Kutná Hora

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Name

Kutná Hora. Der deutsche Name lautet Kuttenberg – was einfach nur die Übersetzung des tschechischen Namens ist. Im Gegensatz zu „Budweis“ oder „Eger“ findet man aber den deutschen Namen kaum – gängig ist der tschechische Name. Am Nordrand von Kutná Hora befindet sich der gleichnamige, markante Berg („hora“ bedeutet „Berg“).

Lage

Etwa 65 km östlich von Prag, mitten in Böhmen. Die nächste grössere Stadt ist das gut 10 km nordwestlich gelegene Kolín an der Elbe. Die Gegend ist reich an Bodenschätzen – Kutná Hora liegt auf einer Silberlagerstätte.

Einwohner

Kutná Hora hat rund 20’000 Einwohner und ist damit eher klein.

Stadtbild

Kutná Hora hat lediglich 20’000 Einwohner und ist somit sehr übersichtlich. Die Stadt ist etwas seltsam gewachsen: Im Westen befindet sich das historische Stadtzentrum – mit dem Chrám sv. Barbory – Kathedrale der Hl. Barbara als südwestlicher Begrenzung. Aufgrund der Topographie wuchs die Stadt jedoch nicht rund um das alte Zentrum herum, sondern nur Richtung Osten. Dort liegt der Stadtteil Sedlec – ebenfalls mit einem kleinen, historischen Kern. Altstadt und Sedlec sind durch die belebte Masaryokova verbunden. Dazwischen liegen unansehnliche Neubauviertel, viel brachliegendes Industriegelände und diverse Supermärkte. Zu Fuss braucht man von Sedlec zur Altstadt gute 15 Minuten.

Untergehende Sonne über dem Dom der Hl. Barbara
Untergehende Sonne über dem Dom der Hl. Barbara
Blick vom Jesuitenkolleg zur Jakobskirche
Blick vom Jesuitenkolleg zur Jakobskirche

Die Stadt wird in ihrer ganzen Breite im Norden von flachen Bergen, im Süden hingegen vom winzigen Flüsschen Vrchlice und der Bahnlinie begrenzt. Nach Westen hin wird das Tal der Vrchlice tiefer und tiefer. Im Mittelpunkt der Altstadt liegt der Palackého nám. (siehe Photo unten). Die meisten Sehenswürdigkeiten und ältesten Teile der Stadt liegen im Dreieck Dom der Hl. Barbara, Kamenná kašna (Steinbrunnen) und Palackého nám. Ein relativ kleiner Bereich. Doch auch in Sedlec warten zwei Attraktionen (siehe unten unter Sehenswertes).

Geschichte

Kutná Hora ist heuer eine Kleinstadt unter vielen. Das war nicht immer so – im 14. Jhd. war dieser Ort nach Prag die zweitgrösste Stadt Böhmens! Rückblick: Im 13. Jhd. wurde in (nicht bei!) Kutná Hora eine hochwertige Silberlagerstätte entdeckt. Was damals wie heute sehr wertvoll war. Das Silber wurde massiv gefördert, und am gleichen Ort zum Silbergroschen verarbeitet. Der war im spätmittelalterlichen Europa die harte Währung schlechthin. Die Stadt gedieh entsprechend.

Die Blütezeit endete allerdings im 16. Jhd., da die Lagerstätten erschöpft waren. 1726 wurde der letzte Stollen aufgegeben. Was wahrscheinlich, von heute aus gesehen, gut war: Die Stadt blieb so konserviert – im Zentrum selbst änderte sich seit diesen Zeiten nicht mehr viel. Dieser Tatsache verdankt die Innenstadt von Kutná Hora den Eintrag in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes im Jahre 1996.

Wer aufmerksam durch die gesamte Stadt läuft, sieht schnell, dass der Grossteil der Industrie am Boden liegt. Lichtblicke sind eine moderne Zigarettenfabrik von Philip Morris sowie der Tourismus. Allerdings sind erstaunlich wenig Touristen zu sehen – viel weniger als z.B. in Český Krumlov.

