Vorwort / Reiseroute
Im Sommer 1998 sass ich also in meinem kleinen Kämmerlein und grübelte, wie ich der sommerlichen Hitze Japans entfliehen könnte. Bzw. wohin man fliehen könnte. Gen Norden ging nicht – es hätte zu lange gedauert, ein Visum aufzutreiben. Korea? Auch heiss im Sommer. Südostasien? Auch nicht gerade kühler, aber vielleicht interessanter. Irgendwann während meiner abendlichen Arbeit im Irish Pub sagte ein Stammkunde „Geh doch nach Laos!“ Nun wusste ich zwar, wo Laos liegt, aber auf den Gedanken war ich auch noch nicht gekommen.
Bis 1995 war es quasi unmöglich, als normal Sterblicher Reisender in Laos einzureisen. Das sozialistische Land hatte sich gut abgeschottet. Drei Jahre später war es schon einfacher, obwohl kaum Infrastruktur da war und noch stark vor Banditen usw. gewarnt wurde. Mit dem Flieger ging es also erst von Narita / Japan nach Singapur für ein paar Tage. Von dort ging es weiter nach Bangkok. Von dort mit dem Zug nach Norden. Aber mehr dazu steht auf den folgenden Seiten.
Diese Seiten bestehen aus zwei Teilen – dieser Seite mit allgemeinen Informationen sowie einem langen Reisebericht. Der ist nach Orten gegliedert: Der Bericht als solcher beginnt in Nong Khai bzw. Vientiane. Weiter geht es in Vang Vieng, dann Luang Prabang, Pak Beng und schliesslich Huay Xai.
Weit mehr noch als bei anderen Seiten muss ich hier den Leser bitten, Vorsicht walten zu lassen: Gerade in Laos hat sich die Lage für Reisende dramatisch geändert: 1998 fand nur eine Handvoll Reisende in das Land. Jetzt strömen alljährlich hunderttausende nach Laos. Will heissen, die Lage in Sachen Übernachtungen, Transport und vor allem die Preise haben sich stark geändert. Trotzdem viel Spass beim Lesen! Laos ist wirklich eine Reise wert!
Allgemeines
Lage
Laos zählt zu den am wenigsten bekannten Ländern in Asien. Das hat seine Gründe. Zum einen liegt es daran, dass es bis 1989 nahezu hermetisch abgeriegelt war. Zum anderen ist Laos zwar 237 000 Quadratkilometer groß (etwa zwei Drittel Deutschlands), aber es gibt nur rund 4,6 Millionen Einwohner – (gute 5 % der Einwohnerzahl Deutschlands). Dass Laos keine Küste hat, hemmte mit Sicherheit seit jeher die Entwicklung; noch hemmender ist jedoch die Topographie – große Ebenen fehlen, es gibt fast nur (bis über 2800 Meter hohe) Berge. Sicherlich begünstigt durch die Berge, erhielt sich der ländliche Charakter und die Lebensweise der über 70 Volksgruppen Laos‘. Geopolitisch sieht es nicht rosig aus. Eingeklemmt zwischen den dominanteren Staaten China und Thailand erstreckte sich die Einflußsphäre selten über die Grenzen hinaus, wobei jedoch die Geschichte zwischen Laos und Thailand zum Teil auf Wechselwirkung beruhte.
Die Nachbarstaaten sind in Uhrzeigerrichtung China, Vietnam, Kampuchea, Thailand und Burma. Zwar ist die Grenze zu China eher kurz, der Einfluss aus der chinesischen Provinz Yunnan war jedoch schon immer beträchtlich. Und trotzdem scheinen laotische Kunst und Architektur eine eigenständige Klasse zu sein, der Einfluss aus China schien mir geringer als der auf Korea und Japan. Dabei sollte der Mekhong nicht unbenannt bleiben – ein 4500 km langer Fluss (zum Vergleich: Donau, 2860 km Gesamtlänge) mit enormer Bedeutung für Südostasien. Der aus Mittelchina (dort: Lan Cang) kommende Fluss berührt Myanmar, Laos, Thailand, Kampuchea (oft als Grenzfluss und damit als Schmuggelroute) und mündet schließlich in Vietnam im Südchinesischen Meer. Er stellt, davon konnte ich mich in Laos überzeugen, nach wie vor eine enorm wichtige Verkehrsader dar. Dabei ist er jedoch, siehe unter Klima, starken Schwankungen unterworfen.
