Name
Manila. Auf Tagalog, einer der Amtssprachen der Philippinen, auch Maynila geschrieben. Eine der Theorien zum Stadtnamen besagt, dass dieser von einem Mangrovengewächs mit dem Namen „Nila“ abstammt und ausdrückt, dass in der gleichnamigen Bucht „viele Nila“ wachsen. Der Name Maynila bezeichnete anfangs ein kleines Königreich im Gebiet der heutigen Stadt Manila.
Wenn von Manila die Rede ist, bezieht sich der Name häufig auf den gesamten Raum rund um die Hauptstadt. Die Stadt Manila als solche ist eigentlich relativ klein – das Ballungsgebiet, bestehend aus Manila und 16 weiteren Städten, wird korrekterweise Metro Manila genannt.
Lage
Manila liegt im Westen der Insel Luzon am Westufer Bucht von Manila und auf dem gleichen Breitengrad wie etwa Senegal oder Honduras. Bei Manila ist die Insel Luzon nur sehr schmal – bis zur Ostküste sind es von Manila nur rund 70 km Luftlinie. Manila liegt auf Schwemmböden und liegt fast im gesamten Stadtgebiet mehr oder weniger auf Meeresspiegelhöhe. Quer durch die Stadt fliesst der Fluß Pasig. Im Stadtgebiet gab es im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts größere Neulandgewinnungen. Während es im Stadtgebiet keine Hügel oder Berge gibt, muss man im Umland nicht lange danach suchen: Weniger als 100 km Luftlinie entfernt im Nordwesten befindet sich der Vulkan Pinatubo, und ein weiterer Vulkan, der Ta’al im Süden, ist ebenfalls weniger als 100 km entfernt.
Einwohner
Manila hat knapp 1,7 Millionen Einwohner und ist damit die zweitgrößte Stadt der Philippinen (die bevölkerungsreichste Stadt ist das benachbarte Quezon City mit 2,8 Millionen Einwohner. Manila Stadt ist nur 38 km² groß und gilt mit seiner Einwohnerdichte von 43,000 Einwohnern pro Quadratkilometer als die am dichtesten besiedelte Stadt der Erde (siehe hier). Wenn Manila als eine der größten Städte der Welt bezeichnet wird, ist eher von Metro Manila die Rede – dieses Gebiet (Hauptstadt und 16 umliegende Städte) hat über 25 Millionen Einwohner. Im „Global City Index“ belegte Manila 2012 den 51. Rang und lag damit noch vor Rio de Janeiro oder Jakarta (Quelle: Siehe hier (PDF)).
Stadtbild
Manila hat zahlreiche Facetten, die von hochmodernen, riesigen Einkaufszentren über Prachtbauten, einer engen Chinatown, Slums bis hin zu luxuriösen Golfplätzen reichen. Man muss allerdings ziemlich gut im Kartenlesen sein, um zu wissen, ob man nun wirklich in Manila Stadt ist oder nicht – die Übergänge zu den benachbarten Städten sind fließend. Die Stadt wird durch den oben erwähnten Fluss Pasig in Nord und Süd getrennt; im Westen wird die Stadt durch die Bucht von Manila begrenzt. Leider fehlt es jedoch an einer erwähnenswerten Uferpromenade – weite Teile der Küste werden als Hafengelände genutzt und sind somit nicht ohne weiteres begehbar. Der Südteil der Stadt ist für Besucher relevanter, denn dort befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten, darunter die Altstadt Intramuros und der große Rizal-Park. Nördlich des Flusses befinden sich unter anderem eine große Chinatown sowie zahlreiche Wohnviertel.
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Geschichte
Die erste Siedlung im heutigen Stadtgebiet von Manila wurde bereits im 9. Jahrhundert errichtet und später zu einer Festung ausgebaut. Bevor die Stadt ihren heutigen Namen erhielt, war die Siedlung unter dem Namen Seludong bekannt und möglicherweise die Hauptstadt des gleichnamigen Königreiches. Erst gehörte dieses Königreich zu einem großen hinduistischen Reich, dass sich über das heutige Indonesien und Malaysia erstreckte; später schließlich zum Sultanat von Brunei. Der große Aufschwung erfolgte ab 1565, als Spanien begann, das heutige Philippinen zu kolonialisieren. Manila alias Maynila wurde zur Hauptstadt und zu einer starken Festung ausgebaut. Seitdem war Manila dazu bestimmt, das weitläufige Inselreich zu regieren.