Anreise

Wer mit dem Zug nach Kutná Hora fährt, kommt in der Regel am Kutná Hora Hlavní Nadraží (Hauptbahnhof) an. Von dort fahren Busse, Taxis und eine „Ferkeltaxe“ (Triebwagen) in die Innenstadt. Der Bahnhof in der Innenstadt heisst Kutná Hora město (Stadt) – die Fahrt dauert ganze sieben Minuten. Die Züge sind gut aufeinander abgestimmt – man hat am Hauptbahnhof selten Wartezeiten von mehr als 5 Minuten. Die Triebwagen fahren ab und an weiter bis nach Zruč nad Sazavou.

Vom Hauptbahnhof fahren etliche Züge am Tag direkt nach Prag Hl.n. und/oder Prag Libeň. Bei vielen Verbindungen muss man jedoch in Kolín umsteigen. Bis dort sind es 10 Minuten, von Kolín nach Prag dann 45 Minuten. Einige der Züge fahren durch bis Cheb. Kostet ca. 55 Kč nach Prag.

Ein paar wenige Züge fahren von Kutna Hl.n. durch nach Brno. Dauert gute 2½ Stunden und kostet hin und zurück ca. 230 Kč.

Sehenswertes

Wie eingangs erwähnt, befindet sich am südwestlichen Stadtrand der Chrám sv. Barbory – Kathedrale der Hl. Barbara. Man sieht ihn nicht sofort, da es höhere Bauwerke gibt, aber man stösst zwangsläufig darauf und bleibt verdutzt davor stehen. So ein prächtiges Bauwerk? Hier? Der Bau dieser Kirche wurde 1388 begonnen, aber erst mehr als 150 Jahre später vollendet. Entworfen wurde sie von Petr Parléř, welcher auch die St. Vitus-Kathedrale auf der Prager Burg geplant hatte.

Dom der Hl. Barbara bei Tag
Dom der Hl. Barbara bei Tag

Bemerkenswert an diesem der französischen Kathedralgotik nachempfundenen Bauwerk ist das netzförmige Dach – welches vor 150 Jahren ganz anders (zwar auch dreitürmig, aber viel schlichter) aussah. Die Rückseite wird zur Zeit (Stand 2004) restauriert und ist eingerüstet. Eintritt kostet 30 Kč (ermässigt 15). Die Öffnungszeiten sind etwas ungewöhnlich. Fotografierverbot.

...und bei Nacht
…und bei Nacht

Vom Stadtzentrum aus gesehen schräg links vor dem Dom befindet sich die Fronleichnamskapelle – ein flaches Gebäude mit Aussichtsterasse. Diese Kapelle besteht heute aus nur einem, grossen Saal mit vier Säulen und drei grossen Fenstern. Es stammt aus dem 14. bis 15. Jhd. und sollte eigentlich als Beinhaus dienen. Gilt als einer der ganz wenigen, komplett erhaltenen Räume der Hochgotik. Ohne Führung (nur tschechisch) kommt man nicht rein – Eintritt kostet 20 Kč (ermässigt 10).

In der hochgotischen Fonleichnamskapelle
In der hochgotischen Fonleichnamskapelle
Altar der St. Johann-Nepomuk Kirche
Altar der St. Johann-Nepomuk Kirche

Geht man vom Dom an der Kapelle vorbei Richtung Zentrum, läuft man am langen, ehemaligen Jesuitenkolleg aus dem 17. Jhd. vorbei eine Promenade entlang. Auf der Balustrade – dahinter geht es abwärts zum Flüsschen – stehen etliche barocke Figuren. Von dort hat man einen schönen Ausblick auf die Innenstadt und das Flusstal (siehe Foto ganz oben rechts).