Geschichte
Laos war bis 1953 Teil Französisch-Indochinas – unterbrochen durch fünfjährige Besetzung durch Japan im 2. Weltkrieg. Danach wurde eine Art Monarchie mit gewaltigem Einfluss seitens der ehemaligen Kolonialmacht etabliert. Bereits zu dieser Zeit war jedoch auch eine kommunistische Untergrundbewegung, die sogenannten Phatet Lao, aktiv geworden. Sie dehnte ihren Einfluss stetig aus. Dazwischen kam jedoch der Vietnamkrieg. Da die nordvietnamesische Armee aus strategischen Gründen den Hoh Chi Minh-Pfad, eine Versorgungsroute, in den ostlaotischen Dschungel entlang der Grenze verlegte, beschränkten sich die Aktionen der USA nicht mehr nur auf Vietnam. In einer Geheimoperation wurde Ostlaos ausgiebigst aus der Luft bombardiert, in einer so geheimen Operation, dass die Kampfpiloten angeblich sogar Zivil trugen. Pro Einwohner wurden im Schnitt fast 500 kg Bomben abgeworfen; Städte wie Phonsavan (Xieng Khuang) wurden über Nacht und eigentlich „aus Versehen“ nahezu ausgelöscht.
Politisch gesehen wurde 1975 die Volksrepublik ausgerufen; seitdem ist Laos also ein sozialistisches Land, also mit Vietnam auf einer Linie. Jedoch war es schon immer schwer, die gesamte Bevölkerung, zumal meist ländlich und schwer erreichbar, zu kontrollieren, so dass es auch eine Art Partisanenbewegung gab bzw. gibt. Wie auch in den meisten anderen sozialistischen Ländern verfolgt man in Laos eine Politik der Öffnung, weshalb seit 1991 mit stetig sinkenden Restriktionen Tourismus möglich ist – vorerst aber eher nur für Rucksacktouristen, da die Infrastruktur noch nicht so weit ist.
Klima
Das Klima Laos‘ ist ein tropisches, sommerfeuchtes Monsunklima. Betrachtet man den Breitengrad, so liegt Laos mit Hawaii, Mexiko, Mali, Sudan, Südarabien und Indien auf einer Linie. Pro Jahr fallen je nach Region 1250 bis 3750 mm Niederschlag (wesentlich mehr als in den meisten Regionen Deutschlands), wobei fast der gesamte Regen zwischen Mai und September fällt. Praktisch gesehen gibt es nur drei Jahreszeiten:
- Die Zeit des Südwestmonsuns zwischen Mai und September / November mit hohen Niederschlagsmengen und tropischen Temperaturen, die tagsüber mit Sicherheit 30 Grad überschreiten und nachts oft bei 25 Grad stehen bleiben.
- Danach folgt eine Trockenperiode von November bis Mai, mit kühleren Temperaturen zum Beginn (in den Bergen sogar bis unter 10 Grad)
- Der April / Mai mit den höchsten Temperaturen des Jahres – bis zu 38 Grad.
Als ich von Bangkok aus Richtung Norden fuhr, wurde es spürbar wärmer und schwüler – das war im September. Im niedrig gelegenen Luang Prabang und in Vientiane war es dabei beinahe unerträglich schwül; aber trotz Monsun gab es außer gelegentlichen Schauern kaum Niederschläge. Auf den Bergen wurde es jedoch richtig angenehm, es waren höchstens 25 Grad und die Luftfeuchtigkeit war ganz erträglich. Da klimatisch bedingt die meisten im Januar oder Februar nach Laos kommen, waren im September vergleichsweise wenig Touristen unterwegs, was die Suche nach Kost und Logis stark vereinfachte.
Kultur
Mehr als die Hälfte der Einwohner zählen zum Volk der Lao. Danach gibt es viele Naturvölkergruppen, so Stämme der Thai, Hmong, Mien, Ho und Mon Khmer etc., oft unterschieden durch die Höhe der Siedlungsräume- so sah ich auch viele Siedlungen, die direkt auf den Berggipfeln gebaut wurden. Viele der Völker findet man auch in Nordthailand und China sowie Kampuchea – sogenannte hill tribes (Bergvölker) u.a.
