Allgemeines
Name
Несебър (Nesebâr, Nesebar, auf Deutsch meist Nessebar). Die Griechen, die hier eine Kolonie gründeten, nannten den Ort erst Mesambria; anlehnend daran nannten die Bulgaren wie auch die Osmanen den Ort Mesemvrija. Erst um 1930 herum erhielt die Stadt ihren heutigen Namen. Die internationale Schreibweise ist Nesebar bzw. Nesebâr.
Lage
Nessebar befindet sich auf einer felsigen Insel, die durch einen künstlichen Isthmus mit der Küste verbunden wurde. Die Stadt liegt an der bulgarischen Schwarzmeerküste zwischen Varna (ca. 90 km) und Burgas (etwa 25 km). Nur wenige Kilometer südlich befindet sich das ebenfalls interessante, historische Städtchen Pomorje; im Norden schliesst sich der Sonnenstrand an.
Einwohner
Knapp 20’000 (inkl. Neu-Nessebar!)
Stadtbild
Nessebar wird in Alt-Nessebar, also dem historischen Bereich auf der (Halb)insel, und Neu-Nessebar auf dem Festland getrennt. Da die Gassen in Alt-Nessebar zu eng sind, dürfen Besucher nicht mit dem Auto auf die Insel, sondern müssen ihr Gefährt auf einem grossen Parkplatz vor der Insel stehenlassen. Neu-Nessebar ist eher von marginalem Interesse; Alt-Nessebar hindes eine gelungene Kombination sehr alter Ruinen, grösstenteils aus Holz gebauten, 200 bis 300 Jahre alten Wohnhäusern und engen, katzenkopfpflasterbedeckten Gassen. Ganz Alt-Nessebar wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Durch die Stadt ziehen alljährlich Millionen Touristen – dementsprechend gibt es an allen Ecken und Enden Souvenirläden, Restaurants usw. Zumindest im Sommer ist es völlig unmöglich, sich die Stadt in Ruhe anzusehen (was einen allerdings nun auch wieder nicht von einem Besuch abhalten sollte).
Geschichte
Zuerst gab es hier eine thrakische Siedlung, deren Spuren bis ins 2. Jahrtausend v.u.Z. datiert wurden. Die Halbinsel war damals wesentlich grösser – etwa ein Drittel büsste sie durch Küstenerosion ein. Die Thraker bauten schon damals einen Hafen und hiessen die Stadt Menabria. Im 6. Jhd. v.u.Z. begann die lang anhaltende griechische Periode – dorische Griechen gründeten hier die Kolonie Menabria. Selbiges war gar ein Stadtstaat mit eigener Flotte, eigenem Geld, zahlreichen Tempeln und einer Festung (Ruinen davon sind vorhanden). 72 v.u.Z. nahmen die Römer Thrakien ein. Das weiter südlich gelegene Anchialos (heute Pomorje) lief der nun Mesambria genannten Siedlung den Rang ab – Handel und Produktion liessen nach, und vieles verfiel. Unter byzantinischer Herrschaft, vom 4. bis 7. Jhd., ging es der Stadt wieder besser – Basiliken wurden gebaut und der Handel wiederbelebt. Die Festungsanlagen wurden ausgebaut und der Ort zum Flottenstützpunkt umgewandelt. Auch im Ersten Bulgarischen Reich und nachfolgender erneuter osmanischer Besetzung blieb das nun Mesemvrija genannte Nessebar von grosser Bedeutung. Während des Zweiten Bulgarischen Reiches im 14. Jhd. erreichte die Stadt schliesslich ihre grösste Blüte. Nun wurde auch vor den Toren der Altstadt viel gebaut.
In den nachfolgenden fünf Jahrhunderten osmanischer Besetzung nahm die Bedeutung stark ab; nach der Befreiung durch russische Truppen 1829 wanderten viele, meist griechische und türkische Bewohner, aus. Nessebar war nunmehr einfach nur ein kleiner, vergessener Fischerort. Um 1900 gab es nur knapp 1900 Einwohner – fast 95 % davon Griechen. Mehr und mehr Griechen wanderten jedoch aus und Bulgaren übernahmen die Oberhand. Ab den 1930er Jahren entdeckte man Nessebars Qualitäten als Erholungsort – neben Weinanbau und Fischerei wurde Tourismus zur Haupteinnahmequelle. Seit den 1960er Jahren begann man mit umfangreichen Restaurierungen. Die Krönung war schliesslich die Ernennung zum Weltkulturerbe 1983.
Die meisten Einwohner leben nunmehr in Neu-Nessebar. Die gesamte Stadt hat momentan die Kapazitäten, etwa 15’000 Touristen zu beherbergen.
Anreise
Nessebar liegt an der Hauptstrasse zwischen Varna und Burgas und ist damit sehr gut mit Bus und Auto erreichbar. Wie oben bereits erwähnt, dürfen Busse und Autos nicht auf die Halbinsel. Zugverkehr gibt es in der Gegend nicht. Es gibt auch Fähren von Varna und Burgas, allerdings gibt es Gerüchte über dieEinstellung des Fährverkehrs. Da die Fähren zudem sicherlich nur in der Hauptsaison fahren, sollte man sich vorher kundig tun. Der Flughafen von Burgas liegt gerade mal 20 km weiter südlich.
Sehenswertes
Kommt man über den künstlichen Damm auf die Halbinsel, steht man erstmal vor dem Archäologischen Museum der Stadt – untergebracht in einem der wenigen modernen Gebäude der Stadt. Insgesamt gibt es auf der Halbinsel mehr als ein Dutzend Kirchen – die meisten allerdings sind Ruinen. Die am besten erhaltene Kirche ist die Pantokrator-Kirche, in der sich heuer eine Galerie befindet.
In der Stadt findet man viele Häuser im typisch bulgarischen Wiedergeburtsstil, bei denen der Sockel und das Erdgeschoss aus Stein, der Rest darüber dann aus Holz gebaut wurde. Typisch für Nessebar sind auch Häuser mit horizontalen, rot-weissen Streifen.
Obwohl auch zu osmanischen Zeiten florierend, findet man kaum Überreste osmanischer Natur. Die Minarette wurden nach und nach alle entfernt. Lediglich ein Hamam (türkisches Bad) am Stadteingang blieb erhalten. Die komplette Altstadt ist ein einziges Freilichtmuseum (und Flohmarkt zugleich), in dem man ruhig einige Stunden spazieren sollte.
Umgebung
Nessebar liegt auf der Nordseite der Bucht von Burgas; mit losen Hügelketten als Hinterland. Wie eingangs erwähnt, findet man in der Nähe zahlreiche Badeorte, darunter den Sonnenstrand mit grossen Touristenkomplexen im Norden sowie die ebenfalls schöne, historische Innenstadt von Pomorje. Vor allem die Großstadt Burgas und damit das Tor zur schönen Südküste liegt quasi gleich um die Ecke.
Übernachtung
Gibt es im Überfluss. Wenn man nicht in einer der Touristenhochburgen stationiert wurde, findet man in Nessebar reichlich Privatunterkünfte, Pensionen und Hotels. Oder man zeltet auf einem der zahlreichen Campingplätze der Umgebung. Bzw. ist eine Fahrt nach Nessebar auch in Form einer Tagestour von Burgas kein Problem.
WWW
- whc.unesco.org/sites/217.htm: Kurze englische Beschreibung der UNESCO (offizielle Seite).
- bulgaria.domino.bg/nesebar: Offizielle, bulgarisch-englische Seite über Nessebar. Durchaus hilfreich!