In Manila entwickelte sich eine prächtige, gut befestigte Altstadt, bekannt unter dem Namen Intramuros (siehe unten). Da Manila Regierungssitz war und ist, versuchten andere Mächte von da an, zu allererst Manila anzugreifen – so die Holländer, später die Briten, dann die Amerikaner. Die Stadt nahm jeweils mehr oder weniger beträchtlichen Schaden. Hinzu kamen gelegentliche Erdbeben, die ebenfalls stark der Stadt zusetzten. Die größte Katastrophe der Stadtgeschichte erfolgte gegen Ende des 2. Weltkrieges: 1941 kam die Stadt noch mit einem blauen Auge davon, da die Stadt vor Einmarsch der Japaner zur „Offenen Stadt“ erklärt wurde, sprich, die amerikanischen Soldaten zogen sich vorher zurück und überliessen die Stadt kampflos. 1945 verschanzte sich jedoch die japanische Armee in der Stadt, und so begann die Schlacht um Manila. Einen Monat lang wurde die Stadt von Artillerie und aus der Luft beschossen. Hunderttausende Zivilisten verloren ihr Leben, und der Großteil der Stadt lag danach in Schutt und Asche.
Nach dem Krieg zögerte man nicht mit dem Wiederaufbau der Stadt. Früher war Manila als „Perle des Orients“ bekannt, und diese goldene Zeit wollte man zurückbringen. Die Stadt hat sich seitdem mehr und mehr entwickelt, doch sie platzt schon seit einigen Jahren aus den Nähten. Da die Stadt Manila selbst nicht sehr groß ist, verstädterte die weitere Umgebung der Hauptstadt immer mehr. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Philippinen nach der Jahrtausendwende änderte sich auch das Antlitz von Manila, doch das Erscheinungsbild ist nach wie vor sehr facettenreich – von Slums bis zu hochmodernen Einkaufszentren ist das ganze Spektrum der Gesellschaft deutlich vertreten.
Anreise
Zwei Flughäfen liegen im Einzugsbereich der Hauptstadt – der Ninoy Aquino International Airport (kurz NAIA) knapp 10 km südlich des Stadtzentrums sowie der Clark International Airport nahe Angeles City, rund 100 nördlich der Stadt. NAIA ist bei weitem der größte Flughafen des Landes. Clark wird hingegen nur von ein paar wenigen Billigfluglinien angeflogen. Vom Flughafen fahren zwar Busse, aber eine gut organisierte Verbindung zum Stadtzentrum scheint es nicht zu geben – zumindest nicht, wenn man nachts ankommt. Aufgrund der Nähe zur Stadt und den günstigen Taxipreisen sind Taxis die erste Wahl, doch bei Taxis ist Vorsicht geboten – sehr viele Taxifahrer schalten die Taxameter aus (selbst wenn man vorher fragt, ob dasTaxameter angeschaltet ist und das mit ja beantwortet wird). Ob vom Stadtzentrum zum Flughafen oder zurück – am sichersten ist es, wenn man den Preis vorher aushandelt. Der Preis sollte 400 Peso (7 Euro, Stand 2013) nicht übersteigen.
In der Stadt selbst kommt man mit Taxis, Jeepneys, Tricycles (siehe Philippinen – Anreise) und dem Manila Metro Rail Transit System (MRT) voran. Die MRT genannte Hochbahn ist bei weitem am schnellsten, aber die Anzahl der Linien und Bahnhöfe ist beschränkt und daher nur begrenzt hilfreich. Eine Fahrkarte kostet 15 Peso (0.25 Euro). Aus der Stadt kommt man mit einem der zahllosen Inlandsflüge (ebenfalls von NAIA), der Bahn (es gibt jedoch nur eine Bahnlinie) oder dem Bus. Im Großraum Manila gibt es ein paar große Busbahnhöfe – der größte dürfte der Baclaran Terminal in Pasay City sein – alle Busse Richtung Süden fahren von hier ab. Nach Baclaran kommt man am schnellsten mit der MRT.
