Stara Sagora (Стара Загора)

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Allgemeines

Name

Lage von Stara Zagora
Lage von Stara Zagora

Стара Загора (Stara Sagora). Die Stadt hiess erst Beroe, danach unter den Römern Augusta Trajana, dann wieder Beroe bzw. später Boruj. Auch die Namen Verea und Irinopolis tauchten für diesen Ort auf. Die Osmanen benannten es dann in Eski Zagra um – hier kommen wir dem jetzigen Namen schon näher. Der neue Name bedeutet entsprechend Alt-Zagra. Und – genau! Es gibt auch ein Neu-Zagra (Nova Zagora) unweit von Stara Sagora. Gängige internationale Schreibweise ist übrigens Stara Zagora.

Lage

Liegt zwischen Plovdiv und Burgas. Befindet sich am Südhang der Sarnena Gora (Sarnena-Berge), einem flacheren Ausläufer des Balkangebirges. Fährt man weiter nach Norden, kommt man über den Shipka-Pass ins nicht sehr weit entfernte Veliko Tarnovo in Nordbulgarien. Südlich der Stadt erstreckt sich die lange Bergthrakische Niederung.

Einwohner

Etwa. 150’000 – Ist damit eine der grössten Städte des Landes.

Stadtbild

Da die Stadt von den Osmanen nach einer Wiedereroberung gebrandschatzt wurde, ist leider vom historischen,einst eher türkischen Stadtbild kaum etwas übrig geblieben. 1879 begann man mit dem Wiederaufbau und entschied sich für eine konsequent moderne Stadtplanung – das Resultat ist ein streng schachbrettförmiges Muster – ein Viereck misst dabei entweder 330 m² oder 660 m², die Strassen sind je nach Wichtigkeit 10, 16 oder 20 m breit. Das macht es ziemlich schwer, sich zu verlaufen – obwohl es einige bestimmt trotzdem schaffen. Im Zentrum gibt es zudem einen Hauptplatz – mit den Grundrissen des einstigen Basars.

Moscheen wurden dabei zuhauf vernichtet; die grösste Moschee (Eski-Moschee) zurKirche umfunktioniert. Heute ist die Stadt also ziemlich modern, aber sehr durchmischt – an allen Ecken und Enden gibt es Ruinen und Grabungsfelder. Im Umland hat die Stadt noch mit den Folgen exzessiver Umweltverschmutzung zu kämpfen.

Geschichte

Griechische Stele
Griechische Stele

Stara Sagora ist eine der ältesten Städte, aber trotzdem bei weitem nicht so bekannt wie etwa Plovdiv oder Nessebar. Das liegt daran, dass die Stadt oben erwähnte Umgestaltung erlebte, bei der viel verloren ging. Die Stadtgeschichte zumindest ist interessant: Gegründet wurde die erste Siedlung hier ungefähr 500 v.u.Z. von den Thrakern – damals Beroe genannt. Aus dieser Zeit blieben vor allem im Umland verteilte Hügelgräber erhalten. Damals wurden hier Kupfer und Zinn gefördert; das günstige Mikroklima erleichterte die Landwirtschaft. Im 4. Jhd. v.u.Z. kam Philipp der Makedonier über das Land und baute in Beroe eine Festung, um die nördlichen Passstrassen zu schützen.

Das römische Reich eroberte die gesamte Region, schuf hier die Provinz Thrakien und machte Beroe zur zweitwichtigsten Stadt der Region (#1 war natürlich Plovdiv). Die Stadt blühte auf, ihr damaliger Name war Augusta Trajana. Die Stadt lag am Schneidepunkt verschiedener Handelswege zwischen Mitteleuropa, Kleinasien und dem Römischen Reich. Damals lebten vor allem Griechen (siehe Stele auf dem Photo rechts), Römer und Thraker in der Stadt und schufen grossartige Bäder, eine Kanalisation und Villen. Dank zahlreicher Ausgrabungen sind einige Reste aus der römischen Zeit heute sichtbar.

