Kukës

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    Allgemeines

    Name

    Lage von Kukes
    Lage von Kukes

    Kukës. Wie bei den meisten anderen albanischen Ortsnamen auch, gibt es hier noch eine Variante: Kukësi (quasi „Das Kukës“). Ausserdem wird oft der Umlaut ignoriert und einfach nur „Kukes“ geschrieben. Ist aus dem Namen Kukufic hervorgegangen.

    Lage

    Kukës bildet das Zentrum der gleichnamigen Provinz im Nordosten Albaniens mitten in den Bergen. Die Stadt liegt auf einem kahlen Plateau auf einer Halbinsel im großen Stausee Liqeni i Fierzës. Südöstlich der Stadt erstrecken sich die fast 2,500 m hohen Berge der Gjalica e Lumës (Gjalica Berge am Lumës). Bis zum Grenzübergang Morin im Nordosten sind es 18 km. Nach Prizren im Kosovo sind es dann ebenfalls nur noch 18 km. Die Hauptstadt Tiranë im Südwesten ist rund 215 km entfernt (Strasse). Was aber nicht bedeutet, dass man in kurzer Zeit dort ist… In der Gegend gibt es bedeutende Erzvorkommen, die durchaus für einen kleinen Aufschwung in der Zukunft sorgen könnten.

    Einwohner

    Rund 18’000. Damit ist Kukës die mit Abstand grösste Stadt im Nordosten Albaniens.

    Stadtbild

    Gesamtansicht von Neu-Kukes
    Gesamtansicht von Neu-Kukes

    Kukës ist eine sehr neue Stadt. Die alte, historische Stadt liegt heute auf dem Grund des oben genannten Stausees – nichts davon ist noch zu sehen. Zumindest nicht ohne Taucherausrüstung. Die Stadt nimmt eine Halbinsel ein, wobei es jedoch nach beiden Seiten mehrere hundert Meter abwärts geht bis zum See. Kukës ist rein symmetrisch angelegt – mit zwei Plätzen an beiden Enden, verbunden durch zwei parallel verlaufende Strassen. Der Hauptplatz mit dem Rathaus liegt am nördlichen Ende und ist schlichtweg trostlos – kaum einer verirrt sich dorthin. Das Leben spielt sich entlang der Hauptstrasse (Blvd Kryesor) ab. Dort liegen zahlreiche Geschäfte und auch die Bushaltestelle. Vom Hauptplatz geht eine Strasse nach Nordwesten ab zum ehemaligen Hotel Albtourist. Allerdings wurde die Strasse mittlerweile mit Stacheldraht abgesperrt. Die Hauptgeschäftsstrasse zwischen den beiden Plätzen heisst .

    In Kukës dominieren zwei bis dreigeschossige Plattenbauten, die seit dem 70er Jahren keine Farben mehr sahen. Der südliche Platz wird zum Teil als Strassenmarkt, zum Teil auch als Müllkippe genutzt. Dort steht auch ein Denkmal, umgeben von Autowracks.

    Geschichte

    Kukës wurde wohl erstmals 1571 als Kukufic erwähnt. Es bestand damals nur aus einer Handvoll Häuser und lag im tiefen Flusstal. Aufgrund seiner Lage erfuhr es keine sonderliche Bedeutung. Von 1912 bis 1921 wurde es abwechselnd von Serben, Bulgaren und Österreichern kontrolliert. 1925 wurde die Stadt Mittelpunkt des gleichnamigen Kreises und der gleichnamigen Präfektur. Am 18 November 1944 schafften es die Partisanen, die Stadt von den deutschen Besatzern zu befreien. 1962 begann man, auf einem Plateau Kukësi i Ri (Neustadt, auch Kukesit te Ri) zu errichten. Ziel war es, die Einwohner von Kukesit te vjeter (Alt-Kukes) dorthin umzusiedeln. 1978 verschwand Alt-Kukes schließlich für immer in den Fluten des langen Stausees liqenit te Fierzës (Fierzë-See), der über 100 km lang ist und zur Energiegewinnung genutzt wird.

