Name
tubo bedeutet „wachsen“ in Tagalog, und laut einigen Etymologen könnte der Name eine Mischung aus dem Tagalog-Wort sowie einem Sambal-Wort sein und so viel bedeuten wie „Ort, an dem Dinge gedeihen“. Das könnte sich auf die fruchtbare Vulkanasche beziehen oder womöglich sogar auf den Vulkan selbst.
Lage
Der Pinatubo liegt auf der Insel Luzon, rund 35 km östlich vom Südchinesischen Meer und knapp 100 km nordöstlich der Hauptstadt Manila. Die Gegend zum Gipfel ist zum großen Teil schwer zugänglich, so dass die Zugangswege begrenzt sind. Die nächstgrößere Stadt in der Nähe des Pinatubo ist Angeles – jene liegt 25 km Luftlinie entfernt im Osten. Ein Teil des Vulkans liegt in militärischem Sperrgebiet – die Zufahrt wird deshalb von der Armee reguliert. Teils wird die Gegend auch nachwievor für Manöver genutzt, so dass mit etwas Pech der Zutritt verwehrt werden kann.
Anreise
Die meisten Reisen starten ihre Pinatubo-Tour mangels touristischer Infrastruktur in der näheren Umgebung in Manila. Es ist allerdings schwer (bis unmöglich), allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis an den Pinatubo heranzukommen. Das bedeutet, dass man sich am besten entweder einer Tour anschließt oder sich einen Fahrer mietet. TRIPinas (siehe Links) bietet zum Beispiel Ganztagstouren von Manila zum Pinatubo an – der Preis pro Person beträgt gut 2’000 PhP, also fast 50 Euro. Leider bietet TRIPinas nur sehr unregelmäßig Touren an.
Wer es auf eigene Faust versucht, bezahlt deutlich mehr. Einen Fahrer für einen vollen Tag zu mieten kostet um die 5’000 PhP (rund 100 Euro) – Sprit und Autobahnmaut inklusive. Man kommt mit dem Fahrer allerdings nur bis zum Dorf Santa Juliana in der Provinz Tarlac – von dort muss man ein anderes Auto mit Allradantrieb und Fahrer mieten, da der eigene Fahrer selbst mit passendem Gefährt nicht ins militärische Sperrgebiet könnte. Mehr dazu siehe unten.
Sehenswertes
Die Philippinen liegen am Pazifischen Feuerring und weisen dementsprechend ein paar Vulkane auf – darunter den Pinatubo. Jener gehört zur Kategorie der Stratovulkane und war mit 1’745 m Höhe einer der größten Berge der Philippinen. Allerdings fiel der Gipfel kaum als solcher auf, da das Umland bereits auf über 1’000 Meter über dem Meeresspiegel liegt und zahlreiche Gipfel in der näheren Umgebung nicht wesentlich kleiner sind. Anhand des geologischen Profils wurde klar, dass der Pinatubo mehrmals in der Vergangenheit regelrecht explodierte. Der letzte Ausbruch fand Schätzungen zufolge irgendwann im 15. Jahrhundert statt. Der Vulkan galt damit zwar nicht als erloschen, aber als schlafend.
