Taipei (台北)

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Erster Eindruck

Taiwans Hauptstadt ist zwar im Vergleich mit anderen Metropolen Ostasiens vergleichsweise klein, hat aber trotzdem die typische Großstadtatmosphäre. Wer andere Großstädte in Ostasien kennt, wird in Taipei nicht viel neues finden. In Taipei ist oft schlechtes Wetter – mitunter regnet es wochenlang – die Luft ist ebenfalls schlecht und der Verkehr (Mopeds!) ist mörderisch. Die Umgebung – die Berge und das Meer – sind jedoch sehr nah und werten die Stadt auf.

Sehenswürdiges

Nationales Palastmuseum – 故宮博物館

Das meiner Meinung nach größte Highlight der Stadt ist das National Palace Museum (gùgông bówù yuàn) – die umfangreichste Sammlung chinesischer Artefakte in der ganzen Welt. Alles ist sehr anschaulich dargestellt, und an englischen, informativen Erläuterungen fehlt es nicht. Ein Muss! Eintritt kostet 80 Yuan (knapp 3 €). Eine Webseite gibt einen guten Vorgeschmack: http://www.npm.gov.tw. (Gekürzte deutsche Version auch vorhanden!).

Eingang zum Museum
Eingang zum Museum

Xinguang-Aussichtsplattform 新光摩天展望台

Wer sich die ganze Stadt mal von oben ansehen möchte, sollte sich am besten auf die Xinguang Motian-Aussichtsplattform (xïnguâng mótiân zhãnwàngtái) im Mitsukoshi-Kaufhaus (新光三越百貨) begeben.

Taipei von oben: Aufgenommen von der Aussichtsplattform im Xinguang-Gebäude nahe des Bahnhofes.
Taipei von oben: Aufgenommen von der Aussichtsplattform
im Xinguang-Gebäude nahe des Bahnhofes.

Noch ist dieses Gebäude das höchste der Stadt, doch ein höheres ist schon in Bau (Nachtrag 2007: Das Taipei 101 ist fertig und mehr als 500 m hoch…ein Gigant). Die Plattform ist im 46. Stock in 244 m Höhe, der Eintritt kostet 120 NT (etwa 4 €). Interessant ist die Dachlandschaft: Da Platz teuer und rar ist, bauen viele Privatpersonen und Firmen einfach nach oben an, so dass hier ganz amüsante und abenteuerlich anmutende Konstruktionen entstanden. Direkt vor dem Kaufhaus, in welchem sich übrigens auch viele billige Restaurants und ein ziemlich guter Supermarkt befinden, ist der Hauptbahnhof von Taipei (台北), neben dem sich auch die wichtigsten Busbahnhöfe befinden. Von dort fahren auch Busse zum Internationalen Flughafen.

Die Chiang Kaishek – Gedächtnishalle 中正紀念堂

Die Chiang Kaishek-Gedächtnishalle (Zhôngzhèng Jì Niàn Táng), von manchen auch leicht verächtlich Chiang Kaishek-Tempel genannt, thront weithin sichtbar über einem grossen Park nahe des Zentrums. Mittlerweilen ist eher der Park als der Prunkbau ein Anziehungspunkt für die Hauptstädter. Generalissimo Chiang Kaishek (1887-1975) war eine umstrittene Persönlichkeit, nimmt aber zweifelsohne einen bedeutenden Platz in der Geschichte Chinas, vor allem aber Taiwans, ein. Als Anführer der Kuomintang einte er China in den 20er Jahren des 20. Jhd. – und das anfangs zusammen mit den Kommunisten. Beide Parteien verfeindeten sich allerdings, und zusammen mit der Unterwelt Shanghai’s liess er tausende Kommunisten und andere töten. Später in Taiwan verbot er zum Beispiel die taiwanesische Sprache. Er herrschte durchaus diktatorisch über Taiwan – nach seinem Tod wurde sein Sohn Präsident, der 1987 endlich das Kriegsrecht aufhob, im darauffolgenden Jahr aber starb. Erst nach dieser Ära der Chiangs wurde Taiwan demokratisch. Chiang’s Konterfei verschwindet langsam – von den Münzen und Geldscheinen zunächst, später auch von Bildern – und auch die Statuen wurden nach und nach aus den Städten entfernt.

Sollte Taiwan irgendwann mal nach China zurückkehren, wird dieses Gebäude wohl als eines der ersten dran glauben müssen: Die Chiang Kaishek Memorial Hall.
Sollte Taiwan irgendwann mal nach China zurückkehren, wird dieses Gebäude wohl als eines der ersten dran glauben müssen: Die Chiang Kaishek Memorial Hall.