    Kukes kam kurz in die Schlagzeilen, als 1999 tausende Flüchtlinge aus dem nahen Kosovo in die Stadt strömten. Zeltlager wurden errichtet und viele Hilfsorganisationen liessen sich nieder. Heuer sind alle wieder weg. Was blieb ist eine staubige, zerfallende Provinzstadt mit ungewöhnlich vielen Mercedes.

    Anreise

    So ziemlich alle Busse aus dem Kosovo nach Albanien fahren durch Kukës. Von Prizren kostet es 10 Euro (nach langem Verhandeln – erst wollte man 15, also den Vollpreis bis zur Hauptstadt Tirana). Es gibt drei Busse am Tag. Man kann allerdings auch trampen. Ich brauchte für die Strecke eine Stunde, aber prinzipiell würde ich es nicht unbedingt empfehlen.

    Es gibt nur einen Bus pro Tag nach Tiranë. Der fährt morgens um 09:00 ab und braucht angeblich gute 10 Stunden (was bei der Route durchaus realistisch ist). Weiterhin fahren Minibusse. Man kann sich auch mit anderen Albaner zusammen ein Auto nehmen. Mit Minibussen oder zu dritt im Auto kostet es pro Person 1’500 Leke (12.5 Euro). Ein Taxi soll wohl 4’000 Leke kosten. Bei einem guten Fahrer und mit kurzen Pausen dauert es um die 6 Stunden herum. Nach Shkodër dauert es ca. 4½ Stunden.

    Sehenswertes

    Über die Stadt selbst gibt es nicht allzu viele Worte zu verlieren. Wie eingangs erwähnt, ist die Altstadt von Kukes den Fluten des Staudamms zum Opfer gefallen. Und die Neustadt selbst ist relativ uninteressant. Die beiden Plätze in der kleinen Stadt sind allerdings irgendwo interessant. Der nördliche Platz ist großzügig angelegt mit Verwaltungsgebäuden und einer Bank. Aber keine Menschenseele findet sich dort ein, denn sonst gibt es dort gar nichts. Man kann von dort nach Nordwesten zum nahen Albtourist-Hotel laufen, aber der Zugang wird einem durch eine Stacheldraht-Barriere verwehrt. Leider.

    Der lebhafte Platz im Zentrum der Stadt...
    Der lebhafte Platz im Zentrum der Stadt…

    Auch der südliche Platz ist nicht sonderlich einladend. Ein paar Strassenhändler versuchen dort ihr Glück. Ein zu sozialistischen Zeiten errichtetes Denkmal wird heute als Ablageplatz für kaputte Fahrzeuge benutzt. Apropos Fahrzeuge: Mindestens drei Viertel aller Autos in Kukes sind seltsamerweise Mercedes-Benz. Wohlgemerkt mit Kukes-Kennzeichen und nicht von ausserhalb. Ein paar davon sind 20 Jahre alt, viele allerdings auch relativ neu. Sie stehen im krassen Gegensatz zu dem, was man sonst so in der Stadt sieht.

    Kukes: Dieses Denkmal erfüllt heute einen anderen Zweck
    Kukes: Dieses Denkmal erfüllt heute einen anderen Zweck

    Ansonsten ist der Ort schlichtweg eine verschlafene Kleinstadt mit ein paar wenigen Geschäften hier und dort und gelangweilten Einwohnern, die in mehr oder weniger modernen Cafés herumsitzen und Espresso oder sonst was schlürfen. Sehr viel dürfte sich allerdings auch demnächst nicht daran ändern, denn der Grenzverkehr zum Kosovo ist eher gering bzw. geht zum grossen Teil an der Stadt vorbei. Aber vielleicht sorgt ja der Abbau der reichlich vorhandenen Mineralien in der Gegend für einen Boom.