Nach dem Niedergang des Römischen Reiches wurde die Stadt wieder in Beroe umbenannt. Beroe blieb wichtig – als eine grosse Stadt im nördlichen Grenzgebiet des Osmanischen Reiches. Während des Ersten Bulgarischen Königreiches nannte man die Stadt Boruj und gewährte ihr auch in dieser Zeit eine wichtige Rolle im Lande.

1370 kamen die Osmanen wieder zerstörten die Stadt erstmal vollkommen. Um sie danach wieder aufzubauen und Eski Zagra zu nennen. Viele Moscheen wurden errichtet – darunter die grosse Eski-Moschee, deren Minarette leider vor wenigen Jahren gesprengt wurden. Zu osmanischen Zeiten war die Stadt berühmt für ihre Seiden-, Leder- und kupferverarbeitende Industrie. 1875 wurde ein Aufstand gegen die osmanische Besatzung inszeniert, welcher jedoch brutal niedergeschlagen wurde. Drei Jahre später befreiten die Russen allerdings die erneut zerstörte Stadt. Nun wurde sie Teil des autonomen Ostrumeliens. Ein tschechischer Architekt ward mit dem Wiederaufbau beauftragt. Er überarbeitete die Strassenführung ohne Rücksicht auf bestehende Substanz neu und schuf ein Schachbrettmuster – ein Konzept, welches sich schon 1400 Jahre vorher in Xi’an in China und später in Nara in Japan bewährt hatte.

Ab 1900 siedelte sich viel Industrie an; 1944 schliesslich, nach der Befreiung Bulgariens von profaschistischen Regime, wurde die Stadt zur Industriezone erklärt – mit schlimmen Folgen für die Umwelt. Heute bemüht sich die Stadt, ihr Image als graue Industriestadt loszuwerden und attraktiver zu werden. Das historische Potential hat sie jedenfalls.

Anreise

Mit Bus oder Bahn von Sofia, Plovdiv und Burgas leicht zu erreichen. Eine andere Eisenbahnlinie führt gen Norden über Veliko Tarnovo bis nach Russe. Das Rosental liegt gerade mal 20 km weiter nördlich und ist leicht mit dem Bus zu erreichen. Bus- und Eisenbahnhof liegen im Südwesten der Stadt etwas abseits vom Zentrum.

Sehenswertes

Stara Sagora ist nicht die Stadt, in der man etliche Tage verbringt, aber es gibt an einigen Ecken interessante Ruinen zu entdecken. Ausserdem ist die neue, konsequent umgesetzte Stadtplanung interessant anzusehen. Leider wurden die letzten Reste der alten, türkisch geprägten Stadt während des sozialistischen Bulgariens beseitigt – anstelle des Basars gibt es ein hässliches Beton-Kaufhaus, anstelle der Moschee eine seltsame Kirche usw. usf.

Römische Ruinen in Stara Sagora
Römische Ruinen in Stara Sagora

Umgebung

In der näheren Umgebung gibt es die Stadt Nova Zagora, die zwar zu deutsch „Neu-Sagora“ heisst, aber schon zu römischen Zeiten gegründet wurde und einst als Janitza bekannt war.

Fährt man ca. 60 km Richtung Osten, kommt man in die grössere Stadt Sliven – jenige hat über 100’000 Einwohner und ist vor allem für ihre Textilproduktion berühmt. Das fast zweitausend Jahre alte Sliven spiegelt ebenfalls die bulgarische Geschichte mit allen Höhen und Tiefen wieder.

Nördlich von Stara Sagora findet man die Stadt Kasanlak – ein guter Ausgangspunkt, um entweder zum Schipka-Pass zu gelangen oder das Rosental zu erkunden.

Übernachtung

Keine konkreten Tipps, da wir am gleichen Tag weiterfuhren. Da aber kaum Touristen nach Stara Sagora kommen, dürfte das Angebot begrenzt sein.

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