Cheb

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Name

Cheb. Achtung: Das „ch“ wird hart wie in „Bach“ gesprochen! Der deutsche Name lautet Eger – die Region rund um Cheb wird bzw. wurde Egerland genannt.

Lage

Im äussersten Westen Tschechiens, gute 150 km von Prag entfernt, wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze. Liegt im Flusstal der Ohře (Eger), der, aus Bayern kommend, weiter Richtung Nordosten fliesst und bei Litoměřice schliesslich in die Elbe mündet. Ansonsten ist die Stadt von Bergen umgeben und geniesst die Nähe von zwei grossen Stauseen.

Einwohner

Um die 33’000 – Cheb ist recht überschaubar.

Stadtbild

In Cheb leben rd. 32’000 Einwohner – viele davon in den Betonsilos nördlich des Zentrums. Die historische Innenstadt mit unverkennbarem deutschen Einfluss erstreckt sich hauptsächlich zwischen dem langgezogenen náměstí krále Jiřího z Poděbrad (König Georg von Podebrad – Platz) und dem Chebský hrad (Burg von Cheb). Hinter der Burg schliesslich fliesst, weit unten, die Ohře (Eger). Insgesamt vier Kirchen – zwei hinter dem Markt, und zwei südlich des Markts, prägen das Stadtbild. Hier und da sind noch Reste der Stadtmauer erhalten.

Der selten hässliche Cheb nádraží (Bahnhof) liegt etwas abseits, aber noch in Laufweite. Läuft man vom Bahnhof immer gerade aus nach Norden entlang der třída Svobody (Strasse der Freiheit) – eine ladengesäumte, aber nicht allzu schöne Fussgängerzone – kommt man direkt zum zentralen Platz. Dauert gute 10 Minuten. Der Busbahnhof liegt vor dem Bahnhof.

Aufgrund der Tatsache, dass Cheb nahe der deutschen Grenze liegt, gibt es südlich des Zentrums etliche Asia-Märkte, wo für Kronen und Euros von Gartenzwergen über gefälschte DVD’s, Kleidung, Schnaps usw. so ziemlich alles verscherbelt wird. Ein grosser Kaufland-Supermarkt rechterhand des Bahnhofs darf freilich auch nicht fehlen. In Verruf ist die Stadt auch durch Prostitution geraten – selbst Kinder werden an den Ausfallstrassen regelrecht „feilgeboten“. Ein Anblick, der hoffentlich bald verschwindet.

Geschichte

Cheb hat eine lange, wechselvolle Geschichte mit tragischen Wendungen. Erwähnt wurde sie erstmals im Jahre 1061 – damals war sie in deutscher Hand. Was sich auch bis 1322 nicht änderte, denn erst dann wurde sie der tschechischen Krone überreicht. Im 12. Jhd. wurde eine Festung gebaut, die noch heute teilweise vorhanden ist (siehe Sehenswertes). Das Zentrum setzt sich zusammen aus alten Bürgerhäusern, ehemaligen jüdischen Geschäftshäusern und alten Kirchen. Eine tragende Rolle trug die Stadt im 30jährigen Krieg. So wurde der Feldherr Albrecht Wallenstein 1634 in seinem Privathaus am Markt, dem Pachhölbelschen Haus (heute das Stadtmuseum), ermordet, da er in die Ungnade des Kaisers gefallen war.

Ansonsten war und ist die Stadt Grenzstadt. Im 17. und 18. Jhd. hielt das Barock Einzug, welches seitdem die Innenstadt dominiert. In dieser Zeit brachte die Stadt auch den Architekten Baltasar Neumann hervor. Cheb war seit der k.u.k-Zeit ein lokales Zentrum der Sudetendeutschen, die unter anderem ihren eigenen Egerland-Dialekt pflegten. Heute ist die Stadt ein beliebtes Ausflugsziel für Deutsche und Niederländer. Mit zum Teil ziemlich negativen Begleiterscheinungen. Man bemüht sich allerdings sehr um Imagepflege. So wurde Cheb zum Mittelpunkt des tschechischen Teils der Euroregion Egrensis. Der EU-Betritt Tschechiens im Frühjahr 2004 wird mit Sicherheit nicht spurlos an Cheb vorbeigehen – man darf gespannt sein über die zukünftige Entwicklung.

Anreise

Mit Bus oder Bahn. Oder Auto. Liegt ja wirklich von Deutschland aus gesehen am nächsten. Die Vogtlandbahn fährt zum Beispiel von Plauen über Cheb nach Marktredwitz in Bayern. Fahrräder kann man mitnehmen, und das Schöne-Wochenende-Ticket gilt auch. Auch Fernzüge, z.B. von Nürnberg nach Prag, halten in Cheb. Es fahren des weiteren mehrere Züge täglich nach Karlovy Vary und Plzeň. ABER: NachPrag zu fahren ist ein Krampf – es dauert ca. 3 h oder länger, da die Züge einen weiten Bogen machen. Hier sollte man sich besser nach Bussen erkundigen.

Kommt man mit dem Auto, so ist der grosse Grenzübergang bei Schirnding am nächsten. Die Strasse ist als Schnellstrasse ausgebaut – bis zur Stadt braucht man von der Grenze so keine 10 Minuten.

