Dnepropetrowsk (Днепропетровск)

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Name

Днепропетровск (Dnepropetrovsk) – das ist der russische Name. Der ukrainische Name ist fast identisch und lautet Днїпропетровск (Dnipropetrovsk). Da es in dieser Gegend der Ukraine jedoch mehr Russen als Ukrainer gibt, ist der russische Name gebräuchlicher und wird somit auch auf dieser Seite benutzt. Die Stadt ist vergleichsweise jung und wurde 1776 von der damals allgegenwärtigen Katherina der Grossen bzw. Katherina II gegründet. Die Stadt trug eigentlich den Namen Jekaterinoslaw, was soviel bedeutet wie „Zum Ruhme Katherinas“. Dies hier ist bereits die Ostukraine und hat ein ganz anderes Flair als zum Beispiel der Westen des Landes – alles ist hier wesentlich „russischer“, und so ist es auch mit der Sprache: Man hört mehr Russisch als Ukrainisch, und viele Bewohner verstehen Ukrainisch auch gar nicht. Einheimische nennen die Stadt übrigens häufig kurz und schlicht ‚Dnepro‘ (sprich Dnjepro).

Lage

Fährt man von Kiew aus ca. 500 km den Dnepr flussabwärts Richtung Südosten, landet man in einer Kette von Großstädten – darunter Dneprodscherschinsk, Saporoshje und Dnepropetrowsk.

Einwohner

Dnepropetrowsk ist die grösste Stadt der Region und mit mehr als einer Million Einwohner auch die drittgrösste Stadt der Ukraine.

Stadtbild

Die Stadt ist ein Industriezentrum (Metallurgie z.B.) und durch den Dnepr zweigeteilt in Norden und Süden. Der Dnepr ist zwischen Tschernobyl bis kurz vor seine Mündung in das Schwarze Meer nahezu ununterbrochen aufgestaut. Bei Dnepropetrowsk jedoch ist er „relativ“ schmal, übertrifft aber noch immer z.B. die Elbe oder den Rhein bei weitem. Das eigentliche Zentrum der Stadt erstreckt sich entlang des Südufers; im Westen und am Nordufer sieht man viel Industrie. Im Osten mündet der Fluss Samara in den Dnepr.

Der Dnepr und die Klosterinsel
Der Dnepr und die Klosterinsel

Anreise

Zahlreiche Fernzüge fahren nach oder durch Dnepropetrovsk: Ein Fernzug nach Simferopol auf der Krim braucht ca. 8 Stunden für die rund 500 km. Die Fahrkarte kostet rund 35 UAH für ein Platz im kupe (2003).

Fernzüge in die Hauptstadt Kiew brauchen – zumindest nachts – ca. 12 Stunden für die 520 km. Eine Fahrkarte für einen Schlafplatz im kupe kostet rund 42 UAH. (das war 2003, es kostet wohl nunmehr ab 75). Mittlerweilen gibt es allerdings auch Schnellzüge (intercity und Stolichnyj Express zwischen den beiden Städten, und die brauchen weniger als 6 Stunden für die Strecke und kosten ab 105 UAH (2009).

Sehenswertes

Zwar hat man den Namen der Stadt geändert, nicht aber den Namen der Hauptstrasse:

просп. Карла Маркса (Karl-Marx-Prospekt)

Am gigantischen Bahnhof beginnend, führt der Karl-Marx-Prospekt nahezu kerzengerade und parallel zum Südufer des Dnepr durch die Innenstadt. Dementsprechend konzentrieren sich hier Verwaltungsgebäude, Kaufhäuser, Luxusboutiquen usw. Der rund zwei Kilometer lange mittlere Abschnitt besteht aus zwei Strassen mit einem Park in der Mitte, wobei man es sich auf den Parkbänken gemütlich machen kann.

Der Karl-Marx-Boulevard, die lebendige Flaniermeile der Stadt
Der Karl-Marx-Boulevard, die lebendige Flaniermeile der Stadt

Komischerweise sitzen alle auf der Lehne und keiner auf der Bank selbst. Begründung: Da die anderen auf der Lehne sitzen, ist die Sitzfläche ja schmutzig. Kennt man das nicht von irgendwoher? Genau: Das gleiche Spiel wie bei den Zugtoiletten. In der Mitte, gegenüber einer Kathedrale, steht das ZUM – das Zentrale Kaufhaus. Im Anschluss daran gibt es einen kleinen Strassenmarkt. Läuft man dieses Rückgrat der Stadt entlang, kann man nicht glauben, dass hier so viele Leute in Armut leben, denn hier riecht es nach Geld (und der Park in der Mitte nach Bier).