Sehenswertes
Manila ist eine Stadt mit vielen Gesichtern – von Slums bis zu Wolkenkratzern, von lebhaften, sehr ärmlich anmutenden Straßenmärken bis zu riesigen, hochmodernen Einkaufspassagen, von Golfplätzen bis hin zu 500 Jahre alten, spanischen Kolonialbauten ist alles vertreten. Und zwar auf engstem Raum. Beschreibt man jedoch Manila selbst, muss man aufpassen, was alles zur Stadt selbst gehört und was nicht: Das Bankenviertel mit all den modernen Glasfassaden und Hochhäusern und der Ayala Avenue — der Wall Street der Philippinen — zum Beispiel befindet sich in Makati City, welche eine eigenständige Stadt ist und nicht zu Manila City gehört.
Der größere Teil von Manila befindet sich nördlich des Flusses Pasig, doch das Gros der Sehenswürdigkeiten befindet sich südlich des Flusses rund um Intramuros. Für Besucher sind zudem vor allem die Stadtviertel Ermita, Malate und Paco von Interesse, da sich hier viele Hotels und Restaurants – und ein Großteil des Nachtlebens befinden. Zwischen Intramuros, der alten Festung und dem historischen Stadtkern von Manila, und zahllosen Hotels befindet sich der mit 54 Hektar sehr großzügig bemessene Rizal Park, auch bekannt unter dem (alten) Namen Luneta. Der Rizal-Park ist für Manila das, was der Central Park für New York ist – nur das es hier weniger Bäume gibt. Im Park gibt es zahlreiche Denkmäler, Wasserbecken, Springbrunnen, einen chinesischen und einen japanischen Garten und so weiter. Der Park ist beliebt bei den Hauptstädtern – viele kommen zum Picknick her, besuchen Konzerte im Park oder spielen dort einfach mit ihren Kindern. Der Kontrast zwischen dem Park und der angrenzenden Häuserzeile im Süden hinter der breiten T.M. Kalaw Avenue ist dabei recht beeindruckend.
Im Nordwestteil des Parks befindet sich das relativ neue Diorama of Rizal’s Martyrdom – ein Ensemble überlebensgroßer Gußfiguren, die mehrere Stationen im Leben sowie letztendlich die Hinrichtung des philippinischen Nationalhelden Dr. José Rizal durch die Spanier plastisch darstellt (siehe Geschichte der Philippinen für mehr Information über José Rizal). Das eindrucksvolle Mahnmal wurde 1991 fertiggestellt, der Eintritt kostet 20 Peso. Im Ostteil des Parks befindet sich ein anderes Rizal-Denkmal – das Mausoleum mit einer 13 Meter hohen Granitsäule, errichtet 1913 von einem Schweizer Künstler.
Der Rizal-Park ist zwar keine hochinteressante Sehenswürdigkeit, aber ein Spaziergang durch die grüne, lebhafte Lunge der Stadt ist durchaus empfehlenswert, wenn man sich etwas vom atemberaubenden Verkehr und dem Lärm rundherum etwas erholen möchte.
Westlich des Rizal-Parks befindet sich ein etwas in die Jahre gekommener Rummel sowie, dahinter, die Parade Ave – eine klassische Paradestrecke mit großer Tribüne. Dahinter wiederum liegt der nagelneue Manila Ocean Park – ein großer Themenpark für Familien mit großen Aquarien, Shows, einem eigenen Hotel und vieles mehr. Eine Eintrittskarte mit Zutritt zu allen Attraktionen kostet 900 Peso, also rund 15 Euro, und ist damit für philippinische Durchschnittsverdiener extrem teuer.
Zwar liegt oben genannter Ocean Park direkt am Meeresufer, doch einen schönen Küstenabschnitt oder gar eine Promenade, auf der man flanieren kann, gibt es im Stadtzentrum von Manila leider nicht – alles ist mehr oder weniger verbaut oder wird als Hafengelände benutzt und ist damit oft nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Läuft man vom Rizal-Park gen Norden und überquert die breite Burgos-St., befindet man sich plötzlich vor viel Grün. Das äußerst gepflegte Grün gehört zum Golf Club Intramuros – einem vergleichsweise kleinen Golfkurs, der das alte Fort Santiago (auch bekannt unter dem Namen Intramuros) von drei Seiten umschließt. Der Golfplatz ist offen für jedermann, solange man im Voraus reserviert und das nötige Kleingeld parat hat. Auf dem Kurs kann man Tag und Nacht spielen.
