Ohrid (Охрид)

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Name

Охрид (Ohrid). Hiess zu römischen Zeiten Lichnidos, danach ununterbrochen Ohrid. Achtung – das „h“ muss wie „ch“ (phon: χ) in [Bach] gelesen werden! Die deutsche Schreibweise wäre quasi „Ochrid“.

Lage

Ohrid liegt im äussersten Südwesten Mazedoniens am Ufer des ез. Охрид Ohrid-Sees. Ein paar Worte zum See – selbiger ist ein tektonischer See und sehr, sehr alt. Er ist 268 km² gross, ein Drittel davon gehört zu Albanien. Der See ist ausser im Norden rundum von Bergen umgeben und liegt aufeiner Höhe von 695 m. Der See selbst ist an seiner tiefsten Stelle 294 m tief und damit der tiefste auf der Balkan-Halbinsel. Gespeist wird der See aus den umliegenden Bergen; Abfluss ist der Чрн Дрим Črn Drim-Fluss (Schwarzer Drin), welcher in Albanien in die Adria mündet. Der See ist relativ fischreich.

Die Stadt Ohrid liegt in der Mitte des Ostufers an einer kleinen Bucht und halb in den Bergen. Der See selbst und die historischen Schätze Ohrids machen die Region zu einem Mekka für Touristen – zurecht.

Einwohner

Circa 27’000 Einwohner.

Stadtbild

Auf einem Sporn errichtet befindet sich eine alte Festung – im Schutze der Zitadelle dann erstreckt sich die Altstadt bis hinunter zum Hafen. Bei Ohrid gibt es eine kleine Niederung, doch da befindet sich nur das neue, locker bebaute Ohrid. In der Altstadt geht es hoch und runter, die Wege sind eng und oftmals sind Treppen mit im Spiel. Hier und da versteckt – mal im Ort, mal auf einer Klippe, liegen etliche Kirchen versteckt. Teile der Festung und die meisten Kirchen sind entweder seit jeher gut erhalten oder restauriert worden.

Blick aus Richtung Festung auf Ohrid
Blick aus Richtung Festung auf Ohrid

Vom Hafen geht schnurgerade der бул. Македонски Просветители Bulevar Makedonski Prosvetiteli ab – die Prachtstrasse der Stadt. Ein paar Meter weg vom Hafen geht die Св. Климент Охридски Sveti Kliment Ohridski ab – eine Fussgängerzone mit zahllosen Läden und Strassencafé’s. Links davon beginnt die enge Altstadt, mit vielen Restaurants in Ufernähe. Rechts davon befindet sich der weniger schöne neue Kulturpalast, die Post und der Busbahnhof. Die ganzen Gassender Altstadt bis hoch zur Festung zu erkunden macht grossen Spass und dauert seine Zeit. In der Hochsaison dürften sich allerdings Massen von Touristen durch die Gassen wälzen.

Geschichte

Ohrid liegt einfach günstig – Klima, See und damit Fischquelle, eine Ebene für die Landwirtschaft und ein Sporn, um eine Burg zu bauen und so die einst römische Handelsstrasse Via Egnatia, welche die Adria mit der Ägäis verband, zu kontrollieren – besser geht es nicht. Damit ist klar, dass die ältesten Ruinen aus der Römerzeit stammen.

In byzantinischen Zeiten war Ohrid wichtiger zentraler Punkt der slawischen Kultur – die erste slawische Universität wurde hier 893 von Bischof Klement von Ohrid gegründet. Jener war auch Kyrill und Method’s Mentor, die hier in Ohrid tätig waren. Im 10. Jhd. wurde Ohrid sogar kurzzeitig Hauptstadt des Ersten Bulgarischen Reiches. Seit jener Zeit war Ohrid gleichzeitig Bischofssitz – was sich bis 1767 nicht änderte. Es wurden ca. 300 Kirchen gebaut und viele wertvolle Kunstschätze erschaffen – leider wurde vieles davon während der osmanischen Zeit nach und nach zerstört oder überpinselt.

Erst nach der Befreiung vom osmanischen Joch begann Ohrid, etwas vom alten Glanz herzustellen – seit 1958 residierte der Erzbischof wieder in Ohrid. 1967 kam die Loslösung von der serbisch-orthodoxen Kirche. Ohrid wurde somit Hauptsitz der Mazedonisch-Orthodoxen Kirche. Die Stadt und die Umgebung sind heutzutage voll auf Tourismus eingestellt, und das Geschäft scheint zu blühen. Man ist hier zwar nicht am Meer und hat grossartige Sandstrände, aber ansonsten kann man hier all das finden, was zum Beispiel Dubrovnik auch bietet, nämlich Kultur, Berge, gutes Wetter, Wasser. Und eine entsprechende Infrastruktur. Zudem ist die Innenstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden.

