Allgemeine Fakten
Luòyáng ist eine mittelgrosse Stadt unweit des Gelben Flusses 黄河 in der Provinz Hénán 河南. Was diese Stadt so besonders macht, ist freilich ihr historischer Hintergrund. Sie diente während insgesamt neun Dynastien als Hauptstadt. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt allerdings während der T’ang-Dynastie (唐, 618 – 907), als das nicht allzu weit entfernte Chang’an, heute bekannt als „Xi’an, Hauptstadt war. Chang’an war zwar politische Hauptstadt, aber in Punkto Kultur und Wissenschaft spielte die Musik in Luòyáng. Das blieb auch nach dem Ende der T’ang-Dynastie so.
Anreise
Die Stadt liegt im Dreieck Shanghai, Peking und Xi’an, wobei letzteres am nächsten ist. Sie ist aber per Bahn recht gut zu erreichen. Von Peking dauert es mit dem Schnellzug rund 10.5 Stunden, von Shanghai 16.5 Stunden und von Xi’an etwa 6 Stunden. Wer es ganz eilig hat – die Stadt hat auch einen Flughafen. Von Taiyuan kostete uns ein mittelschneller Zug 116 Yuan, nach Xi’an etwa 180 Yuan.
Unweit von Luòyáng befinden sich die berühmten Shaolin-Klöster. Diese sind mit dem Bus in ca. anderthalb Stunden leicht von der Stadt aus zu erreichen.
Zu den berühmten Buddhas von Lóngmén fahren Busse – so etwa Bus No 81, der vom Bahnhof abfährt.
Übernachtung
In Luòyáng gibt es durchaus ein paar günstige Unterkünfte. Dazu zählt das vom Bahnhof etwas entfernte Guângzhôu-Hotel 广州酒家. Ob das allerdings als empfehlenswert gelten kann… Unverheiratete Paare sollten wissen, dass ihre Chancen auf ein gemeinsames Zimmer sehr schlecht stehen. Wir gaben zwar auf Anfrage vor, verheiratet zu sein, doch man wollte gar die Heiratsurkunde sehen!!! Also mussten wir notgedrungen zwei Zimmer nehmen. Es gibt allerdings nur Doppelzimmer. Wir zahlten den angegebenen Preis wie verlangt bei Ankunft. 20 Yuan pro Zimmer, mal zwei da nun zwei Zimmer, und nochmal mal 2 für zwei Übernachtungen. Macht nach Adam Riese 80 Yuan. Jedoch: In der zweiten Nacht, und zwar gegen 1 Uhr, kamen Angestellte ins Zimmer (das wir natürlich zusammen bewohnten), und verlangten den gleichen Preis nochmal! Nun ging’s los: Sie konnten weder Deutsch noch Englisch, ich konnte mit meinem „Hallo-Wie gehts-Ich bin aus Deutschland-wo ist hier der Bahnhof“ – Standardvokabular auch nicht viel ausrichten. Allerdings kannte ich die Schriftzeichen. Und so entbrannte an der Rezeption eine wilde Zettelschlacht – per Schriftzeichen und mit lautem (wenn freilich auch unnützen) Lamentieren beider Seiten. Diese dauerte zwei Stunden!!! Es war einfach unglaublich. Aber so kam ich auch auf den Grund: Der angegebene Preis für ein Doppelzimmer bezog sich auf eine Person im Doppelzimmer – nicht auf das Zimmer selbst. Sowas habe ich vorher noch nie gesehen und sah es auch nicht ein – zumal man uns ja zwangsweise getrennt und einzeln in Doppelzimmer gesteckt hatte. Deswegen sah ich nicht ein, nochmal zu bezahlen – ich sah es in dem Moment als Geldschneiderei an. Gegen 3 Uhr morgens las ich die Schriftzeichen für „Polizei kommen“ und war kurz davor, dann doch aufzugeben. Plötzlich fragte man uns, wann wir abreisen. Ich sagte „heute“ – da es sowieso so geplant war. Und – sie gaben nach! Und wir verstanden uns sogar noch ziemlich gut danach und lachten über dies und das. Es ging nur um weniger als 10 €, aber man wird so oft übervorteilt, dass man irgendwann allergisch darauf reagiert – jeder Backpacker dürfte das bestätigen können. Irgendwann habe ich mal in einem Lonely Planet über China nachgesehen, ob wir im Recht waren. Da stand das Hotel tatsächlich drin, dahinter der Hinweis „Achtung! Die dort angegebenen Preise gelten pro Person, nicht pro Zimmer!“. Oops. Aber es war mal eine interessante Erfahrung. 10 € gespart zu haben bedeutete freilich in dem Moment absolut gar nichts.
Das Hotel aus dem Grund als schlecht zu bezeichnen wäre falsch. Es hat relativ saubere Zimmer und ist wirklich preiswert. Einzig unverheiratete Paare sollten es sich gut überlegen. Dem Rest kann ich es durchaus empfehlen. Zu erreichen per Bus vom Bahnhof, Linie 103 bis Guangzhou-Markt – gegenüber eines grossen Kaufhauses. Hier die Adresse: jîng huâ lù 12 景华路12号. Telefonnummer ist 4911205.