Auf der Südseite des Golfplatzes gibt es einen Zugang zum alten Stadtkern von Manila, genannt Intramuros. Der unverkennbar spanische Name läßt sich schnell deuten: „Muros“ stammt vom lateinischen Wort „murus“ ab – genau wie die deutsche Entsprechung: „Mauer“. Intra- bedeutet innerhalb, also „innerhalb der Mauern“. Mit seinen 0,67 Quadratkilometern ist Intramuros anderthalb mal so groß wie der Vatikan, und wie es sich gehört, ist das Gelände von hohen, offensichtlich sehr alten Mauern umgeben. Man kann auf der breiten Mauer entlanglaufen (auch wenn dort vor fliegenden Golfbällen gewarnt wird), und das eignet sich für einen schönen Spaziergang und einen ersten Eindruck der Altstadt. Intramuros war einst eine zur Festung ausgebaute kleine Stadt, von der einst die spanischen Kolonialherren das Land regierten.
Die Festungsanlage an sich ist teilweise fast 500 Jahre alt und besteht aus einer breiten Mauer, die verschiedene Bastionen miteinander verbindet. Streckenweise ist die Mauer mehr als 10 Meter breit und mit Scharten für Gewehre und Kanonen versehen. Innerhalb der Mauern befindet sich die Altstadt von Manila, angelegt im Schachbrettmuster. Die Bebauung ist reichlich durchwachsen: Während der Schlacht um Manila gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde Intramuros leider durch Granatenbeschuss nahezu vollständig in Schutt und Asche gelegt. Nur eine Hauptstadt wurde im 2. Weltkrieg stärker zerstört als Manila – nur in Warschau waren die Kriegsschäden noch verheerender.
Nach dem Krieg bemühte man sich (und bemüht sich noch immer) um den Wiederaufbau, aber das ist nicht vollständig gelungen – es gibt zahlreiche gut restaurierte und sehr bekannte Gebäude, aber es gibt auch seltsam wirkende Brachflächen und Bauten, die eigentlich nicht dorthin gehören. In Intramuros findet man ein paar Kirchen, Museen sowie auffällig viele Bildungseinrichtungen wie Universitäten, Kollegs, Lyzeen usw., aber auch Wohnhäuser, kleine Geschäfte sowie ein paar kleine Internate und Hotels. Da die Straßen relativ eng sind und Intramuros vom Fluß sowie dem Golfplatz umgeben ist, herrscht eine erstaunliche Ruhe – die Altstadt ist eine wahre Oase im ansonsten sehr hektischen und lauten Manila. Bausünden hin oder her – ein Spaziergang in Intramuros ist auf jeden Fall ein Muss, wenn man in Manila ist. Es gibt zahlreiche architektonische Kleinode zu bewundern.
Im Nordwesten von Intramuros werden die Gebäude etwas grösser: Hier steht zum Beispiel die Kathedrale von Manila. Die Kathedrale wurde 1581 fertiggestellt, doch etliche Erdbeben und Kriege zerstörten das Bauwerk immer wieder, so dass man die Kathedrale bis heute immerhin 8 Mal wieder aufbauen musste. Man hat inzwischen dazugelernt und die Glocken aus dem Turm entfernt, denn diese waren die Hauptursache für die oft verheerenden Erdbebenschäden. Die Kathedrale ist der Jungfrau Maria gewidmet – jene ist die Schutzpatronin der überwiegend katholischen Philippinen. Seit Jahrhunderten ist die Kathedrale Sitz der Erzdiözese Manila. Vor der Kathedrale befindet sich ein kleiner, grüner und gut gepflegter Platz namens Plaza Roma. Rechterhand steht ein großes Gebäude, das einst als Governeurssitz diente und heute hauptsächlich von der Philippinischen Landesbank genutzt wird.
