Wie sieht es eigentlich entlang des Bosporus bis hin zur Schwarzmeerküste genau aus? Dieser Frage wollten wir an diesem Tag nachgehen. Deshalb liefen wir nach Eminönü, um von dort mit einer Fähre nach Anadolu Kavagı zu fahren. Die Fähre fährt vier Mal pro Tag im Zickzack den Bosporus herauf und stoppt mehrmals zwischendurch. Anadolu Kavagı ist die letzte Station und befindet sich an der Mündung des Bosporus in das Schwarze Meer.
Entlang des Bosporus gibt es einiges zu sehen. Schon immer liessen sich dort die Reichen und Mächtigen der Stadt nieder – und so reihen sich alte und neue Paläste aneinander. Dazu zählt unter anderem die Festung Rumeli Hisarı, die vom Sultan Mehmet II. Sie wurde angeblich innerhalb von nur vier Monaten während des Konstantinopel-Krieges im Jahre 1453 errichtet.
Imposant sind auch die beiden den Bosporus überspannenden Brücken. In Anadolu Kavagı dann die Überraschung: Der Ort ist ein Mekka für Fischliebhaber! Und zwar für Fisch-auf-dem-Teller-Liebhaber. Unzählige Fischrestaurants und -händler tümmeln sich rund um die Landungsbrücke.
Natürlich geht es sehr laut zu, und die Leute bemühen sich emsig, einen in das eigene Restaurant zu lotsen – wenigstens sind sie aber nicht so aufdringlich wie die in Istanbul. Da wir alle Lokale nicht kennen, ist es für uns freilich Jacke wie Hose, wo wir einkehren. Die Speisekarte ist auch auf Englisch vorhanden. Für zwei ordentliche Portionen wirklich frischen Fisches bezahlen wir zusammen um die 13 €, was auch angemessen war. Bei den Istanbulern scheint der Ort sehr beliebt zu sein – zu recht. Und die Bedienung ist sagenhaft schnell. Muss sie auch, denn so viel Zeit bis zur Rückfahrt hat man nicht. Bei der Rückfahrt haben sich auch zwei Musiker auf der Fähre eingefunden, die mit wirklich guter Musik etwas Geld zu machen versuchen.
Während der Rückfahrt trinken wir zwei Kaffee auf der Fähre. Einer kostet 1.5 Mio TL. Ich gebe dem Kellner einen 10 Mio TL-Schein. Und bekomme als Wechselgeld 6 Mio zurück. Moment. 10 minus 2 mal 1.5 …macht das nicht 7? Ich schau den Kellner an und frage, wo die andere Million bleibt. Und er sagt mit einem widerlichen Grinsen auf englisch „Trinkgeld!?“ Tja, hätte ich ja vielleicht gegeben, aber so bestimmt nicht. Nicht zu glauben, dass die Masche funktioniert, aber bei einigen scheints ja wohl zu klappen.
Zurück in Istanbul wollen wir zum Kapalı Carsı, besser bekannt als „Grosser Basar“. Vor dem Basargelände sehen wir viele Kleidungshändler auf der Strasse. Die ganz plötzlich alles in Windeseile zusammenpacken, auf Karren legen und wie verrückt zu rennen anfangen. Jaja, die Polizei…Das gleiche kann man ja in sehr vielen Ländern erleben – in Taiwan z.B. sah das auch sehr witzig aus.
Dann die Enttäuschung: Der grosse Basar ist zu! Weil Sonntag ist…Schade eigentlich, denn er ist wirklich sehenswert, wenn auch reichlich teuer. Ich suche trotzdem ein Geschäft, das Wasserpfeifen verkauft. Wir finden eins und kommen mit dem Besitzer ins Gespräch. Erstaunlicherweise ist er gar nicht daran interessiert, uns etwas zu verkaufen. Er will sich einfach nur mit uns unterhalten. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Während wir bei ihm Tee trinken, kauft ein russisches, scheinbar sehr reiches Pärchen bei ihm ein. Und er kassiert wirklich sehr viel Geld für schnöden Tand.
Irgendwann kann ich ihn in seinem Gespräch unterbrechen und sagen, dass ich eigentlich eine Wasserpfeife will. Er hat auch eine schöne und sagt noch „den Touristen sag ich immer, dass sie alt sind, dabei sehen die nur so aus!“ Trotzdem sehen die hohen, kupfernen Wasserpfeifen natürlich schön und vor allem brauchbar aus. Er sagt „naja, für dich zum Einkaufspreis“. Das waren 28 Dollar. Ich misstraue jedem Händler, erst recht in Orten wie Istanbul und Kairo, aber das war fair. Später habe ich die gleiche Wasserpfeife in einem Geschäft gesehen – für 60 Dollar.
Später landen wir bei einem Teppichhändler, um einen sogenanten Kilim – eine Art grob geknüpfter Teppich – zu kaufen. Und stellen fest, dass es nichts Stressigeres gibt, als einen Teppich zu kaufen. Ob es das wert ist?
Abends laufen wir an der Sultanahmet-Moschee vorbei und sehen von der Strasse aus sogenannte „whirling derwishes“. Angeblich ein traditioneller Tanz, in dem Männer in weissen Röcken und rotem Fez. Die drehen sich wie wahnsinnig um sich selbst. Gut, es ist faszinierend, dass sie nach ein paar Minuten nicht umfallen bzw. sich übergeben, aber was an diesem Tanz so spannend sein soll ist mir nach wie vor ein Rätsel. Wahrscheinlich ein Touristengag…
Und so sollte diese kurze Reise am nächsten Tag zu Ende gehen – eine Reise durch zwei Welten – die des Südkaukasus und die der Türkei. Durch Orte und Landschaften, die ich jedem bedingslos empfehlen kann!
An- & Abreise
- Die Fähre entlang des Bosporus zwischen Anadolu Kavagı und Istanbul Eminönü fährt vier Mal täglich und kostet hin und zurück 5 Mio TL pro Person, also etwa 3 €.
Unterkunft
- Im Cem-Hotel. Ausführliche Infos dazu siehe unter Tag 1.