Irland – Teil 5: Inisheer – Limerick – Killarney

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Die erste Fähre fährt erst gegen halb elf, also habe ich am Morgen noch ein bisschen Zeit, die Insel zu erkunden – mit dem Fahrrad geht es nun die Ostküste entlang Richtung Süden. Irgendwo soll sich hier eine Robbenkolonie befinden, doch die kann ich weder sehen noch hören. Also geht es wieder zurück, das Fahrrad wegbringen, und rauf auf die Fähre. Die Idee, auf dieser Insel zu übernachten, war eine meiner besten dieses Jahr, so viel steht fest. 

Rund 15 Minuten später bin ich wieder zurück auf der größeren Insel, marschiere zum Auto und brause los. Am liebsten würde ich zurück zu The Burren fahren, aber das wird zeitlich etwas eng, also fahre ich brav Richtung Südosten – nach Limerick. Bekannt für, nun ja, Limericks – und dafür, dass es quasi die Bühne für Frank McCourt’s genialen Roman »Die Asche meiner Mutter« war. Die Stadt ist relativ groß und hat ein paar sehr schöne Ecken, aber hier und da kann man sich gut vorstellen, dass es hier vor 100 Jahren noch ganz anders und viel ärmlicher aussah. Mein kleiner japanischer Reiseführer sagt zu der Stadt »Am Tage wunderschön, vermeiden sie unbedingt, hier nachts nach draußen zu gehen«. Auha. Aber ich plane nicht, hier zu übernachten. Erstmal parke ich das Auto an der George’s Quay, unweit der alten Festung, und erkunde die Innenstadt – gerade die engen Gassen sind sehr schön, die größeren Straßen hingegen eher langweilig. Ich stolpere über ein Restaurant mit dem Namen Turkmen Grill, und ich komme nicht daran vorbei – ein paar ordentliche Fleischspieße im Fladenbrot sind jetzt genau das Richtige. Ich bin ja nicht hier, um Irisch zu essen, ich bin hier, um mal nicht Japanisch zu essen. 

Alte, enge Häuser gibt es immer noch in Limerick, aber sie werden weniger
Alte, enge Häuser gibt es immer noch in Limerick, aber sie werden weniger
Im Zentrum von Limerick
Im Zentrum von Limerick

Irgendwo stolpere ich über ein Antiquariat, und da ich sowieso noch nach Souvenirs suche, gehe ich kurz rein. Und was erblicken meine entzündeten Augen – ein paar Ausgaben des »VIZ« Magazins aus dem Jahr 1990. »Not for sale to children« – wohl war. Und wer hätte gedacht, dass es die »Fat Slags« bereits seit 35 Jahren gibt. Ich bin begeistert, zumal die Ausgaben in sehr gutem Zustand sind und dennoch nur 5 Euro kosten. Damit hat sich ja der Ausflug nach Limerick schon gelohnt. 

Es geht weiter zum »King John’s Castle«, einer liebevoll restaurierten Burg aus dem 13. Jahrhundert, in der man nicht nur viel über die irische Geschichte lernen kann, sondern auch einen schönen Blick über die Stadt und den Fluss Shannon hat. In der Burg treffe ich ein älteres japanisches Ehepaar – das ist auf dieser Reise eine Seltenheit. Normalerweise sieht man überall japanische Touristen, doch das hat sich aufgrund des schlechten Yen-Kurses scheinbar sehr geändert. Ich plausche eine Weile mit ihnen, doch es wird langsam spät und ich habe noch einen weiteren Weg vor mir. Nun geht es Richtung Südwesten, über Newcastle West, nach Killarney. Nur die ersten paar Kilometer sind Autobahn, danach geht es auf einer normalen Straße weiter, aber man kommt trotzdem gut voran, denn die meisten größeren Straßen haben einen sehr breiten Standstreifen – und die meisten LKWs und anderen langsameren Gefährte weichen auf den Standstreifen aus, damit man selbst bei Gegenverkehr problemlos überholen kann. Wenn man sich dann mit dem Warnblinker bedankt, wird meistens mit Lichthupe zurückgegrüßt. So viel steht fest: Autofahrer in Irland sind in der Regel sehr freundlich, da macht das Fahren richtig Spaß. 

King John's Castle am River Shannon in Limerick
King John’s Castle am River Shannon in Limerick
Zufallsfund: Uraltausgaben der VIZ
Zufallsfund: Uraltausgaben der VIZ
Blick von der Festung auf Limerick und das Umland
Blick von der Festung auf Limerick und das Umland

Je mehr ich mich Killarney nähere, desto spektakulärer wird die Landschaft – und desto schlechter wird leider auch das Wetter. Gegen halb sechs abends bin ich endlich im Killarney National Park – doch bevor ich zum Ort nebst meinem Hotel fahre, will ich ein bisschen durch die grünen, kahlen Berge fahren. Und ich bin begeistert – hier sieht es genau so aus, wie man sich Schottland und Irland vorstellt – schroffe, aber meist grüne, baumlose Berge, die davon zeugen, dass es hier einerseits sehr oft regnet und andererseits auch häufig ziemlich windig ist. Eine wunderschöne, wild-romantische Gegend. Die tiefhängenden Wolken passen ganz gut dazu ins Bild. 

Grandiose Landschaft bei Killarney
Grandiose Landschaft bei Killarney
...an der man sich nicht satt sehen kann
…an der man sich nicht satt sehen kann

Über eine kleine Landstraße, auf der mir auf über 20 Kilometer gerade mal ein Auto entgegen kommt, geht es zum Ross Castle, einem berühmten Schloss am See Lough Leane, aber das ganze sieht eher nach einer Touristenattraktion aus. Und so geht es in den Ort – dieses Mal habe ich ein bisschen tiefer in die Tasche gegriffen, um für 140 Euro zentral zu übernachten – im McSweeney Arms Hotel. Das Zimmer ist nichts besonderes, aber die Lage ist wirklich gut. Und Killarney scheint ein Besuchermagnet zu sein – im schmucken Zentrum gibt es unzählige Restaurants und Pubs. Sieht ein kleines bisschen wie die irische Version eines beliebten schweizerischen Urlaubsorts aus. Ich entscheide mich für ein Abendessen im »Mad Monk«, ein wohl sehr gutes Fischrestaurant. Es ist proppevoll – Gäste ohne Reservierung werden abgewiesen. Aber ich habe Glück – wenn ich eine Stunde warte, kann ich rein, wird mir gesagt. Ich entscheide mich für Krabbenscheren als Ajillo, mit irischem Brot. Die Krabbenscheren sind ein bisschen überkocht, aber dennoch sehr frisch und schmackhaft. Der Oberkellner ist jedoch die Attraktion hier: Er ist wirklich ein Meister der Kommunikation und versteht, sich mit den Gästen zu unterhalten. Ich bin begeistert. 

Das berühmte Ross Castle bei Killarney
Das berühmte Ross Castle bei Killarney
Killarney entpuppte sich als rausgeputzter Touristenort
Killarney entpuppte sich als rausgeputzter Touristenort

Zu guter letzt finde ich doch tatsächlich einen Pub, der Murphy’s serviert. Nichts gegen Guinness, aber ich bevorzuge Murphy’s Stout, doch das scheint es in Dublin einfach nicht zu geben. Murphy’s kommt aus dem nahegelegenen Cork, und man muss scheinbar wirklich in die Gegend fahren, um es im Pub zu finden. Unvergessen: Der geniale Werbespot von Murphy’s Stout aus dem Jahr 1997.

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