Jerevan

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Jerevan Երևան

Tag 6: Tbilisi – Jerevan. Hier geht die Reise weiter: Tag 7: Sewansee
Grenzübergang Georgien-Armenien. Erster Eindruck!?
Grenzübergang Georgien-Armenien. Erster Eindruck!?

Der 15. August – heute läuft das georgische Transitvisum aus und das armenische Visum ist ab heute gültig. Laut Nasi fährt um 08:15 morgens ein Bus nach Jerevan. Das bedeutet um 7 Uhr aufstehen. Alle schlafen noch – selbst Nasi, die ihr Bett auf der Veranda aufgeschlagen hat. Wir laufen vor zum Marjanishvilis- Platz, doch um die Zeit fahren nur ganz wenige Marschrutkas. Aus Zeitgründen get es also mit einem zuvor im Preis heruntergehandelten Taxi zur Ortachala-Busstation. Dort angekommen werden wir gleich gefragt, ob wir ein Taxi oder eine Marschrutka nach Jerevan haben möchten. Wir lehnen ab und bestehen auf den normalen Bus – einem vertrauten, gelben Ikarus. Die Tickets und Proviant sind schnell besorgt. Der Fahrer fragt, ob wir ein Visum haben. Dann erst dürfen wir zu den uns zugewiesenen Plätzen. Im Bus ist es wahnsinnig eng. Pünktlich und sogar zügig geht es los. Unterwegs sieht es sehr russisch aus – aus Holzhäusern bestehende Dörfer, schlammige und löchrige Strassen, Bäuerinnen mit Kopftuch und wettergegerbte Gesichter. Bald verlassen wir das breite Tal bei Kasreti, von wo aus sich die Strasse in unbewohntes Bergland schraubt. Dafür sind vollbesetzte Ikarusse nicht geschaffen – es geht nur noch im Schritttempo voran.

Irgendwann – zwischen grünen, baumlosen Hügeln an einem Pass, ist die Grenze erreicht, die einen recht provisorischen Eindruck macht. Die Pässe werden eingesammelt und bald wieder im Bus verteilt. Dann, nach guten hundert Metern, folgt die armenische Grenze. Wieder werden die Pässe eingesammelt – und wieder zurückgegeben – ausser den unseren. Das sagen wir dem Busfahrer, aber er fährt weiter bis zum Zoll. Dort laden alle ihr Gepäck aus. Das wird nur oberflächlich inspiziert und wieder eingeladen. Wenig später kommt auch jemand mit unseren Pässen angelaufen. Wir waren die einzigen Nicht-Georgier Nicht-Armenier – da dauert die Registrierung wohl etwas länger.

Gepflegte Toilette am Rastplatz, Teil I
Gepflegte Toilette am Rastplatz, Teil I

Der Bus nimmt die Fahrt wieder auf, und es geht quer über eine Hochebene hin zu einer Bergkette am Horizont. Was auffällt – hier gibt es viel weniger Bäume. Nach zwei Stunden Geschüttele auf der wirklich schlechten Strasse geht es wieder in die Berge, wo wir an einer Ansammlung provisorischer Hütten halten. Mittagspause. Alle schwärmen aus – zu den schönen Toiletten, einer zerfallenen Hütte, in der gegrillt wird, und einem weiteren winzigen Häuschen, in dem der Busfahrer mit den Platzhaltern zu tafeln begann. Und eine Wasserpumpe.

Wir werden von verschiedenen Leuten angesprochen und dies und das gefragt. Eine ältere, goldbebrillte Frau um die fünfzig gehört dazu. Sie fragt nach meinem Job – ich sage Lehrer, und sie freut sich ungemein und sagt, dann seien wir ja Kollegen. Wir unterhalten uns über alte Zeiten – hey, so alt bin ich doch nun auch nicht – und über unsere Pläne in Armenien. Was wir sehen wollen. Wie wir reisen. Wo wir übernachten. Nun, wir hatten eine Adresse in Jerevan, von Nasi, und das sage ich ihr. Sie sagt, wenn wir wollen, könnten wir auch bei ihr übernachten. Und – sie möchte ja nicht betteln, aber ein bisschen Geld dafür wäre schon nicht schlecht. Was ich auch einsehe. Ich lehne, da mir die Frau ein bisschen zu gesprächig ist, erstmal höflich ab.