Диарама Освобождение Днепропетровска (Panorama der Befreiung Dnepropetrowsks)

Fast am östlichen Ende des Karl-Marx-Prospektes, gegenüber der schönen Berguniversität, befindet sich ein hässlicher moderner Klotz eingebettet in einem kleinen Park. Darin gibt es das Panorama der Befreiung Dnepropetrowsks zu sehen. Für eine Handvoll Münzen wird man in das klimatisierte Innere geleitet, wo man ein zweifelhaftes, halbrundes Schlachtengemälde inkl. Kriegsgeräusche vom Band bewundern darf. Dazu gibt es auch eine engagierte Führerin, die ziemlich enthusiastisch von der Schlacht erzählt – genauer gesagt dem heroischen Kampf von 2.6 Millionen Rotarmisten gegen 1.2 Millionen Wehrmachtssoldaten.

Ob es Zufall ist, dass die Raketen Richtung Kirche zeigen?
Ob es Zufall ist, dass die Raketen Richtung Kirche zeigen?

Dabei kamen 600 Tausend Rotarmisten ums Leben – wieviele Deutsche dabei starben, war uninteressant und die Führerin wusste es auch nicht. Dass hier nach wie vor eine dieser typischen Stalinschen Aktionen à la „wenn wir genug Leute reinwerfen, wird’s schon irgendwann klappen“ so gefeiert wird, ist beachtlich. Und das Gemälde ist künstlerisch gesehen…nun ja…ein grosses Stück verschenkter Leinen. Rund um das Gebäude steht altes Kriegsgerät herum. Läuft man weiter Richtung Fluss, stösst man nach wenigen Metern auf die:

Свято Преображенский кафедральний собор (Heilige Verklärung Christi – Kathedrale)

Heilige Verklärung Christi – Kathedrale (gibt es eine bessere Übersetzung?). Sie sollte eigentlich wesentlich grösser und zu Ehren Katherina der Grossen (wem sonst) gebaut werden – leider reichte das Geld nicht. So bilden die ursprünglich geplanten Grundmauern die Umgrenzung; die Kirche selbst ist wesentlich kleiner. Und innen frisch restauriert – man hat mit Blattgold nicht gespart. Woher kommt eigentlich das ganze Geld dafür, möchte man fragen. Und wieso gibt sich die Kirche in der Ukraine nicht mehr Mühe, den Bedürftigen und Bettlern zu helfen (die zum Beispiel auch vor dieser Kirche um Almosen bitten) – schliesslich kann man Blattgold nicht essen. Aber vielleicht fallen ja ein paar Griwna ab, nachdem die allerletzte Kirche vergoldet wurde.

Der vergoldete Ikonostas in der Kathedrale
Der vergoldete Ikonostas in der Kathedrale

Unweit der Kirche befindet sich ein Denkmal für die Polizei. Daneben eine verglaste Hütte, in der Polizisten IHR Denkmal bewachen müssen, da es immer wieder beschädigt und verschandelt wurde. Woran merkt man, dass eine Stadt zuviel Geld hat? Genau daran. Mich würde interessieren, wie lange solch ein Denkmal in Deutschland überleben würde. Und wieviel dieser Spass die Stadt eigentlich kostet.

остров Монастырский
(Klosterinsel)

Läuft man von der Kathedrale weiter Richtung Norden, kommt man in den grossen, etwas schmutzigen Schewtschenko-Park. Darin ein grosses Haus der Jugend, zahlreiche Schachtische, eine grosse, hässliche Disko. Dann steht man vor dem Dnepr. Und einer der unzähligen Inseln im Fluss – der Komsomolzen Klosterinsel.

Wie wär's mit einer Runde Schach? Allzu typische Ansicht in diesem Teil der Welt

Wie wär’s mit einer Runde Schach? Allzu typische Ansicht in diesem Teil der Welt

Die hat man dann doch umbenannt. Eine kleine Brücke führt zur nahen Insel – links sieht man bereits ein kleines Kloster. Für die Dnepropetrowsker sicher interessanter ist der Rest der Insel: Strand. Strand. Strand. Und Schaschlikbuden, in denen man richtig leckeres, gegrilltes Fleisch und kühles Bier bekommt. Hier kann man schnell und einfach vor der Stadt flüchten. Es gibt sogar einen Personenlift bis fast zum Karl-Marx-Prospekt – im Mai zumindest allerdings nicht in Betrieb.

Alles in allem ist die Stadt durchaus eine Reise wert – man bekommt hier ein ganz anderes Bild von der Ukraine als in Kiew, auf der Krim oder der Westukraine.

Übernachtung

Da wir einen Freund in Dnepropetrowsk besuchten und dort auch übernachteten, kann ich leider nicht mit speziellen Tipps aufwarten. Es gibt etliche Hotels, vor allem in der Nähe des Bahnhofs, aber da sich kaum Reisende nach Dnepropetrowsk verirren, werden die meisten Hotels eher Business-Hotels sein.

WWW

  • gorod.dp.ua/multilang/de/: Portalseite mit zahlreichen Photos und Übernachtungstipps für Dnepropetrowsk – hier die deutsche Version.

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