Überquert man bei der Landesbank beziehungsweise dem Park vor der Kathedrale die dichtbefahrene Andres Soriano Jr Ave und läuft weiter Richtung Fluß, kommt man an ein paar gut sortierten Souvenirläden vorbei zum Fort Santiago, einer am Fluß gelegenen Bastion. Der Eintritt in das Gelände kostet P 75, und als erstes gelangt man in einen schönen, sehr gepflegten Garten, der linkerhand von alten Festungselementen sowie Souvenirshops und Cafes flankiert wird. Hat man diesen kleinen Park durchquert, gelangt man durch ein altes Tür in das Herz der Bastion. Dieses Tor (siehe unten) beziehungsweise die Bastion an sich gilt als ältestes spanisches Bauwerk auf den Philippinen. Auch dieser Bereich wurde gegen Ende des 2. Weltkrieges stark zerstört. Nicht alles wurde wiederaufgebaut, aber es ist genug, um zu erahnen, wie es hier früher einmal aussah.
Im Fort Santiago steht einiges an Kriegsgerät aus der gesamten Geschichte des Forts herum – von alten Kanonen bis hin zu einem Panzer, der während der Schlacht um Manila eingesetzt wurde. Der wichtigste Ort für Filipinos jedoch ist der Rizal Shrine – eine weitere Gedenkstätte für den Nationalhelden Dr. José Rizal (siehe Geschichte der Philippinen). Rizal war hier einst inhaftiert, und so kann man seine ehemalige Zelle sowie zahlreiche Relikte aus dem Leben Rizals sehen.
Das hintere Ende des Forts befindet sich bereits am Fluss Pasig und macht klar, warum die Festung just an diesem Ort gebaut wurde: Die Mündung ist nicht weit, und das Fort überblickt den Fluß und das Nordufer und liegt damit strategisch sehr günstig. In diesem Bereich befinden sich auch die alten Karzer sowie ein paar unterirdische Gänge. Die japanische Armee inhaftierte in Fort Santiago rund 600 amerikanische Kriegsgefangene, und nur sehr wenige von ihnen sollten die Tortur überleben – die meisten verhungerten oder erstickten in den engen Verliesen.
Verläßt man Intramuros Richtung Norden, ist der Fluß Pasig nur noch ein paar hundert Meter entfernt. Auf dem Weg dorthin fällt ein entkerntes, großes und offensichtlich sehr altes Gebäude auf. Das neoklassizistische Bauwerk wurde früher Aduana genannt – dies war einst das spanische Zollamt, und danach das Casa Moneda – die Münzerei. Als solche wurde das Gebäude auch von den Amerikanern benutzt. Heute ist das Bauwerk unter dem Namen Intendencia bekannt. Es war eines der wenigen Bauwerke, das den Zweiten Weltkrieg halbwegs unbeschadet überstand, doch leider ist es in den 1980ern abgebrannt und seitdem eine Ruine. Über Pläne zu einer Restaurierung scheint nichts bekannt zu sein. Der Bau in seinem katastrophalen Zustand ist trotzdem sehr eindrucksvoll.
Läuft man ein paar hundert Meter den Fluß entlang von Intramuros Richtung Osten, kommt man nach ein paar hundert Metern zur Jones Bridge, einer der zahlreichen Brücken über den River Pasig. Der Fluß ist gerade mal 25 km lang und verbindet den Laguna de Bay – der größte See der Philippinen – mit der Bucht von Manila. Der Pasig ist genau genommen ein sogenannter Ästuar – die Fließrichtung ist dabei nicht immer die gleiche, sondern hängt davon ab, welchen Wasserstand die Laguna de Bay hat: Bei Niedrigwasser fließt das Wasser vom Meer landeinwärts, ansonsten in die entgegengesetzte Richtung.
Hat man die vergleichsweise kurze und schmucklose Jones Bridge überquert, gelangt man nach wenigen Schritten zu einem großen, chinesisch anmutenden Tor mit entsprechenden Schriftzeichen drauf: 中菲友誼門 – Chinesisch-Philippinisches Freundschaftstor. Dies ist der Eingang nach Binondo – der größten Chinatown in den Philippinen, und wohl die älteste Chinatown der Welt: Das Viertel ist seit dem Ende des 16. Jahrhunderts bei chinesischen Einwanderern und deren Nachkommen beliebt. Das Viertel äußert sich – typisch chinesisch – erstmal durch zahlreiche Goldhändler und Banken, mit Rot und Gold als den dominierenden Farben und vielen Schriftzeichen. Zwischen Brücke und Tor geht rechterhand eine kleine Straße ab – die Escólta. Dies war einst der „Broadway von Manila“ und wird heute noch beherrscht von Banken und Versicherungsfirmen, wenngleich die Musik der Finanzwelt heute natürlich ganz woanders spielt – nämlich in Makati mit all seinen neuen Glaspalästen der Banken.