Typisches Bild einer Kleinstadt in Armenien
Typisches Bild einer Kleinstadt in Armenien

Sie bleibt hartnäckig und kommt bald wieder darauf zu sprechen. Zu zweit…drei Nächte – da würden ihr 100 Dollar völlig ausreichen. Das glaube ich ihr gern. Aber so viel hatten wir nun wirklich nicht eingeplant, weshalb ich endgültig ablehne. Nach fast einer Stunde setzen wir die Reise fort, und mittlerweile kennt uns der ganze Bus – hier und da werden wir angelächelt…

In armenischen Dörfern und Städten fällt noch etwas auf – fast alle grösseren Häuser sind aus hellem, rotbraunen Tuffstein errichtet. Ausser in Spitak. Die Stadt wurde 1988 von einem Erdbeben gänzlich zerstört. In der lückenhaft neu gebauten Stadt ist die Vielfalt etwas grösser.

Irgendwann verliess der Bus die Strasse von Spitak nach Gyumri (ehemals Leninakan) und fuhr eine Serpentine hinauf in die Berge. Weit und breit kein Baum – grenzenloses Grün der Gräser, das Blau des Himmels und das Weiss der Wolken, die sich an den Bergen stossen. Nachdem wir den Pass überfahren haben, liegt der schneebedeckte Berg Aragats vor uns – leider zum grossen Teil wolkenverhangen. Nach ein paar weiteren Stunden Fahrt durch eine steppenähnliche Landschaft nähern wir uns Jerevan – durch eine Schlucht geht es hinab in die Stadt. Um halb sechs abends – nach guten neun Stunden Fahrt – erreichen wir den etwas ausserhalb liegenden Busbahnhof. Da wir nichts besseres zu tun haben, laufen wir erstmal in die falsche Richtung, was wir zum Glück schnell bemerken und Richtung Zentrum umschwenken. Den Berg Ararat sieht man tatsächlich. Aber es ist diesig, so dass nicht „sehen“ sondern eher „erahnen“ das richtige Wort ist. Eins erkennt man jedoch – er ist wirklich gigantisch.

Zentrum Jerewans mit dem Mt. Ararat (Türkei) im Hintergrund
Zentrum Jerewans mit dem
Mt. Ararat (Türkei) im Hintergrund

Das Stadtzentrum ist durch eine Schlucht nach Süden und Westen hin vom Umland getrennt. Auffällig sind die vielen Baustellen – viele Strassen und Häuser sind im Bau. Als erstes musste Geld her – und wir fanden bald auch einen Geldautomaten am Platz der Republik. Und ein Café, in dem man sich endlich ein bisschen von der Busfahrt erholen kann. Wir geniessen den Ausblick auf den grossen Platz der Republik – ein Rondell von vier viertelkreisförmigen, aus Tuff gebauten rotbraunen Palästen und der Nationalgalerie. Über den Platz jagen ab und zu ein paar Lada und hier und da ein Benz oder BMW.

Da es langsam spät wird, beginnen wir die Adresse zu suchen, bei der man angeblich übernachten kann. Unterwegs werden wir von einem jungen Armenier angesprochen, der im brüchigen Englisch redet und uns helfen will. Ohne ihn hätten wir wohl dazu eine Viertelstunde gebraucht – so aber waren wir schon in 15 Minuten da…so richtig einen Plan hatte er nicht. Strasse und Hausnummer stimmten – das Haus hatte aber drei Aufgänge. Der dritte war der richtige. Eine freundliche Frau öffnete. Aber – bei ihr übernachtete bereits eine Ungarin, und mehr kann sie nicht aufnehmen. Sie verweist auf eine Adresse im nächsten Aufgang, nachdem sie jemanden anrief – es scheint also ein kleines Netzwerk zu geben.