Läuft man weiter Richtung Innenstadt, sieht man rechterhand bald das Hrádek – das ehemalige Stadtkastell. Dieser einst gotische Palast mit Turm und allem wurde 1420 erbaut und beherbergt heute das Museum über den Silberbergbau. Dort beginnt auch eine Tour durch die insgesamt 20 Ebenen des Bergwerks unter der Stadt. Die Stollen reichen bis über 200 m in den Untergrund. Allerdings: Die Tour ist oft ausgebucht. Ich selbst wurde schon zwei Mal abgewiesen – „ausgebucht“. Man muss wohl vorbestellen. Eintritt kostet 110 Kč (ermässigt 70) – zuzüglich Gebühr für die Führung durch die Stollen.

Der Steinbrunnen - im Hintergrund die Nepomuk-Kirche
Der Steinbrunnen – im Hintergrund die Nepomuk-Kirche

Im Stadtzentrum angekommen, findet man schnell die Kostel Sv. Jana Nepomuckého (Kirche des Hl. Johann Nepomuk) – seltsam eingeengt zwischen normalen Wohnhäusern. Die rot-weisse Kirche ist so barock – barocker geht es nicht. Gebaut wurde sie in der Mitte des 18. Jhd. Sie wird allerdings nicht mehr von einer Gemeinde genutzt. Die Nepomuk-Kirche wurde erst unlängst komplett restauriert und ist so seit 2004 wieder betretbar. Eintritt: 20 Kč (ermässigt 10).

Marktplatz und St. Jakob-Kirche
Marktplatz und St. Jakob-Kirche

Etwa 100 m links der Kirche, auf einem kleinen Platz, steht der unübersehbare, runde Kamenná kašna (Steinbrunnen) – ein ehemaliger Wasserspeicher. Durch ein kleines Loch kann man ins Innere schauen und sieht – gar nichts. Trotzdem schaut jeder rein und macht danach das gleiche Gesicht.

Läuft man von Brunnen und Kirche die Husova-Strasse herunter, so kommt man linkerhand an einer prächtigen Pestsäule vorbei (besonders eindrucksvoll: ein von mehreren Pfeilen durchbohrter Körper) zum zentralen, grossen Palackého nám.. Ein durchaus schöner Platz – einzig das hässliche Hotel Mědínek stört das Ensemble. An der Nordostseite befindet sich die Touristeninformation, die bei der Übernachtungssuche hilfreich ist.

Südlich hinter dem Platz ragt die alles dominierende Kostel sv. Jakuba (Jakobskirche) gen Himmel. Die schmalen Gassen und die Kirche selbst sind schön anzusehen. Vom Palackého-Platz führen mehrere Strassen ab. Folgt man der nach Südwesten abgehenden Strasse (zweite rechts von der Touristeninformation), kommt man direkt zum Vlašský Dvůr (Welscher Hof), auch „Italienischer Gerichtshof“ genannt. Hier wurden einst die Münzen geprägt. Bis zum 13. Jhd. gab es viele verschiedene, verwirrende Münzen im Umlauf – italienische Münzmeister änderten dies durch die Einführung des Silbergroschens. Quasi ein Vorläufer des Euros! Im gleichen Gebäude residierten auch mehrere Könige. Der Komplex stammt aus dem 13. bis 14. Jhd. und wird momentan im Innenhof restauriert (Stand 2004). Besichtigungen sind möglich – kostet um die 60 Kč (ermässigt 30).

Erwähnt werden sollte auch das Kamenný dům (Steinerne Haus) nördlich der Nepomuk-Kirche. Zu erkennen am prächtigen Giebel. Ein mittelalterliches, spätgotisches Bürgerhaus. Beherbergt ein Museum (Führung inklusive – man kann sich nicht frei bewegen) und ist etwas für Schlechtwettertage. Eintritt 40 Kč (ermässigt 20).

Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Sedlec
Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Sedlec

Im Ostteil von Kutná Hora, im Teil Sedlec, steht das weithin sichtbare Cisterciánský klášter s kostelem P. Marie (Zisterzienserkloster und Mariä-Himmelfahrt-Kirche). Der gotische Bau stammt aus dem 13. Jhd. und war das erste Zisterzienserkloster in Böhmen. Seit 2002 wird die Kirche restauriert – man kann sie seitdem auf unbestimmte Zeit nicht betreten (Stand 2004).

Etwas windschief: Kostnice, das Beinhaus
Etwas windschief: Kostnice, das Beinhaus

Kein Kutná Hora-Besucher lässt die nur ca. 200 m vom Kloster entfernte Hřbitovní kostel všech Svatých s kostnicí (Friedhofskirche Allerheiligen mit Beinhaus) aus. Diese kleine Kirche aus dem 14. Jhd. steht inmitten eines kleinen (noch genutzten) Friedhofs. Der von der Seite gesehen ziemlich schiefe Bau wurde im Barockstil umgebaut und enthält….Knochen. Nicht von eins, zehn, hundert oder tausend Menschen, sondern von sage und schreibe ca. 40’000 Menschen. Alles ist aus Knochen – Wandschmuck, Kandelaber, eine Art Glocke, selbst das Familienwappen der Schwarzenberg’s – verwendet wurde so ziemlich jeder menschliche Knochen, und sei er noch so klein.

Der Kandelaber im Beinhaus
Der Kandelaber im Beinhaus

Auf diese makabre Idee kam im Jahre 1870 František Rint. Es soll wohl noch zwei weitere Kirchen mit ähnlicher Ausstattung geben: Eine in Polen und eine in Portugal. Eintritt kostet 30 Kč (ermässigt die Hälfte). Fotoerlaubnis kostet extra. Man erhält ein Pamphlet (mittlerweilen in über 20 Sprachen!) dazu, welches man danach jedoch wieder abgibt.

Hunde haben übrigens keinen Zutritt! Hunde haben übrigens keinen Zutritt!

Übernachtung

Es gibt mehrere Hotels, Pensionen und selbst Wohnheime. Ziemlich gut ist die Pension U kata, die jetzt auch ausgebaut wurde. In einem 2 oder 3-Bett Zimmer mit Bad und WC zu übernachten kostet 200 Kč pro Person und Tag. Im Gebäude gibt es eine Bierstube. Die Angestellten sind nett – allerdings spricht nur ein einziger Englisch. Pension U Kata ist leicht zu finden: Man braucht sich nur nach der grossen, dunklen Kirche, die dem Bahnhof Kutná Hora Město am nächsten liegt, orientieren. Ist in Sichtweite der Kirche und gut ausgeschildert. Zum Bahnhof und zum zentralen Platz sind es jeweils 5 Minuten zu Fuss.

Adresse: Uhelná 569, Tel.: (0327)-51 50 96.

Speis und Trank

Das urige Wirtshaus Dačický (Rakova 8, www.dacicky.com) ca. 100 Meter südlich der Nepomuk-Kirche sollte bei keinem Kutná Hora-Trip fehlen! Richtig gutes Essen, angemessene Preise, gutes, selbstgemachtes Bier (trägt zumindest den gleichen Namen), freundliche Bedienung. Unbedingt die Knoblauchsuppe und das Gulasch probieren (siehe Essen & Trinken). Das Restaurant ist sehr gut ausgeschildert.

Wer etwas Gesellschaft sucht und auch mal ein Guiness zu schätzen weiss, kann sich im Pub u Jakuba (Kolárova 157) niederlassen. Gleich nördlich des Marktes, zu erkennen am Kilkenny-Schild ausserhalb, Guiness, Kilkenny, Jameson usw. gibt es hier für 50 Kč.

Das Café Organzza (bin nicht sicher mit dem Namen) an der Südseite des Marktplatzes hat guten Kaffee und mehr sowie eine superfreundliche Bedienung.

WWW

  • www.kutnahora.cz/: Offizielle, mehrsprachige Seite von Kutná Hora. Reinschauen lohnt sich.

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