Terezín

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Name

Terezín. Der originale Name ist allerdings Theresienstadt, denn der Ort wurde zu k.u.k.-Zeiten zu Ehren der Kaiserin Maria Theresia so benannt.

Lage

Gerade mal drei Kilometer südlich von Litoměřice, also ca. 50 km nördlich von Prag. Liegt im Überschwemmungsbereich von Ohře (Eger) und Labe (Elbe), weshalb der komplette Ort beim grossen Hochwasser 2002 komplett unter Wasser stand und schwere Schäden davontrug.

Einwohner

Weniger als 2’000 Einwohner.

Stadtbild

Das komplette Stadtbild ist von den Festungsanlagen geprägt. Getrennt wird die Anlage durch die Ohře (Eger), welche auch die Wassergräben versorgt. Am linken (West-) Ufer liegt die sternförmige, streng geometrisch angelegte Stadt, die auch heute so gut wie gar nicht über die Mauern herausgewachsen ist.

Imposante Gräben und Wälle in Terezin
Imposante Gräben und Wälle in Terezin

Am rechten Ufer, zwischen der heutigen Eger und dem alten Flusslauf, befindet sich ein lose bebautes, leicht befestigtes Viertel. Rechts des alten Flusslaufes liegt die Kleine Festung mit dem Nationalfriedhof und dem Gefängniskomplex, welcher heute als Museum genutzt wird.

Geschichte

Im 18. Jhd. drangen preussische Truppen während der Preussisch-Österreichischen Kriege des öfteren bis nach Zentralbömen vor. Natürlich immer aus der gleichen Richtung – Nordwesten. Da Litoměřice als Festungsanlage unzureichend war, beschloss man 1757, mitten im fruchtbaren Böhmischen Garten eine neue Festung zu bauen. Was man 1780 begann und sehr schnell vorantrieb. Zwei Dörfer mussten dabei weichen. Schon 1786 sind der innere und äussere Festungsring fertig. Danach wurde hier und da innerhalb der Festung gebaut. Gerade die kleine Festung wurde als Gefängnis benutzt. Hier sassen 1914 auch die Attentäter von Sarajevo ein.

Typischer Eingang zu einer habsburgischen Festung
Typischer Eingang zu einer habsburgischen Festung

Nach dem Einmarsch Hitlers 1939 wurde eine deutsche Garnison in Theresienstadt stationiert. Ab 1940 wurde die kleine Festung zum Gestapo-Gefängnis – bis 1945 verloren dort rund 2’500 Gefangene ihr Leben. Bis 1941 wurde die Bevölkerung aus der grossen Festung vertrieben und diese zum Jüdischen Ghetto umgewandelt. Geschätzte 140’000 Gefangene, zumeist Juden, aus ganz Europa durchliefen das Ghetto Theresienstadt. 34’000 von ihnen kamen direkt in Theresienstadt ums Leben. 87’000 Menschen, also der Grossteil, wurde von Theresienstadt direkt in die Vernichtungslager gebracht – kaum einer überlebte. Erst am 8. Mai 1945 wurde der Ort von der Roten Armee befreit. Nunmehr wurden Sudetendeutsche hier interniert, bevor sie nach Deutschland vertrieben wurden. Die Stadt blieb zudem vorerst Garnisonsstadt tschechischer Einheiten.

Nach und nach wurde der ganze Ort zur Gedenkstätte ausgebaut und zieht alljährlich grosse Besucherströme an.

Anreise

Am besten über das nahe Litoměřice. Von dort fahren stündlich Busse nach Terezín – dauert keine 10 Minuten. Von Prag nach Litoměřice fahrende Busse halten mitunter auch hier. Die meisten Busse fahren an der kleinen Festung vorbei und halten nur in der Hauptfestung.

Sehenswertes

Die Bastion wurde strikt nach der französischen Meziéres-Schule errichtet und hat imposante Ausmasse. Sie erinnert teilweise an andere habsburgische Festungen wie etwa Spielberg in Brno oder Peterwardein in Novi Sad. Ein Grossteil der Festungsanlagen von Theresienstadt ist nicht restauriert und strahlt einen gewissen Charme aus. Doch deshalb ist man nicht hier – relevant sind die Museen über die jüngere, tragische Vergangenheit. In der frei begehbaren Hauptfestung befindet sich das grosse Ghettomuseum mit einer gut organisierten Ausstellung über das Leben im Ghetto.

"Arbeit macht frei" - menschenverachtender Zynismus
„Arbeit macht frei“ – menschenverachtender Zynismus

Es ist mehr als beeindruckend, wie die Ghettobewohner trotz der jämmerlichen Lebensbedingungen und dem nahezu gewissen Tod vor Augen es schafften, zivilisiert zusammenleben und selbst die Kultur, zum Beispiel in Form von Konzerten oder Theaterstücken, als Lichtblick im Lagerleben förderten. Und die Schulbildung, denn es waren auch unzählige Kinder im Ghetto.

Innerhalb der Festung beziehungsweise im damaligen Ghetto
Innerhalb der Festung beziehungsweise im damaligen Ghetto

In der kleinen Festung kann man das vorerst Militär-, später dann Gestapo-Gefängnis besichtigen. Die Anlage ist ziemlich gross, mit dunklen Zellen, langen, unterirdischen Gängen usw. Das Museum in der jetzigen Form beschränkt sich ausschliesslich auf die Besatzungszeit von 1939 bis 1945. Vor und um die Festung herum befinden sich einige Gräberfelder.

Nationalfriedhof mit Davidsstern vor der kleinen Festung
Nationalfriedhof mit Davidsstern vor der kleinen Festung

Ein Kombinationsticket kostet 80 Kč (ermässigt 40). Das eigentliche Ghetto und die Kleine Festung liegen ziemlich weit auseinander – zu Fuss braucht man 15-20 Minuten. Für die ganze Besichtigung von Theresienstadt sollte man schon mindestens 5, 6 Stunden einplanen.

Übernachtung

Habe in Terezín selbst nichts gesehen. Entweder man übernachtet im nahen Litoměřice oder auf einem Zeltplatz. Wenige Kilometer südlich liegt der Campingplatz Brozany im gleichnamigen Ort. Angenehme Gegend, alle nötigen Anlagen inkl. Restaurant sind vorhanden. Hütten gibt es auch (160 Kč pro Person). Man hat sogar – wie vorbildlich – eine eigene Webseite mit allen nötigen Informationen und der Möglichkeit, online zu reservieren! URL: www.autokemp.com.

WWW

1 COMMENT

  1. Ich bin durch Zufall auf den Ort gestoßen. Auf der Fahrt von Österreich nach Deutschland hat uns das NAVI durch diesen Ort geleitet und mir sind diese interessanten „Gebäude“ aufgefallen. Den Ortsnamen hab ich nicht mit Theresienstadt in Zusammenhang gebracht, hab mich erst hier im Internet schlau gemacht. Es ist eine interessante Seite hier im Internet zu lesen! Vielleicht werde ich mir mal die Gebäude richtig anschaun.

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