Der junge Armenier ist immer noch bei uns und springt aufgeregt um uns herum. Eine kleine Frau um die fünfzig mit grosser Brille öffnet. Sie begrüsst uns freundlich und zeigt uns – ununterbrochen redend, die Wohnung. Unser armenischer Freund immer dabei – und langsam etwas störend. Er merkt nicht, dass ich mit Russisch ganz gut klar komme und genau weiss, was ich mache – seine Bemühungen sind sicherlich nett gemeint, aber er ist einfach übereifrig. Ich schaffe es, ihn irgendwann abzuwimmeln, indem wir uns mit ihm verabreden – zwei Tage später. Die Wohnung ist ziemlich gross, und überall hängen Bilder unterschiedlichster Formate, Stilrichtungen und Motive: Expressionismus bis Pointilismus, Stilleben bis Portrait, Propaganda bis Sakralmalerei…Ihr Mann sei Maler (gewesen!?) und sehr berühmt, man findet seine Bilder selbst in der Nationalgalerie.

Die Frau schnattert sehr schnell und erklärt alles – ich habe Mühe, ihr zu folgen. Besonders der Part über das Bad: Es herrscht Wassermangel, also ist nicht immer Wasser da. Deshalb gibt es in ihrer Wohnung einen grossen Wasserspeicher. Der ist sogar beheizbar. Man sollte ihn aber nicht benutzen, wenn „staatliches Wasser“ vorhanden ist usw. Direkt aus dem Tank kann man auch duschen. Sie gibt uns den Wohnungsschlüssel – wir können kommen und gehen, wann wir wollen. Sie erklärt auch die Funktionsweise des Schlosses drei Mal…

Da wir Hunger haben, ziehen wir los. Die Wohnung ist gegenüber der Oper, und vor der Oper gibt es einen schönen Park mit zahlreichen neonbeleuchteten Open-air-Bars und Restaurants. Eine grandiose Innenstadt! Und eine sehr entspannte Atmosphäre. Da es schon spät war, gab es nicht mehr viel zu essen – seltsame Hamburger, Salat, Bier und armenischer Cognac – zu zweit zahlen wir 3500 Dram, also 7 Euro. Ziemlich viel, aber dies ist das unmittelbare Stadtzentrum, mit Bars, in denen sich mit Sicherheit nur die Bessersituierten herumtreiben. Nachts zieht noch ein erfrischendes Gewitter auf – ein Schauspiel, dass wir vom Balkon der Wohnung begutachten können. Erster Eindruck von Jerevan – die Stadt ist eine wirklich angenehme Überraschung und lädt zum Verweilen ein, wozu die Übernachtung bei Anait sicherlich beiträgt.

Viel mehr zu Jerevan gibt es hier zu lesen: Tag 8: Echmiatsin & Jerevan.