Läuft man durch das Tor hindurch und circa 5 Minuten immer weiter geradeaus, steht man plötzlich vor einer alten, leicht heruntergekommenen und von der feuchten Tropenluft schwarz gefärbten Kirche – der St. Lorenzo Ruiz-Basilika (bzw. Binondo-Kirche). Diese Kirche verdankt ihren Namen dem ersten philippinischen Heiligen: San Lorenzo Ruiz war ein philippinischer Katholik auf Missionarsarbeit in Japan. Als das japanische Shōgunat unter Tokugawa Ieyasu Anfang des 17. Jahrhunderts damit begann, das Christentum zurückzudrängen (siehe Edo-Zeit), wurde von Lorenzo Ruiz verlangt, dem Christentum zu entsagen oder das Land zu verlassen. Er weigerte sich und bezahlte, wie zahlreiche andere Christen in Japan auch, mit seinem Leben – er wurde bei Nagasaki hingerichtet. Heilig gesprochen wurde er 1987 von Papst Johannes Paul II. in einer wichtigen Geste für das erzkatholische Land.
Die Kirche diente seit Ende des 16. Jahrhunderts vornehmlich zum Christentum konvertierten chinesischen Einwanderern. Die Kirche als solche wurde jedoch mehrfach durch Kriege und Erdbeben zerstört – die ältesten Mauern, die den Weltkrieg überlebten, stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die Türen der Kirche stehen weit offen, so dass man ganz unverbindlich hereinspazieren kann.
Vor der Kirche liegt der kleine Platz Plaza Lorenzo Ruiz, der allerdings eher an einen gigantischen Kreisverkehr erinnert. Der Verkehr rund um diesen Platz ist schlichtweg mörderisch und die Luft atemberaubend. Nördlich des Platzes beginnt die Juan Luna-Straße – ein großer Freiluftmarkt, auf dem so ziemlich alles verkauft wird.
Einen Spaziergang wert ist die langgezogene, enge Ongpin-Straße, die ebenfalls an der Binondo-Kirche beginnt. Läuft man diese diese entlang, überquert man nach ein paar Häusern einen Nebenfluß des Pasig – man muss jedoch gut hinschauen, um das kleine Gewässer als Fluß zu identifizieren: Es ist eher eine stinkende Jauchegrube mit sehr viel Müll und zahlreichen Rohren, die offensichtlich die Abwässer der slumartigen Häuser entlang des Flusses direkt in selbigen einleiten. Läuft man die Ongpin-Straße weiter entlang, kommt man an zahlreichen chinesischen Restaurants vorbei, von denen einige durchaus empfehlenswert sind. Die Straße endet schließlich an einem kleinen Platz mit Springbrunnen – der Carriedo Fountain. An diesem Platz befindet sich eine weitere Lirche – die Sta. Cruz-Kirche.
Hinter der Kirche beginnt eine breite Straße, die nach wenigen Metern unter der Brücke der MRT (S-Bahn-ähnliche Bahn) hindurchführt. Dies ist die Carriedo-Street – ein riesiger Freiluftmarkt, der ganz offensichtlich nicht für Touristen gedacht ist sondern für die hiesigen Bewohner. In der Gegend um die Carriedo-Straße wird einfach alles verkauft, und es herrscht ein enormes Getümmel. Vom ersten Eindruck her scheint dies der beste Ort zu sein, einem Taschenräuber zu begegnen – allerdings habe ich persönlich noch nichts über solche Vorfälle gehört. Doch es lässt sich nicht leugnen, dass man hier als Besucher definiert auffällt.