1990 gab es auf der Insel Luzon in rund 100 km Entfernung zum Vulkan ein schweres Erdbeben. Monate später zeigte der Pinatubo erste Anzeichen zunehmender Aktivität: Die Bewohner in der näheren Umgebung spürten zahlreiche kleine Erdbeben. Wissenschaftler begannen, sich für den Vulkan zu interessieren und bauten Meßstationen auf. Dank dessen stellte man fest, dass mehr und mehr Schwefeldioxid aus dem Boden strömte und ein Ausbruch sehr wahrscheinlich wurde. So konnte man rechtzeitig zehntausende Menschen aus der näheren Umgebung evakuieren. Was dann folgte, übertraf jedoch alle Befürchtungen. Am 15. Juni explodierte der Vulkan und sprengte seinen Gipfel weg – innerhalb weniger Stunden verlor der Vulkan 260 Meter an Höhe, und so mißt er heute nur noch 1’485 Meter. Unglücklicherweise zog just während der Explosion ein abgeschwächter Taifun durch die Gegend. Vulkanasche vermischte sich so mit Wasser und deckte große Teile der Insel Luzon mit einem Asche-Wasser-Gemisch zu. Zahlreiche Gebäude selbst in dutzenden Kilometern Entfernung waren dem Druck nicht gewachsen und stürzten ein. Schätzungen gehen von bis zu 800 Todesopfern aus, trotz Evakuierungen, wobei viele aufgrund der ungünstigen Wetterlage nicht überlebten.
Der Starkregen während des Ausbruchs sorgte dafür, dass sich gewaltige Lahare (Schlammströme) die Schluchten entlang bis in 20 km entfernte Städte walzten. Hinzu kam der Ausstoß von geschätzten 15 bis 30 Millionen Tonnen Schwefeldioxid (ein Ozonkiller) sowie eine Staubwolke, die sich bis in 34 km Höhe erstreckte und binnen weniger Tage die ganze Erde umzog. Die Erdtemperatur sank in den folgenden zwei Jahren um ca. 0.5 Grad, und das Ozonloch über der Antarktis erreichte bisher nie dagewesene Dimensionen. Der Ausbruch des Pinatubo hatte somit durchaus globale Dimensionen erreicht und war verantwortlich für eine ganze Reihe von Wetterkapriolen in weit entfernten Regionen.
Am besten kommt man von der Hauptstadt zum Pinatubo auf dem NLex – North Luzon Expressway, einer mautpflichtigen Autobahn. Diese verläßt man kurz hinter der Großstadt Angeles und durchquert danach die Stadt Mabalacat. A propos interessante Ortsnamen – die Ausfahrt vor Angeles ist die von Mexico. Schon am Mabalacat sieht man die ersten Spuren des Vulkans – den Gipfel selbst kann man zwar nicht sehen, aber die Schlammlawinen wälzten sich damals bis Mabalacat und richteten dort schwere Zerstörungen an. Von Mabalacat geht es über den MacArthur Highway ein paar Kilometer weiter Richtung Norden, bis man dort Richtung Capas abbiegt. Ein paar Kilometer hinter Capas liegt das Dorf Santa Juliana – dort ist die Straße quasi zu Ende. Hier beginnt auch das militärische Sperrgebiet, obgleich man schon bei Capas einen Militärcheckpoint passiert. Santa Juliana liegt rund 25 km vom Gipfel entfernt, doch man kann von hier nicht einfach loslaufen oder mit dem eigenen Gefährt weiterfahren: In Santa Juliana muss man sich erstmal beim Besucherzentrum anmelden und eine Genehmigung zum Aufstieg einholen. Die kann bei Militärübungen oder schlechter Wetterlage durchaus verweigert werden. Ausserdem sollte man vor 8 Uhr morgens eintreffen – danach wird nämlich keine Genehmigung mehr erteilt. Der Grund dafür ist berechtigt: Da es in diesen Breiten häufig am Nachmittag zu plötzlichem Starkregen kommen kann, ist es zu gefährlich, später am Tag in dieser Gegend unterwegs zu sein.