    Typischer Anblick in Kukes (inkl. Mercedes)
    Typischer Anblick in Kukes (inkl. Mercedes)

    Umgebung

    Berge, Berge, Berge. Und dazwischen der nicht sehr breite aber extrem lange Stausee. Vor allem das Bergmassiv südlich der Stadt (siehe Photos oben) sieht sehr verlockend aus. Erst zu Hause habe ich auf einer Aufnahme (mit 300 mm Objektiv) festgestellt, daß es einen Weg zum Gipfel zu geben scheint. Allerdings dürfte der Aufstieg etliche Stunden in Anspruch nehmen. Auch die Strasse Richtung Prizren ist landschaftlich ein echter Augenschmaus (siehe Photo rechts). Unterwegs mehren sich die kleinen Betonbunker, die von der nahen Grenze zu Ex-Jugoslawien zeugen (mehr dazu siehe Geschichte Albaniens). Eine Fahrt durch die Berge Richtung Westen sei an dieser Stelle auch wärmstens empfohlen – vorher am besten noch Karl May’s Reisebericht „Durch das Land der Skipetaren“ lesen!

    Landschaft östlich von Kukes
    Landschaft östlich von Kukes

    Übernachtung

    Meine Suche nach einer Schlafgelegenheit liess mich drei Möglichkeiten finden: Das „Hotel Europa“ schien allerdings mittlerweile dichtgemacht zu haben, obwohl noch das Schild da war. An der Hauptstrasse steht das eher unscheinbare aber offensichtlich renovierte Hotel Ghallicia. Ein Zimmer kostet dort € 30.

    Versteckt im Wohngebiet und nur rund 100 m südlich des Hauptplatzes steht das Hotel Bar Restorant Amerika, und dort traut man seinen Augen kaum: Die grossen Doppelzimmer haben eine Klimaanlage, einen Kühlschrank (leer, wohlgemerkt), Satellitenfernsehen, ein gefliestes Bad mit BD und Dusche usw. Alles ist blitzsauber und scheinbar nagelneu. Im Erdgeschoss gibt es zudem ein empfehlenswertes Restaurant, geschmückt mit allerlei Tand (viel zu viel davon um ehrlich zu sein). Im Flur steht ein Computer mit Internetanschluss, die Benutzung ist kostenlos. Auch hier kostet ein Zimmer 30 Euro inkl. Frühstück, aber der Preis ist mehr als gerechtfertigt. Der Besitzer Musli Lleshi ist sehr höflich und des Englischen mächtig. Er hilft auch bereitwillig, wenn es um die Weiterfahrt oder sonstiges geht. Die Adresse & Tel.-Nr: Lagjja 5, Kukës, Tel/Fax: +355-0-242-3278, Handy: +355-0-68-2037 874.

    WWW


    • www.kukesi.org
      : Offizieller (?) Internetauftritt der Stadt und ihrer Bewohner. Gute Seite mit sehr schönen Photos, aber leider nur auf Albanisch.

    Ihr habt eine interessante Seite über Kukës oder kennt eine gute Seite? Dann her damit!
    Nachdem ich die Seite überprüft habe, werde ich sie hier aufnehmen. Link bitte über Kontaktformular.

    1 COMMENT

    1. Ich finde es so traurig, dass Kosovo und Kukes durch den Krieg dermaßen zerfallen sind und sich niemand darum kümmert, die Gegenden aufzubauen und zu verschönern. Vielleicht mangelt es an Geld, aber das größte Problem ist, dass sich international kein Mensch dafür interessiert bzw. überhaupt etwas davon weiß. Die Bilder von Kukes wirken trostlos, kaputt, einsam und leer. Es wäre schön, wenn sich irgendwer irgendwann für dieses Gebiet bemühen würde und den Menschen dort hilft. Sie brauchen Unterstützung!
      Gerade aus dem Ausland.
      Und was Serbien betrifft, gegen die Regierung müssen Schritte eingeleitet werden; sie handelt mit unmenschlichen Mitteln, auch ihre Denkweise ist schlicht und einfach falsch.
      Ich hoffe, die Menschen in Kukes und Kosovo fangen endlich an, neuen Mut zu schöpfen. Wer weiß, vielleicht sorgt schon jemand dafür, dass bald auch sie ein Einreiserecht – das Visum erwerben können…
      Dankeschön für diesen Beitrag; er ist sehr interessant. Ich persönlich komme nicht einmal aus den betroffenen Ländern, und auf anderen Internetseiten findet man nicht viel über das Thema. Mein Respekt!

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