) und dem alten Viertel Kaptol. Wie der Name schon sagt, liegt die Oberstadt höher als der Rest. Dort findet man auch kleinere, verwinkelte Gassen. Das Zentrum der Stadt ist übersichtlich und zu Fuss erkundbar.

Altes und Neues in Kroatiens Hauptstadt
Altes und Neues in Kroatiens Hauptstadt

Geschichte

Zagreb ist zwar heute bedeutend, spielte in der Geschichte jedoch keine so bedeutende Rolle. Erstmals erwähnt wurde Zagreb im Jahr 1094, als hier eine Diözese gegründet wurde. Zagreb war damals eine Doppelstadt, bestehend aus dem säkularen Teil Gradec – der heutigen Oberstadt – und dem klerikalen Teil Kaptol. 1242 wurde Zagreb bzw. die beiden Teile zur Freien Stadt innerhalb des Ungarischen Reiches erklärt. Erst 1557 wurde Zagreb erstmals Hauptstadt, allerdings nicht eines unabhängigen Landes, sondern nur der Provinz Kroatien.

Im 17. Jhd. gründeten Jesuiten hier eine Akademie, aus welcher sich später die Universität entwickeln sollte. 1776 zog die kroatische Regierung endgültig von Varaždin (75 km nördlich von Zagreb) nach Zagreb, aber Kroatien war auch damals noch Teil der Habsburger Monarchie. Trotzdem boomte die Stadt – Kultur und Industrie und die gesamte Stadt entwickelten sich prächtig, was man auch heute noch gut sieht.

Hauptstadt eines unabhängigen Staates wurde Zagreb eigentlich jedoch erst während des Zweiten Weltkrieges und schliesslich 1991. Der Unabhängigkeitskrieg 1991-95 machte, obwohl die Hauptkampfplätze weit entfernt lagen, nicht halt vor Zagreb. Es gab Luftangriffe, zwar keine Flächenbombardements, aber doch tödlich. Im Frühjahr 1995 wurden sogenannte „Glöckchen“, auf Personenschaden zielende Minibomben, über der Altstadt abgeworfen. Das Ergebnis waren einige Tote und Verletzte. Ausserdem gab es Angriffe auf die amerikanische Botschaft und den Amtssitz des Präsidenten.

Heute ist die Stadt das unangefochtene Zentrum des Landes – vom Tourismus mal abgesehen, denn so viele lassen sich nicht in Zagreb blicken.

Anreise

Zur An- und Abreise siehe auch Reisetipps Kroatien. Es gibt direkte Züge von und nach München (9h), Wien, viele Züge am Tag nach Ljubljana (2½ Stunden, 87 Kuna), Split (9h, 91 Kuna), Budapest, Belgrad, Skopje usw. usf. All diese Zielekann man auch mit Bussen erreichen. Zagreb beheimatet zudem den wichtigsten Flughafen des Landes, den Zračna Luka Zagreb. Der liegt im Südosten und ist knappe 20 km entfernt. Von dort fahren Busse ins Zentrum. Von allen wichtigen Flughäfen Europas gibt es Linienflüge nach Zagreb.

Sehenswertes

Wer vom Bahnhof aus die Stadt erkundet, wird beim Bahnhof selbst erstmal etwas enttäuscht sein – denn jeniger ist ziemlich klein und etwas muffig – aber letzteres kann sich natürlich schnell ändern. Tritt man jedoch aus dem Bahnhof heraus, staunt man: Vor einem breitet sich ein langer Park aus, der links und rechts von prächtigen Gebäuden aus der Zeit um 1900 gesäumt. Die sind auch alle im besten Zustand. Die erste Parkanlage nennt sich Trg Tomislava (trg=Platz), am Ende selbiger steht ein grosser, gelber Pavillon, der für Ausstellungen genutzt wird. Der zweite Park dahinter nennt sich Trg Strossmayerov und beherbergt die gleichnamige Galerie Strossmayer mit Werken neuer und alter Meister.

Mariensäule im Stadtteil Kaptol
Mariensäule im Stadtteil Kaptol

Links und rechts dieser langen, als Park gestalteten Plätze findet man die feinsten Boutiquen und ersten Adressen der Stadt. Und das sehr grosse Archäologische Museum am linken Ende des dritten Parks, dem Trg Šubiča Zriskog. Nähert man sich nunmehr der Oberstadt im Norden, kommt man unweigerlich auf den Trg bana Jelačića (Platz des Fürsten Jelacic), auch bekannt als der Platz der Republik. Ein grosser freier Platz, der nicht selten als Marktplatz genutzt wird. Dort befindet sich auch die Touristeninformation.