Die Carriedo-Straße führt schnurstracks auf die große Quiapo Church zu. Die Kirche ist berühmt für ihre schwarze Christusstatue – dem sogenannten Schwarzen Nazarener. Der ursprünglich aus Mexiko stammenden Statue werden Zauberkräfte zugesagt, und so ist es durchaus logisch, dass es rund um die Kirche, vor allem aber am Plaza Miranda direkt vor der Kirche, unzählige Heilmittelverkäufer gibt, die allerlei Kräuter- und frag-lieber-nicht-was-drin-ist-Tinkturen verkaufen. Der große Markt zieht sich auch unter dem breiten Fußgängertunnel hinter der Kirche fort. Alljährlich findet am 9. Januar bei der Quiapo-Kirche das Procesión de la réplica del Cristo Negro – Fest des Schwarzen Nazareners statt – mit mehreren hunderttausend Besuchern und entsprechendem Gedränge.
Durchquert man den Fußgängertunnel hinter der Quiapo-Kirche und läuft die Arlegui St. entlang und zwei Blöcke später nach rechts, gelangt man direkt zur Masjid al-Dahab – Golden Mosque – Goldene Moschee, der größten Moschee von Manila. Diese ist relativ neu und wurde erst 1976 gebaut. Anlass für den Bau war der geplante Besuch des libyischen Despoten Muammar al-Gaddafi, der letztendlich doch nicht nach Manila kam. Die Moschee fasst bis zu 3’000 Gläubige und umfasst auch ein islamisches Kulturzentrum. Rund um die Moschee im Stadtteil Quiapo wohnen besonders viele Muslims. Während Muslims in einigen südlichen Provinzen der Philippinen die Mehrheit stellen, sind sie in Manila und weiter nördlich jedoch eher in der Minderheit.
Hinter der Moschee fließt ein weiterer, Kloake-ähnlicher Fluß, an dem sich slumartige Behausungen erstrecken. Vor allem nördlich des Pasig-Flußes findet man in Manila slumähnliche Wohngebiete. Dies sind teils Mikroslums wie zum Beispiel entlang der kleineren, sehr schmutzigen Flüsse, aber auch grössere Slums wie zum Beispiel der Slum rund um das Bahnkreuz Doroteo Jose/Recto – dort führt ein Übergang von einem Bahnhof zum anderen quer durch einen kleinen, aber deutlich ausgeprägten Slum. Da sich Manila jedoch vor allem in den letzten Jahren stark weiterentwickelt hat, werden immer mehr der Ärmsten der Armen in Slums ausserhalb der Stadt Manila selbst „umgesiedelt“. Laut eines UN-Reports lebten in den 2000ern noch die Hälfte der rund 11 Millionen Bewohner des Großraums Manila in Slums.
Ganz anders sieht es in Ermita südlich des Rizal-Parks aus. Dort befinden sich zahlreiche Hotels, Restaurants, viel Nachtleben sowie seit 1997 auch ein gigantisches Einkaufszentrum namens Robinsons Place Manila. Auf 240’000 km² gibt es dort über 500 Geschäfte und Restaurants. Es gibt dort wenig bis gar nichts zu entdecken, was man nicht auch woanders kaufen könnte, aber die Malls bieten auch eine Ruhepause vor der Hektik der Stadt und der Hitze. Sowie einfach einen Ort, an dem man gemütlich einen Kaffee trinken kann.
Es gibt noch vieles mehr zu entdecken in Manila – doch Manila ist auch anstrengend, da alles sehr dicht gedrängt und laut ist. Zwei Tage sind wahrscheinlich genau das richtige Maß, um die Stadt zu erkunden.
Umgebung
Es gibt einige lohnende Tagesausflugsziele im Großraum Manila, doch die erfordern viel Geduld und frühes Aufstehen – es kann eine ganze Weile dauern, bis man aus der Stadt herauskommt (und wieder hereinkommt) – viele Straßen sind chronisch verstopft, und Züge stehen als Alternative kaum zur Verfügung. Der lohnenswerteste Ausflug dürfte der zum knapp 100 km südlich gelegenen Ta’al-Vulkan sein (mehr dazu siehe Link). Einen anderen interessanten Tagesausflug bietet ein weiterer Vulkan – der Pinatubo gute 100 km nördlich von Manila, doch dafür muss man sehr früh aufbrechen. Ein kurzer Abstecher mach Quezon City ist ebenfalls interessant, und mit der MRT braucht man keine halbe Stunde.