Anreise

Der Flughafen liegt am Nordende des Sees bei Мислешево Mislesevo und wird sogar von Zürich und Düsseldorf usw. angeflogen. Von Skopje scheint es auch Flüge zu geben, aber da es mit dem Bus nur knapp vier Stunden dauert, wäre das wohl Geldverschwendung. Busse fahren in Skopje vom Busbahnhof vor der Festung Vale ab. Es gibt etliche am Tag. Am kürzesten ist die Route über Кичево & Тетово Kičevo und Tetovo – je nachdem, ob der Bus in Tetovo hält oder durchfährt, dauert die Fahrt 3½ bis 4½ Stunden und kostet 340 Denar (keine 6 Euro) pro Person. Über Битола & Прилеп Bitola und Prilep fahren auch Busse – die brauchen aber wesentlich länger und sind teurer.

Der Busbahnhof liegt im Zentrum der Neustadt von Ohrid – unweit des Zentrums. Gerade im Sommer dürfte es angebracht sein, sich Fahrkarten im voraus zu sichern, denn die Busse sind oft voll. Vom selben Busbahnhof fahren sogar Busse durch bis nach Belgrad. Lokale Busse fahren überall hin – so auch nach Sveti Naum im Süden an der albanischen Grenze. Der Bus fährt erst nach Sveti Naum, dann direkt bis zum Grenzposten und schliesslich zurück nach Ohrid. Die Fahrt dauert eine gute halbe Stunde, die Hin- und Rückfahrt kostet 180 Denar (3 Euro).

Sehenswertes

Es gibt insgesamt über 30 historische Monumente in Ohrid – in Kombination mit einer wirklich schönen Umgebung:

Sveti Sofija - Kirche inmitten der Altstadt
Sveti Sofija – Kirche inmitten der Altstadt

Kirchen, Kirchen, Kirchen – überall liegen sie in der Altstadt verstreut und unterstreichen Ohrid’s Bedeutung als Hauptsitz der Mazedonisch-Orthodoxen Kirche. Islamische Einflüsse findet man hier überhaupt nicht. Hier die црква Света София Sveti Sofija – Kirche, ihres Zeichens eine der grösseren Kirchen in Ohrid. Gebaut im 11. Jhd., diente sie eine zeitlang als Moschee. Innen gibt es Ikonenmalerei zu bewundern. Eintritt kostet 100 Denar (Studenten 30).

Altstadt
Altstadt

Enge, verwinkelte Gassen kennzeichnen die Altstadt. Dementsprechend gibt es wenig Autos, so dass man gemütlich zu Fuss die Stadt erkunden kann. Am Wasser gibt es auch kleinere Strände. Verhungern muss man auch nicht – es gibt zahllose Restaurants, die meisten von ihnen spezialisiert auf Italienisches Essen. Hier bekommt man auch Forellen aus dem See serviert.

Römische Mosaiken in der frühchristlichen Basilika
Römische Mosaiken in der frühchristlichen Basilika

Schon in Festungsnähe, etwas im Wald versteckt findet man gut restaurierte römische Ruinen – darunter ein antikes Amphitheater und die Ruinen einer frühchristlichen Basilika aus dem 5. Jhd., ausgestattet mit nunmehr überdachten Mosaiks, die man sich von einem eigens dafür angelegten Holzsteg von oben ansehen kann.

Die frisch restaurierte Sv. Pantelejmon
Die frisch restaurierte Sv. Pantelejmon

Schaut man von den Ruinen der Basilika Richtung Meer, erblickt man die jüngst restaurierte Свети Пантелејмон Sveti Pantelejmon – Kirche (Sveti=heilig). Sie ist die wahrscheinlich älteste Kirche vor Ort. Hier lagen einst die Gebeine vom Hl. Klement (siehe oben, Geschichte), welche jedoch in die Sv. Sofija ausgelagert wurden.

Zitadelle von Ohrid - allein die Aussicht ist verlockend genug
Zitadelle von Ohrid – allein die Aussicht ist verlockend genug

Oberhalb der Altstadt thront auf einem Kap die Горни Сарај Samuel-Festung, von der die restaurierten Aussenmauern und ein paar Grundrisse im Inneren übrigblieben. Die Aussenmauern sind begehbar und bieten ein Rundum-Panorama. Allein der Aussicht wegen lohnt sich der Aufstieg.