Wer von hier aus zum Gipfel möchte, muss im Spa & Recreation Center (in diesem befindet sich auch das Besucherzentrum) einen 4xW-Jeep nebst Fahrer mieten. Zum Fahrer erhält man auch einen Guide, aber man sollte nicht allzu viel erwarten – mein Guide konnte quasi kein Englisch und war damit nicht sonderlich hilfreich. Das Spa & Recreation Center wurde von einem südkoreanischen Konsortium gebaut und betrieben. Man kann sich dort Touren zusammenstellen – das Mieten eines Jeeps nebst Fahrer, ein Besuch in einem traditionellen Dorf, ein Mittagessen sowie eine Massage kosten zusammen 5’000 PhP, also rund 100 Euro, aber es wird freilich günstiger, wenn man nicht allein reist, sondern sich einen Jeep teilen kann. Die Jeeps fahren bis ca. 9 km an den Gipfel heran bis zu einer heißen Quelle, die ebenfalls von Südkoreanern angelegt wurde. Die Jeeps fahren quer durch das Crow Valley – das Krähental, ein ehemaliges militärisches Testgelände, auf dem Bombenabwürfe geübt wurde. De facto ist die ganze Gegend noch immer militärisches Sperrgebiet, was sich am Militärcheckpoint nahe des Ortsausgangs von Santa Juliana äußert. Durch das Tal fließt der O’Donnell River, ein normalerweise spärliches Rinnsal, dass sich nach einem Taifun sehr schnell in einen reißenden Strom verwandeln kann.
Das Crow Valley ist ein lang gestrecktes Tal, das einst vor allem vom US-Militär für Manöver genutzt wurde. Geübt wurden hier vor allem Bombenabwürfe, Raketenabschüsse, Tiefflüge und der gleichen. Das Gelände gehörte zum damals amerikanischen und heute philippinischen Stützpunkt Camp O’Donnell gleich in der Nähe von Santa Juliana. Zu Trainingszwecken hatte das Tal sogar eine Flughafenattrappe und vieles mehr. Das einst grüne Tal des O’Donnell river mit den militärischen Anlagen wurde jedoch nach dem Ausbruch 1991 durch Lahare (Schlammlawinen) vollkommen zugeschüttet – die Schlammschicht ist mehrere dutzend Meter tief und verwandelte das Tal in eine nahezu topfebene, mondähnliche Landschaft. Durch dieses breite Tal quält sich heute der O’Donnell river und frisst sich tiefer und tiefer durch die weichen Ablagerungen der letzten Eruption. Je näher man sich im Tal dem Vulkangipfel nähert, desto mehr wird verständlich, warum man hier nur mit allradgetriebenen Fahrzeugen mit erfahrenen Fahrern hin darf. Die passierbaren Pfade ändern sich nach jedem Regenschauer, und die Durchquerung des Flusses, obwohl eher ein Bach, ist recht abenteuerlich. 2009 kam es nach starken Regenfällen zu Erdrutschen und stark anschwellenden Wassermassen, infolgedessen zwei Jeeps mit Touristen verschüttet beziehungsweise weggespült wurden. 6 Insassen konnten nur noch tot geborgen werden, und so sind die Behörden natürlich vorsichtiger geworden.
Nach mehreren Kilometern Fahrt auf holpriger Piste fahren die Jeeps in ein schmales Tal mit nicht allzu hohen und nicht gerade stabilen Felswänden. Von dort ist es nicht mehr weit zu einer Anreihung kleiner Hütten. Hier haben die koreanischen Betreiber eine kleine heiße Quelle erschlossen, in der man seine Füße baden und sich mit Schlamm einreiben kann (so man das wünscht). Weiter fahren die Jeeps nicht. Von der heißen Quelle sind es dann noch weniger als 10 km bis zum Kratersee. Jener hat einen Umfang von 2.5 Kilometern und eine betörende Farbe. Der See ist im Schnitt 85 Meter tief. Wie eingangs erwähnt, muss man jedoch sehr früh aufbrechen, um dorthin gehen zu dürfen (der Autor dieser Seiten war leider zu spät dort und bekam deshalb keine Genehmigung). Der Aufstieg ist wohl technisch überhaupt nicht anspruchsvoll und von jedem zu schaffen.