Historisch Interessierte und/oder Bootfans könnten sich auch für einen Abstecher mit der Fähre nach Corregidor Island erwärmen: Die Insel liegt am Eingang zur Bucht von Manila und war deshalb seit jeher von hoher strategischer Bedeutung. Hier befand sich so auch das letzte Kommando der USA beim Einmarsch der Japaner auf den Philippinen. Heute kann man auf der Insel alte Bunkeranlagen und diverse Gedenkstätten zu Ehren der philippinischen und amerikanischen Soldaten sehen. Sun Cruises in Pasay (südlich von Manila) organisiert Touren zur 48 km entfernten Insel – es gibt nur eine Abfahrt pro Tag (um 7:30) – und die Tour dauert bis ca. 16 Uhr.
Übernachtung
Man kann in Intramuros übernachten – dort ist es schön ruhig, aber das heißt auch, dass es so gut wie keine Restaurants und erst recht kein Nachtleben gibt. Praktischer ist es, in der Gegend um Ermita zu übernachten, also dem Viertel südlich des Rizal-Parks. Man kann für 300 PhP übernachten (rund 5 Euro), aber auch für 200 Euro – je nach dem, wieviel man ausgeben kann und möchte. Ich habe dereinst im Hotel Casa Bocobo übernachtet – dieses Hotel liegt zwischen Rizal Park und Robinson’s Place, wobei der Rizal Park nur rund 100 Meter entfernt liegt. Die Zimmer, beziehungsweise das ganze Hotel, waren sehr sauber und die Angestellten sehr nett (genauer gesagt scheint das Management sehr auf Draht zu sein). Die Zimmer haben ein eigenes Bad, eine (alte) Klimaanlage, Fernseher usw. Ein Zimmer für zwei (es gibt keine Einzelzimmer, wie es scheint) kostet knapp 3’000 PhP, also rund 60 Euro, aber wenn man zusammen mit Flug bucht, kann es mitunter günstiger werden. Die Rezeption kann auch Fahrer zum Mieten arrangieren. Die Adresse ist recht einprägsam: 1000 Jorge Bocobo Manila 1000 . Hier ist die Webseite.
Es gibt unzählige Ausgehmöglichkeiten, vor allem in Ermita und Malate. Ziemlich viel konzentriert sich zum Beispiel an der Adiatico St, die an der Westseite des riesigen Einkaufszentrums Robinsons Place von Nord nach Süd verläuft. Dort gibt es zum Beispiel das 1951, eine Künstlerkneipe mit sehr angenehmer Atmosphäre und durchaus akzeptablem Essen. Nicht weit davon entfernt befindet sich Erra’s Place sowie direkt daneben eine Kopie davon. Die beiden „Kneipen“ sind nach außen offen, es gibt Gegrilltes, und die Plätze haben typisches Backpacker-Flair, was aber auch junge Filipinos nicht davon abhält, dort einzukehren. Ein Bier kostet dort nahezu unschlagbare 30 PhP. Erra’s Place & Nachbar eignen sich gut als Kontaktbörse für Rucksacktouristen. Vorsicht ist jedoch geboten: Allerlei mehr oder weniger seriöse Händler klappern die Bar regelmäßig nach Touristen ab. Einfach freundlich „no, thanks“ sagen, und das ganze ist kein Problem. Definitiv erwähnenswert ist das ebenfalls sehr nah gelegene (nur ein paar Schritte von Robinsons Place entfernte) Ka Freddie’s – die Musikkneipe gehört dem auf den Philippinen sehr populären Sänger Freddie Aguilar, und jener (und andere Bands) treten dort regelmäßig auf. Dementsprechend ist diese Kneipe etwas teurer – man bezahlt 100 Pesos Eintritt, und ein kleines Bier kostet 120 Pesos, aber es ist die Sache wert: Auch hier sind die Angestellten (darunter auch ein paar Liliputaner) sehr, sehr freundlich, und man kann Billard spielen. Der Besitzer ist eine sehr interessante Persönlichkeit. A propos Liliputaner: Das Hobbit House ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Dort sind fast alle Angestellten Liliputaner, und es gibt gelegentlich Musik und Shows. Neugierig wie ich bin, war ich auch dort drin, aber das ganze kam mir eher wie eine Touristenabzocke vor.