Etwas abseits der Altstadt auf einem Vorsprung steht die Kaneo-Kirche
Etwas abseits der Altstadt auf einem Vorsprung steht die Kaneo-Kirche

Läuft man von der Altstadt aus immer entlang des Ufers, kommt man zu einem Kap, an welchem sich in einpaar dutzend Meter Höhe die Св. Јован Богослов Канео Kirche Sveti Jovan Bogoslov-Kaneo in sehr exponierter Lage befindet. Von hier kann man so ziemlich den ganzen See überblicken. Unterhalb der Kirche gibt es Klippen und einen steinigen Strand. Eintritt in die Kirche kostet auch hier 100 Denar.

Die Kaneo-Kirche und der Ohrid-See bei Abenddämmerung
Die Kaneo-Kirche und der Ohrid-See bei Abenddämmerung

Die Kaneo-Kirche ist kein schlechter Ort für einen Abendspaziergang – die Ansicht lohnt sich. Von hier bis zum Zentrum sind es etwa 20 Minuten zu Fuss – da der Weg nicht beleuchtet ist, sollte man sich gut überlegen, wann man zurückkehrt.

Umgebung

Fährt man knapp 30 km Richtung Süden entlang des Ohrid-Sees, so sieht man erstmal nur ein Hotel nach dem anderen. Darunter eines, dessen Name mir sofort gefiel: Hotel Beton. Und so sah es auch aus (daneben stand dann das „Hotel Granit“!). Je weiter man gen Süden kommt, desto wilder wird die Landschaft – linkerhand ragen riesige Berge hoch. Diese werden Галичица (Galičica) genannt und wurden zum Nationalpark erklärt. Der höchste Gipfel ist 2288 m hoch. Dahinter liegt der ез. Преспа Prespa-See, durch den die mazedonisch-griechisch-albanische Grenze verläuft. Der Prespa-See ist im Schnitt gerade mal 12 m tief aber etwas grösser als der Ohrid-See.

In Sveti Naum mit Blick auf die Galicica-Berge
In Sveti Naum mit Blick auf die Galicica-Berge

Свети Наум Sveti Naum liegt direkt am Südufer – etwas oberhalb befindet sich der Grenzübergang zu Albanien und einpaar Kilometer weiter westlich die erste albanische Stadt Pogradec. Sveti Naum ist nur ein kleines Dorf; interessant ist das etwas abseits, auf einem Hügel direkt am Ufer gelegene Kloster.

Kirche im Kloster Sveti Naum
Kirche im Kloster Sveti Naum

Die Kirche selbst ist aus dem 17. Jhd., obwohl die erste Kirche schon im Jahr 900 gebaut wurde. Der Heilige Naum wurde 910 in der selbigen begraben. In der kleinen, engen Kirche gibt es unzählige Fresken – meist aus dem 19. Jhd. und sehr ausdrucksstark, zumal sie jeden Quadratzentimeter bedecken. Eintritt kostet 30 Denar. Das Kloster rundherum wird mittlerweilen als Hotel genutzt – als Luxushotel wohlgemerkt; die Zimmer kosten rund 100 Euro. Vor dem Kloster gibt es zahlreiche Essens- und Souvenirstände. Der Bus von und nach Ohrid und zum Grenzübergang fährt direkt vom Eingangsbereich ab.

Übernachtung

Im Gegensatz zu Skopje mangelt es hier nicht an Unterkünften. Wer mit dem Bus ankommt (und viel mehr Möglichkeiten gibt es ja nicht), wird am Busbahnhof gleich von Leuten mit Unterkunft begrüsst. Darauf kann man ruhig eingehen. Wir bezahlten für ein grosses Doppelzimmer mit eigenem Bad – alles war sehr neu und sauber – zu zweit 720 Denar, also 12 Euro. Der Mann war sehr nett, kein bisschen aufdringlich, und erklärte uns auch, wo es lang geht in Ohrid. Deshalb als Empfehlung seine Adresse:

Lazo Nikodinoski, ul. Lazo Trposki 14, 6000 Ohrid. Tel.: (046)-264 290. E-Mail: jewelofmacedonia@gmail.com. Ca. 10 Minuten zu Fuss vom Busbahnhof. Lazo spricht sehr gut Englisch. Hotels gibt es natürlich auch zahlreiche.

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