Südkorea scheint in dieser Gegend ohnehin recht aktiv zu sein. Rund um den Pinatubo lebt das Volk der Aeta, welches wohl damals vor den spanischen Kolonialherren von den Ebenen in die Berge flüchtete. Aeta zählen zu den sogenannten Negritos – das heißt, sie erinnern durch ihr Erscheinungsbild den unwissenden Besucher eher an Schwarzafrikaner als an Ostasiaten. Aeta zählen auf den Philippinen zu den benachteiligten Bevölkerungsgruppen mit deutlich geringerer Lebenserwartung. Etliche Aeta leben wohl noch immer als Nomaden und besiedeln vor allem entlegene Bergregionen auf der Insel Luzon. Aufgrund des Ausbruchs des Pinatubos 1991 wurden die Aeta der näheren Umgebung in großer Zahl evakuiert und dann umgesiedelt. Nach und nach kehren jedoch auch Aeta zurück zum Berg. Oberhalb des Crow Valley, zu erreichen über einen kurzen, aber sehr steilen Pfad, liegt zum Beispiel das Dorf Tarukan. Vom Tal aus ist es fast unmöglich, das Dorf zu sehen. Im Dorf selbst stehen unter anderem eine kleine Kirche und eine ebenso kleine Schule – beide wurden von südkoreanischen Missionaren errichtet.
Im Spa & Creation Center kann man, so man denn will, sich bewirten lassen. Man kann wählen zwischen einem philippinischen und einem koreanischen Menü. Das philippinische Menü kann ich persönlich empfehlen – der einzige Makel bestand darin, dass es einfach viel zu viel war. Wer nichts besseres zu tun hat, kann sich dort auch auf einer lauschigen, großen Veranda einer Thaimassage unterziehen – auch das ist durchaus empfehlenswert. Ausserdem kann man sich dort in heißer Vulkanasche eingraben lassen, aber das muss man wahrscheinlich mögen. Besucher sollten jedoch bedenken, dass die touristische Infrastruktur, vom Spa & Creation Center abgesehen, quasi nicht existiert.
Einen Reisebericht zu meiner Tour zum Pinatubo gibt es hier zu lesen: Japan-Almanach: Philippinen IV (letzter Teil).
Umgebung
Ein paar Kilometer vor Santa Juliana liegt die Gemeinde Capas, und dort befindet sich der große, voreinst amerikanische und heute philippinische Militärstützpunkt Camp O’Donnell. In der Nähe befindet sich zudem der weithin sichtbare Capas National Shrine – eine Gedenkstätte für die Opfer der japanischen Invasion im Zweiten Weltkrieg. Der Ort ist natürlich mit Bedacht gewählt, denn hier endete der berüchtigte Todesmarsch von Bataan. Nach der Kapitulation der amerikanischen und philippinischen Streitkräfte nach der Besetzung durch Japan 1942 trieb die kaiserliche Armee zehntausende philippinische und amerikanische Kriegsgefangene zusammen und schickte sie auf einen brutalen Fußmarsch von der Bucht von Manila bis Camp O’Donnell. Tausende Kriegsgefangene sollten den über 100 km langen Marsch nicht überleben.
Die Gedenkstätte ist großzügig angelegt und fällt vor allem durch den 70 Meter hohen Obelisken in der Mitte auf. Jener ist von einer runden, polierten Mauer umgeben, in der die Namen der Gefallenen eingraviert sind. Neben dem Herzstück der Gedenkstätte gibt es weitere, kleine Gedenkstätten diverser amerikanischer Militäreinheiten, eine kleine Ausstellung mit zeitgenössischen Dokumenten und so weiter. Ein Besuch der Gedenkstätte lohnt sich für Geschichtsinteressierte auf jeden Fall. Der Eintritt ist natürlich frei.
Übernachtung
In der unmittelbaren Umgebung des Vulkans und von Santa Juliana scheint es keine Übernachtungsmöglichkeiten zu geben – Hotels gibt es nur in Mabalacat, Angeles usw. Die meisten Besucher reisen aus Manila an und fahren am gleichen Tag zurück.
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