Mehr zum Thema Taiwan und China siehe hier: VR China vs. Taiwan.

Der Lungshan-Tempel 龍山寺

Der Lungshan-Tempel in Taipei ist besonders bei strömendem Regen (nicht selten in Taipei) am schönsten. Die Anlage ist extrem gut besucht.
Der Lungshan-Tempel in Taipei ist besonders bei strömendem Regen (nicht selten in Taipei) am schönsten. Die Anlage ist extrem gut besucht.

Unweit vom Stadtzentrum befindet sich der Lungshan (wörtlich Drachenberg)-tempel, lóngshân-sì, welcher der Göttin der Gnade, Kuanyin (auch Kannon alias Avalokitesvara), gewidmet wurde. Die Anlage wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet und seitdem drei Mal zerstört:
Ein Mal durch ein Erdbeben, als nächstes durch einen Taifun und zu guter letzt durch Luftangriffe – es geht nichts über Kreativität. Besucht man Tempel in Japan oder China, wird man meist Betende, doch in der Regel eher Touristen finden. Das ist anders in Lungshang: Zwar kommen auch hierher Touristen, doch viele Betende, viele Kerzen, leuchtende Säulen und die rauchgeschwängerte Luft schaffen eine ehrfürchtige, heilige Atmosphäre. Selten hat mich ein Tempel in Ostasien so berührt.

In der Nähe des sehr auffälligen Lungshan-Tempels gibt es übrigens auch zahlreiche berühmte Nachtmärkte.

In der Nähe des sehr auffälligen Lungshan-Tempels
gibt es übrigens auch zahlreiche berühmte Nachtmärkte.

Der Huahsi-Nachtmarkt 華西街

Unweit des Lungshang-Tempels befindet sich der Huahsi-Nachtmarkt (huáxï jiê), auch Snake Alley (Schlangengasse) genannt. In der ganzen Gegend gab und gibt es viele kleine Geschäfte, die traditionelle chinesische Medizin verkaufen. Dazu zählen alle aus Schlangen herstellbare Medikamente…viele von ihnen gelten als Aphrodisiakum. Demzufolge ist das Rotlichtviertel der Stadt nicht weit. Die Schlangengasse, ein überdachter Nachtmarkt, ist bepackt mit Touristen. Hier wird allerhand Seltsames verkauft. Nebenbei werden hier Schlangen und Schildkröten aufgehangen, aufgeschnitten und ausgeblutet. Zumindest nichts für meinen Geschmack, denn ich mag Schildkröten, und auch die Schlangen haben etwas besseres verdient (nein, ich bin nicht Vegetarier!). Ein grosser Touristenrummel, aber etwas abseits findet man schöne alte chinesische Ladengassen.

Ach ja: Hier kann man sich auch eine der berühmten chinesischen Fussmassagen verpassen lassen. Die können mitunter recht schmerzhaft werden. Angeblich korrespondieren gewisse Zonen am Fuss mit den anderen Körperteilen (wie bei der Akupunktur). Während der Massage erhält man eine Skizze, auf der man ablesen kann, was womit zusammenhängt. Witzig nur, dass die Skizzen je nach Laden anders sind! Was dem einen die Leber ist dem anderen der Nasenflügel. Noch immer begeistert von der thailändischen Massage (nein, keine Hintergedanken!!!) begab ich mich mit meinem taiwanesischen Bekannten in einen der Massageläden. Während mein Begleiter erst leise, später lauter zu leiden begann, ging es mir recht gut. Zumindest am linken Fuss. Die Fersen beider Füsse sagen, jedenfalls in dem Laden, etwas über die Libido aus. Tja, an der rechten Ferse ging der Spass los. Mit einem sadistischen Lächeln begann der Masseur, stärker und stärker besagte Stelle zu kneten…solche Schmerzen kannte ich nur von einer Wurzelbehandlung. Freudestrahlend tippte er auf die Skizze und grinste. Die unbekannte Taiwanesin neben mir litt zwar auch, lächelte mich allerdings zweideutig an…Wie jetzt, mit meiner Libido stimmt was nicht? Und wieso ist die linke okay aber die rechte nicht? Und wieso überhaupt linke und rechte? Ansonsten war ich nach den Worten des Masseurs überdurchschnittlich gesund – wenigstens etwas. Humpelnd und zweifelnd verliess ich den Laden.

Ding Hao-Stadtviertel 頂好

Das Stadtviertel Dïng Hão im Osten Taipei’s rund um die MRT – Station Chunghsiao Tunhua (忠孝敦化驛) kündigt sich schon von weitem durch zahlreiche Hochhäuser an – dies ist das ganz moderne Taipei und noble Shoppingviertel der Stadt.