Die Hauptgruppe der Lao entstammt jedenfalls aus den Mekhong-Niederungen, die ja das ganze Land durchziehen. Die fast 70 Stämme unterscheiden sich durch Sprache, Siedlungsraum, Kleidung, Agrarprodukte, Religion etc. Die Hauptgruppe der Lao, da im Tal siedelnd, baut zum Beispiel Nassreis an.
Als Teil des Goldenen Dreiecks, zusammen mit Myanmar und Nordthailand, bauen einige Stämme auch Opium an. Ich sah, obwohl nicht mit dem Erscheinungsbild von Opiumhöhlen vertraut, manchmal ebensolche. Nach Angaben eines – ziemlich benommen wirkenden – Reisenden kostet eine fertig präparierte Opiumpfeife umgerechnet 20 Eurocent (!), also halb so viel wie eine Flasche Bier. Auch Marihuana wird auf dem Markt – wie Gemüse – angeboten. Was natürlich seine Gefahren hat – ich sah dort Touristen, die nicht mehr sehr gut aussahen und scheinbar nicht mehr wussten, was sie tun. Einer erzählte mir, dass er einmal in zwei Jahren nach Laos fährt, um sich dort wochenlang am Opium zu erfreuen. Gefährlich wird es natürlich, wenn man mit verbliebenen Resten in den Taschen nach Thailand einreist. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Schönheit des Landes und das Gefühl der Freiheit Droge genug ist, und wem das nicht reicht, der kann ja auf das einheimische und erstaunlich schmackhafte Beer Laozurückgreifen – bei der Witterung und den schwülen Nächten sicher kein schlechter Tipp.
Kulturdenkmäler finden sich reichlich in Laos, wenn auch vieles im Laufe der Besetzung und während des Vietnamkrieges zerstört wurde. Ein Höhepunkt der Baukunst ist dabei mit Sicherheit der Pha That Luang, auch „Große Stupa“ genannt, in der Hauptstadt Vientiane, sowie die zahlreichen und oft sehr gepflegten Baudenkmäler in der alten Königsstadt Luang Prabang.
Sprache
Landessprache ist Vientiane-Lao, eine Sprache der Thai-Sprachgruppe, weshalb Lao wohl auch Thai verstehen und umgekehrt. Wer Lao lernen möchte, hat dabei viel zu tun- dabei gibt es zum Beispiel 6 Tonarten für Vokale: tief, mittel, hoch, steigend, hoch fallend und tief fallend. Es ist damit also noch schwieriger als Mandarin-Chinesisch. Es gibt 30 Konsonanten und 28 (!) Vokale und Diphthong-Variationen. Die Schrift ähnelt auch der thailändischen (siehe in der Flagge oben links), wobei sich Lao und Thai in etwa wie Lateinisch und Kyrillisch unterscheiden. Die Schreibweise der Vokale ist dabei genauso kompliziert – je nach Vokal steht dieser in der Schrift dann vor, hinter, beidseitig, über oder zwischen den nachfolgenden Konsonanten. Da Laos einst französische Kolonie war, sprechen manche Menschen noch etwas französisch, außerdem wurden viele Wörter nach dem französischen System transkribiert; die Hauptstadt Vientiane wird also von jedermann permanent falsch gelesen – win tjen oder wiintjane sind also falsch und für Lao völlig unverständlich, richtig heißen muss es: „Wieng Chan“. Auch Luang Prabang ist nicht das was man denkt, sondern „Luang Phabang“. Dass Deutsch nirgendwo gesprochen wird, muss ich nicht extra sagen, auch in Laos kommt man mit Englisch, manchmal zumindest, am besten zurecht.
Anreise / Visum
Nach Laos kommt man von fast jedem der Nachbarländer, doch nicht alle Grenzübergänge sind auch für Ausländer geeignet. So traf ich in Thailand eine Engländerin, die auch vorher in Laos war und dort im Süden einen Grenzübergang fand. So reiste sie aus Laos aus (womit auch ihr Visum ungültig wurde) und fand aber keinen Checkpoint auf der thailändischen Seite vor- sie war also unbemerkt in Thailand eingereist. Da man ohne Einreisestempel keinen Ausreisestempel bekommt, ging sie zur nächsten Polizeiwache, versuchte, ihre Lage klarzumachen und musste anschließend stundenlang und in allen Details erklären, wie sie es geschafft hatte, unbemerkt in Thailand einzureisen. Zum Abschied gab’s einen zweiseitigen, handschriftlichen Eintrag in ihrem Pass- wohl um den Kollegen am Flughafen die Situation klarzumachen (Ob die dann auch deren Handschrift entziffern konnten und sie ausreisen ließen, ist mir nicht bekannt).