Sehenswertes
Luòyáng ist in Altstadt und Neustadt unterteilt – es gibt jeweils einen Bahnhof. In der Stadt selbst gibt es diverse Sehenswürdigkeiten, die allerdings von untergeordnetem Interesse sind. Denn der wahre Grund, diese Stadt zu besuchen, liegt ein paar Kilometer weiter südlich.
Dort findet man entlang des Ufers des Yî-Flusses 伊河 die Höhlen von Lóngmén (龙门石窟, auf Deutsch „Drachentor-Höhlen“). Beiderseits des Yi-Flusses wurden ab 494 u.Z. über vier Jahrhunderte hinweg unzählige Höhlen in den Fels getrieben. Obwohl das Wort „Nischen“ passender wäre. Darin befinden sich jeweils Buddha-Statuen. Der ganze Komplex am Ostufer ist leider fast restlos zerstört worden, doch am Westufer findet man über 2000 mehr oder weniger grosse Nischen, 40 Steinpagoden und geschätzte 100’000 Buddhastatuen.
Einige Nischen sind winzig klein, andere wiederum riesig gross. Eine der grössten ist die Qiánxîsì-Höhle 潜溪寺洞, in der man drei grosse Statuen Buddhas und zwei seiner Schüler sowie sehr interessante Torwächterstatuen findet. Fertiggestellt wurde dieser Teil im 7. Jahrhundert.
Unterschiedliche Stile, da über einen längeren Zeitraum gestaltet, weist die Dreiergruppe der Bînyáng sândòng 宾阳三洞 (-dòng bedeutet Höhle) auf, an deren Bau angeblich 800’000 Arbeiter beschäftigt waren! Die mittlere Höhle ist die älteste – aus dem 6. Jhd. – und beherbergt einen über acht Meter hohen, sitzenden Buddha.
Unweit davon findet man die Wànfó-dòng 万佛洞 – die „Höhle der Zehntausend Buddhas“, was durchaus keine Untertreibung ist: Hier zählte man etwa 15’000 verschieden grosse Buddhastatuen, erschaffen in der T’ang-Dynastie um das Jahr 680 u.Z.
Die gewaltigste Höhle mit der grössten Statue ist die Fèngxiân-sì-Höhle 奉先寺洞. In ihr thront ein sitzender Vairocana-Buddha (lúshènàfó 卢舍那佛), der immerhin eine Höhe von gut 17 Metern aufzuweisen hat.
Zum Eingang der Höhlen fahren die Busse 81 (vom Bahnhof), 53 und 60. Eintritt kostet 25 Yuan, was den Eintritt in ein angeschlossenes Museum beinhaltet. Restaurants und Souvenirläden gibt es auch reichlich.
Photos
Luoyang ist eine alte Kaiserstadt. Die historisch relevanten Bauten befinden sich allerdings weit ausserhalb. Das Stadtzentrum selbst ist nicht berauschend. Wagt man sich etwas abseits der Hauptstrassen, findet man Viertel wie dieses – mit zahlreichen engen Hinterhöfen. Wohl ein um die 50er errichtetes Wohnviertel, vermischt mit kleineren Manufakturen. Selbst hier kann man auch als Ausländer unbekümmert und frei herumlaufen – China ist, verglichen mit manch anderen Ländern – ziemlich sicher bzw. gibt einem das Gefühl, sicher zu sein.
Unweit von Luoyang, am Fluss Yi 伊河, befindet sich der Longmen (龙门) genannte Gebirgsdurchbruch. Seit dem 6. Jhd. wurden zahlreiche Grotten in den Berg getrieben und mit Buddha-Statuen versehen. Man spricht von insgesamt rund 100 000 Statuen unterschiedlichster Grösse. Allein in einer der grossen Grotten befinden sich rund 15 000 Statuen. Eintritt ist 25 Yuan – das Ticket enthält Erklärungen in Englisch. Lohnenswert ist es, den Fluss zu überqueren, da man von der anderen Seite eine schöne Aussicht auf die gesamte Anlage hat wie dieses Photo beweist.
Die Grotten von Nahem. Die meisten sind sehr klein. Faszinierend sind natürlich eher die grossen Grotten mit den gewaltigen Buddha-Statuen, doch man muss diese Anlage als Ganzes betrachten, denn die Menge macht’s. Leider sind vor allem in diesem Jahrhundert tausende Statuen zerstört und bzw. oder geraubt worden, was den Wert der Anlage erheblich schmälert. Bei besagten 100’000 Statuen kann man problemlos Wochen an diesem Berg zubringen, so dass man, wenn man nur einen Tag dort verbringt, das Gefühl hat, lediglich eine Ahnung von der Bedeutung dieser Anlage gewonnen zu haben.
Diese beiden Figuren befinden sich im Tempel der Ahnenverehrung (Fengxian 奉先寺). Die linke Gestalt mit der Pagode in der Hand ist einer der beiden Himmelskönige; die rechte ein Wächter. Die zentrale Gestalt, der Locana-Buddha, dieses Tempels ist 17 m gross. Diese Grotte (obwohl nach oben offen) ist die grösste der insgesamt 2345 Nischen. Dieser Teil wurde Mitte des 7. Jhd. während der T’ang (唐)-Dynastie fertiggestellt.