Sehenswertes

Alles Sehenswerte liegt in einem sehr kleinen Bereich dicht beieinander. Im Mittelpunkt liegt der náměstí krále Jiřího z Poděbrad (König Georg von Podebrad – Platz) – ein langer, unebener Platz im Zentrum. Am Nordende, quasi mitten auf dem Markt, stehen zwei Zeilen mit windschiefen Häusern und einer sehr schmalen Gasse. Dieses Ensemble (siehe Photo) nennt sich Špalíček (heisst wohl so etwas wie „Stöckel“). Die Häuser wurden im 13. Jhd. im gotischen Stil errichtet und waren seit dem 16. Jhd. von jüdischen Händlern bewohnt. Bis heute wurden sie liebevoll restauriert.

Die Špalíček im Zentrum von Cheb
Die Špalíček im Zentrum von Cheb

Läuft man rechts an an diesen Häusern vorbei, kommt man in einen fast gänzlich von Häusern umgebenen Kirchhof. In der Mitte steht die kostel sv. Mikuláš (Kirche des Hl. Nikolaus). Die romanisch beeinflussten Doppeltürme des sonst gotischen Bauwerks sowie die Glasmalerei ist beeindruckend. Teile der Kirche stammen aus dem 13. Jhd. Neben der Kirche befindet sich übrigens Das Stadtmuseum.

Geht man schräg links am Špalíček vorbei, kommt man auf die über den Fluss thronende romanische Burg Chebský hrad – schnell zu erkennen am Schwarzen Turm. Über eine Brücke geht es ins innere der halb zerstörten Feste. Im Inneren gibt es zahlreiche Kanonen, Burgruinen, eine Kapelle aus dem 12. Jhd. und einige Museen zu sehen. Der schwarze (weil geteerte) Turm stammt aus dem Jahre 1222 und ist besteigbar – von oben hat man einen schönen Überblick. Die Museen sind ebenfalls sehr sehenswert. Ein Teil widmet sich der Egerländer Kultur. Eintritt in den gesamten Bereich kostet 40 kč (Schüler und Studenten 20).

Umgebung

In der Umgebung gibt es etliches. In der näheren Umgebung (jeweils keine 3 km entfernt) liegen zwei lange Stauseen: Der im Westen heisst Skalka-Stausee und erstreckt sich fast bis zur deutschen Grenze, der im Osten heisst Jesenice-Stausee. Eingerahmt von Wäldern, Feldern und Hügeln eignen sich diese natürlich hervorragend zum Camping (siehe Unterkunft). Da die Stauseen recht fischreich sind, gibt es entlang selbiger ein paar Fischrestaurants.

Barocke (einst romanische) Kirche in Dřenice
Barocke (einst romanische) Kirche in Dřenice

Nur wenige (knapp zehn) Kilometer nördlich liegt der Kurort Františkovy Lázně (Franzensbad) mit zahlreichen 9 bis 12 Grad warmen Mineralquellen. Das barocke Zentrum und der daran anschliessende Park sind wirklich sehr schön und allemal einen Abstecher wert.

Nur wenige Kilometer südöstlich von Františkovy Lázně liegt das Naturreservat Soos. Selbiger ist 221 ha gross und beherbergt zahlreiche verschiedenförmige Mofetten (Schlammvulkane), die dort vor sich hin blubbern. Eine teilweise sehr merkwürdige Landschaft, die einen Spaziergang lohnt.

Kynšperk nad Ohři (Königsberg a. d. Eger) ist ein kleines Städtchen ca. 15 km östlich von Cheb mit einer formidablen Festung aus dem Jahre 1188. Ebenfalls einen Abstecher wert.

Übernachtung

Es gibt etliche Campingplätze entlang der Stauseen. Zu denen kommt man mit Bussen, Auto oder Fahrrad. Die Campingsaison beginnt in der Regel im Mai und endet im September. Die meisten sind gut ausgestattet – mit Restaurants, Spielplätzen, kleinen Geschäften usw. Gerade während der Feiertage wie Pfingsten sollte man im voraus buchen – nicht selten sind alle Campingplätze völlig ausgebucht. Persönlich kann ich den Campingplatz Dřenice (Drenice) am Jesenice-Stausee empfehlen. Liegt schön, ist mit ca. 4 km nicht zu weit weg vom Zentrum und hat ordentliche Anlagen – darunter auch Sportanlagen. Kostet pro Zelt plus Auto bzw. Wohnwagen 190 Kč pro Nacht, zuzüglich 30 Kč pro Person. Der Campingplatz am Nordende des gleichen Stausees hingegen ist weniger schön.

Wer im Winter fährt oder keine Lust aufs Zelten hat, kann sich auch im Hotel Hvězda direkt am Südende des zentralen Platzes niederlassen. Die Inneneinrichtung ist etwas angestaubt aber sauber. Kostet im Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad und -toilette ca. 15 € pro Person. Im Hotel selbst gibt es ein Restaurant. Des weiteren kann man auch in Pensionen übernachten – einfach bei der Touristeninformation am nám. krále Jiřího z Poděbrad nachfragen.

WWW

  • www.mestocheb.cz: Offizielle Seite von Cheb – auf Deutsch, Englisch und natürlich Tschechisch.

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