Man sollte sich also vorher besser über den aktuellen Stand der Dinge bei Grenzübergängen informieren. Visum für Laos ist erforderlich, wobei es unnötig ist, sich dieses zu Hause zu besorgen (ein Visum für Laos in deren Botschaft zu holen ist sowieso unmöglich, zumindest in Japan und Thailand, oder es dauert 2 Monate und mehr). In Thailand bekommt man es fast überall entlang der Grenze, in Bangkok (vor allem in der Khao San Rd.) bekommt man es auch in fast allen Reisebüros. Das Ausstellen dauert meist nur noch einen Tag (an dem man natürlich keinen Pass hat) und kostet an die 1400 Baht (ca. 40 Euro – mal mehr, mal weniger). Das Visum ist im allgemeinen 15 Tage gültig, Verlängerungen sind wohl Glückssache-
bis hin zum feilschen um die Gebühr! Man sagt auch, dass man das Visum direkt am laotischen Checkpoint für um die 50 US$ bekommen kann, ich sprach aber auch mit jemandem, dem das nicht gelang.
Gesundheit
Da Laos zu den dreißig ärmsten Ländern dieser Erde zählt (Bruttosozialprodukt pro Kopf und Jahr, 1993: 280 US$), ist krank werden bestimmt keine gute Idee. Zumindest sollte man grundlegende Sachen dabei haben wie Pflaster, was gegen Durchfall (Immodium akut z.B.) etc. Manche nehmen auch Elektrolytlösungen, Einweg-Kanülen usw. mit. Die „Rache Montezumas“, also ein ausgewachsener Durchfall, ist unter den Reisenden ein beliebtes Thema, da es viele, wenn nicht die meisten, einmal trifft. Das hängt sicherlich auch von der Magenfestigkeit ab, aber ein paar Vorsichtsmaßnahmen wie z. B. das strikte Vermeiden von Leitungs- und Flusswasser sowie von Eis (was ich aber sowieso nicht in Laos gesehen habe) helfen bestimmt; zumindest hatte ich diesbezüglich noch nie Probleme.
Kosten
Zahlungsmittel in Laos ist der Kip. Ende 1998 war ein Euro ca. 4000 Kip wert; 1 Baht kostete 91 Kip. In Kip tauschen, ist fast überall kein Problem (innerhalb des Landes; außerhalb kann man nicht tauschen), zurücktauschen ist wohl etwas schwer, erst recht, wenn man die Tauschquittung nicht mehr hat. Der Kurs bei den einheimischen Banken erschien mir am günstigsten, obwohl man auch schwarz tauschen kann, was aber nicht unbedingt besser sein muss. Euro kann man zwar auch tauschen, aber am besten bedient ist man mit Dollar und Baht; manche Hotels oder Boote nehmen fast nur Baht. Es ist nicht ratsam, viel auf einmal zu tauschen. Ich tauschte als höchsten Betrag einmal rd. 75 Euro und bekam eine mittelgroße, schwere Plastiktüte gefüllt mit etwa 400 Geldscheinen in die Hand gedrückt. ‚Wie verstecke ich das bloss in der Gürteltasche‘ war mein nächster Gedanke. Münzen gibt es verständlicherweise keine mehr, dafür Geldscheine von 50 Kip bis 1000 Kip.
Links
Interne Links
- Tabibitos China-Seiten: Ausführliches über Laos‘ nördlichen Nachbarn.
Externe Links
- http://www.laostagebuch.net Ilona lebte 9 Jahre in Laos, und da gibt es viel zu berichten. Zudem sind die Berichte sehr interessant geschrieben. Eine hervorragende Quelle aus erster Hand und auf Deutsch.
- Wikipedia über Laos
Unverzichtbare Informationsquelle.