Jaoho Street Nachtmarkt 饒河街觀光夜市

Der Jaoho Street Nachtmarkt ráohé jiê guânguâng yèshì befindet sich weit im Osten Taipei’s nahe dem Keelung-Fluss. Er ist etwas neuer und sehr gross und definitiv einen Besuch wert.

Einer der zahlreichen Nachtmärkte in Taipei. Sehr laut und sehr interessant.
Einer der zahlreichen Nachtmärkte in Taipei. Sehr laut und sehr interessant.

Ausgehen in Taipei

Nachtschwärmer kommen auch in Taiwan auf ihre Kosten – auch wenn es etwas einseitiger zugeht als zum Beispiel in Deutschland. Man kann natürlich zu einer Bar gehen oder zu einer der allesamt ziemlich teuren Diskos. Eine davon ist die Kiss la Boca-Diskothek (soll wohl „Küss die Hand“ heissen), zu finden neben dem Magnolia-Hotel im 中泰賓館 (zhông tài bïn guãn) im Osten der Stadt. Sieht ein bisschen Schickimicki aus – ganz wie die Diskos in Tokyo zum Beispiel. Eintritt ist schlappe 500 Yuan (ca. 18 €), und ein 0,3 l Bier kostet grade mal eben 200 Yuan (also gute 7 €). Dazu spielte eine überfröhliche, nervend herumhopsende Band von Schwarzen und Weissen – alle Songs waren jedoch kein bisschen live! Das ständige Zwischenrufen, Johlen, Klatschen sorgte dafür, dass die Leute vor der Bühne herumhampelten als sei dies eine Massen-Aerobic-Veranstaltung… der absolute Horror. Ein paar wenige, meist ältere ausgeflippte Ausländer tanzten mit jungen Taiwanesinnen – wahrscheinlich deren Schülerinnen oder Kolleginnen. Ansonsten waren alle um die 20…aber man muss wohl wirklich sehr lange in Taiwan sein um solche Diskos zu mögen. Von allein jedenfalls wäre ich da nie reingegangen…

Hsimen 西門町

Wer die Ecke Shibuya / Harajuku in Tokyo kennt, braucht gar nicht erst hierherkommen – die kleinere, taiwanesische Variante heisst Hsimen (Xïmén-tïng), etwa: Westtorviertel, ist nicht sehr weit vom Hauptbahnhof und nichts Besonderes. Hier kann man allerhand einkaufen, essen gehen und auch anderweitig vergnügen.

Im hippen Hsimen-Viertel
Im hippen Hsimen-Viertel

Tamsui 淡水

Eine der Endhaltestellen der Tamsui-Linie der MRT ist die Stadt Tamsui (Dànshuï) nördlich von Taipei. Vom Stadtzentrum dauert es lediglich 30 min. Den Taiwanesen ist Tamsui vor allem als Universitätsstadt bekannt. Zudem gilt die Uferpromenade an der Mündung des Tamsui-Flusses als eine der sieben schönsten Landschaften Taiwans. Ansonsten gibt es hier nicht unbedingt viel zu sehen. Erwähnenswert wäre vielleicht noch das Fort San Domingo – ein 1629 von den Spanien errichtetes Fort, was man ja hier nicht unbedingt erwartet. Viel Spass hatten die Spanier an ihrem Fort allerdings nicht, denn sie wurden wenig später von den Holländern und die kurz darauf von den Chinesen vertrieben.

Unterkunft

Dank meines Bekannten Wen und seiner sehr netten Familie hatte ich die Möglichkeit, bei einer Familie zu wohnen und ein bisschen vom Alltagsleben zu schnuppern. Bei meiner Rückkehr aus dem Inselinneren verschlug es mich dann aber doch für eine Nacht ins Hostel. Das Happy Family Hostel 2 klang ganz nett und liegt in Sichtweite vom Hauptbahnhof. Allerdings ist es nicht leicht zu finden, denn es gibt kein Schild. Der Eingang ist in einer Hausnische etwas links des Circle-K Convenience Stores. Der Besitzer ist sehr nett und sehr offen, die Atmosphäre ist so, wie sie in einem anständigen Backpacker-Hostel sein sollte – im Hostel selbst gibt es einen schönen Gemeinschaftsraum, Kochgelegenheiten und schwarze Bretter, an denen auch Jobangebote, meist für Englischlehrer, aushängen. Ein Bett im sauberen, lustig gebauten Dormitory kostet 250 Yuan (gute 8 €). Sehr empfehlenswert!!! Hier die Adresse: 中山北路一段56巷2之1號

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