Vom Platz der Republik läuft man nur noch ein kurzes Stück gen Norden, steigt ein paar Treppenstufen hoch und steht auf dem Dolac Market (Gemüsemarkt), noch immer als solcher genutzt. Hier beginnt der Stadtteil Kaptol – der einst klerikale Teil der Doppelstadt Gradec-Kaptol. Von dort geht man nur ein kleines Stück nach rechts und befindet sich auf einem weiteren, kleinen Platz, dessen Mitte von der Mariensäule geschmückt wird.

Die grosse Kathedrale des Hl. Stefan
Die grosse Kathedrale des Hl. Stefan

Gegenüber davon befinden sich alte Befestigungsmauern nebst Türmen aus dem 16. Jahrhundert und die alles überragende Sv. Stpinac Katedrala (Kathedrale des Hl. Stefan). Der Bau dieser doppeltürmigen Kirche wurde zwar im 13. Jhd. begonnen, aber erst im 18. Jhd. fertiggestellt. 1880 gab es jedoch ein verheerendes Erdbeben, infolge dessen die Kirche schwer beschädigt wurde. Sie wurde schnell wieder im vorwiegend neogotischen Stil wiederaufgebaut – was man heute sieht, wurde zu grossen Teilen 1899 fertiggestellt. Die Doppeltürme sind gute 100 m hoch und von weitem sichtbar. Sie wurde derweilen umbenannt in Kathedrale der Erscheinung der Hl. Jungfrau Maria. Im Inneren der Kirche findet man jedoch auch barocke und Renaissance-Elemente sowie einen prächtigen Altar. Die Kathedrale war um das Jahr 2000 herum zu grossen Teilen eingerüstet – die Restaurationsarbeiten sollten mittlerweilen abgeschlossen sein.

Geht man von der Kathedrale wieder Richtung Westen über den Gemüsemarkt, kommt man zu einer langen Strasse mit dem wohlklingenden Namen Tkalčićeva – hier reihen sich zahlreiche Café’s und Bars aneinander und machen diese Strasse und die nahe Kozarska ul. zur Vergnügungsmeile der Stadt. Beide Strassen sind als Fussgängerzonen ausgewiesen. Auch tagsüber ist hier viel los – der richtige Ort für einen Espresso, bevor man sich in die höher gelegene Oberstadt, auch Gradec genannt, vorwagt. Die betritt man durch das Kamenita Vrata (Steintor). Dies war einst ein Holztor, wurde aber durch ein Feuer 1731 zerstört. Einzig und allein ein Marienbildnis sei wohl unversehrt geblieben – daran wird in einer kleinen Kapelle erinnert.

Die enge Oberstadt steht im scharfen Kontrast zur grosszügig geplanten Unterstadt. Hier sieht es mittelalterlich aus – mit vielen alten Häusern und engen Gassen. Im Zentrum der Oberstadt liegt der Markovićev Trg (Markov-Platz). An der Nordseite steht die grosse Sv. Marko Crkva (Kirche des Hl. Markus), die allein durch das Dach auffällt (siehe Foto unten). Mit bunten Ziegeln wurde das Staatswappen dargestellt Der gotische Bau stammt zwar aus dem 13. Jhd., aber das Dach in der heutigen Form wurde erst 1880 geschaffen.

Die Hl. Marko-Kirche mit dem charakteristischen Dach
Die Hl. Marko-Kirche mit dem charakteristischen Dach

Neben der Kirche befindet sich das Sabor genannte Gebäude von 1908, welches heute von der Kroatischen Nationalversammlung genutzt wird. Des weiteren findet man in Gradec mehrere Klöster und Kirchen sowie Museen – darunter das Hrvatski Povijesni Muzej (Kroatisches Historisches Museum). An der Südseite der Oberstadt, unweit des Katarinski Trg (Katherinenplatz), steht der Lotršćak-Turm. Für 5 Kuna kann man den Turm besteigen, und das Geld ist gut angelegt – man kann über die ganze Stadt schauen. Von dort kann man schliesslich entweder über Treppen oder mit einer über 100 Jahre alten Zahnradbahn zur Unterstadt gelangen.

Es gibt noch mehr zu sehen in Zagreb – überraschend ist allemal die schöne Atmosphäre in der Innenstadt. Und Museums- und Gallerienfans kommen hier auch auf ihre Kosten. Kroatien ist ebend nicht nur Zadar, Split und Dubrovnik, sondern – unter anderem – auch Zagreb.

Übernachtung

2001 sah es schlecht aus mit billigen Unterkünften – deshalb fuhren wir weiter mit dem Nachtzug. Das hat sich jedoch seitdem grundlegend geändert — so sind zum Beispiel Ferienhäuser in und bei Zagreb eine lohnenswerte Alternative. An teureren Hotels und Pensionen mangelt es freilich nicht, aber eine Vielfalt an Angeboten wie in Budapest oder gar in Prag darf man nicht erwarten.

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