Hier geht die Reise weiter: Tag 7: Jerevan & der Sevan-See

An- & Abreise

  • Die Fahrt mit einem normalen Bus von Tbilissi nach Jerevan kostet 15 Lari
    (7.50 €) und dauert nervenaufreibende 10 Stunden. Mit der Marshrutka
    (die eine andere Route fuhr) kostet die Fahrt von Jerevan nach Tbilissi 6500 Dram (knapp 13 €), dafür dauerte die Fahrt keine sieben Stunden.
  • Wer mit dem Bus oder der Marshrutka anreist, kommt an der Bushaltestelle an der Admiral Isakov Ave. im Südwesten an. Die gut zwei Kilometer zum Zentrum kann man laufen oder mit einer Marshrutka (z.B. Nr. 77 zur Oper, 100 Dram p.P.) fahren. Von dem Busbahnhof fahren sowohl Marshrutkas als auch Busse überall hin – landesweit und international. Direkte Busse in die Türkei und Aserbaidschan gibt es nicht (siehe Politik Armenien).
  • Der Internationale Flughafen befindet sich nahe Echmiatsin – knapp 20 km vom Zentrum entfernt. Vom und zum Stadtzentrum soll es zahlreiche Busse geben.
  • Eisenbahn gibt es auch – aber nur wenige Fahrziele, z.B. Sewan, Gyumri oder Tbilissi. Die Bahn ist allerdings quälend langsam. Einen richtigen Bahnhof in dem Sinne gibt es nicht; nur zwei Bahnsteige – einer ist oberhalb des Stadtzentrums am Victory-Park.
  • Jerevans unmittelbares Zentrum ist nicht sehr gross, alles ist in Laufweite. Ansonsten gibt es unzählige Sammeltaxis, die überall hinfahren. Besonders viele Haltestellen gibt es an der Mashtots-Ave. Fahrpreis steht meist an der vorderen Innenscheibe geschrieben, liegt in der Regel bei 100 Dram (0.2 €) pro Person.

Unterkunft

  • Da es an Touristen mangelt, mangelt es auch an einem ausgewogenen Übernachtungsangebot. Teure Hotels gibt es freilich, aber in der unteren Preisspanne scheint es schlecht auszusehen. Ist aber kein Problem, denn die Information vermittelt Privatunterkünfte mitten im Zentrum. Man kann freilich auch direkt hingehen – hier zwei Beispiele:
  • Anait Avetisyan ist eine sehr nette, gesprächige Frau mit einer grossen und zumal sehr interessanten Wohnung (siehe oben). Eine Nacht pro Person kostete uns 7 US Dollar. Aufgrund technischer Raffinessen gibt es in ihrer Wohnung immer Wasser. Küche darf man auch benutzen – zum Kaffeekochen oder was auch immer. Balkon gibt’s auch. Auf Anfrage wusch sie sogar unsere Wäsche – und wollte nicht mal Geld dafür. Von ihr kann man viel über das Land lernen. Wenn man bei ihr übernachtet, bekommt man einen Wohnungsschlüssel – man ist also frei. Steht man vor dem Haupteingang der Oper, geht man einfach nach rechts, überquert die breite Strasse und schon steht man vor dem Haus. Mittlerer Eingang, zweite Etage, linke Tür. Adresse: Jerevan 375001, Avetisyan Anait, Prospekt Sayat-Nova 5 kv. 6; Tel.: 58 16 17.
  • Im Nebenaufgang rechts wohnt Gayane Simonyan, die auch Touristen aufnimmt – scheinbar aber maximal zwei. Ich denke mal, dass Preis und Konditionen ähnlich sind wie bei Anait. Die Adresse: Jerevan 375001, Simonyan Gayane, Prospekt Sayat Nova 5, kv. 22; Tel.: 52 75 88.

1 COMMENT

  1. Das Hotel in Dilijan , Dili villa B&B (www.dilitours.de) ist eine absolute Bruchbude. Das Personal ist unfreundlich und das Frühstück eine absolute Katastrophe. Das Personal speiste uns mit den nötigsten Worten auf unfreundlichste Art und Weise ab. Es machte grundsätzliche jeden Morgen den Eindruck als würden wir stören. Das Zimmer war eine Zumutung. Es war nicht nur sehr alt sonder auch an vielen Stellen wie dem Schrank und der Heizung so wie der Balkontür defekt. Das Gesamte Hotel ist einfach nicht empfehlenswert. Dieses Hotel ist nicht einmal 10 Euro die Nacht wert. Es ist selbst für junge Leute wie wir es auch sind die nur zum Schlafen da sind unzumutbar.

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