Am Vorabend fragte uns unser netter Schaffner, wann wir morgens unseren Kaffee haben wollen. Und siehe da – Punkt Neun stand er morgens mit zwei Kaffee und einem freundlichen Lächeln im Gesicht vor unserer Tür. Was für ein Service!
Die Landschaft hatte sich verglichen zum Vortag ziemlich verändert – eine Halbsteppe mit grossen, runden Hügeln. Gegen halb zwölf kamen wir schliesslich in der Hauptstadt Ankara an. Dort hatten wir eine halbe Stunde Zeit – genug, um im Bahnhof nach etwas zu essen Ausschau zu halten – und eine englische Tageszeitung zu ergattern. Ankara ist wirklich sehr mondän, doch wenn man sieht, wie sich die Leute um einen kleinen Kiosk auf dem Bahnsteig scharen und alle gleichzeitig etwas bestellen, passt das nicht wirklich.
Als ich 1995 in Ankara war, dachte ich, dass ein Tag reicht. Die junge Hauptstadt hat zwar eine uralte Geschichte, doch ist davon nicht sehr viel übrig. Im Gegensatz zu 1995 ist die Stadt zudem noch wesentlich moderner geworden. Irgendwann hockten wir wieder im Speisewagen. Dort sassen viele junge Türken in einer Kleidung (vor allem die Frauen), mit der sie sich bestimmt nicht nach Ostanatolien wagen dürften. Zwischen Land und Großstadt klaffen – so mein Eindruck – himmelweite Unterschiede.
Gegen sechs Uhr dachte ich „nur noch vier Stunden!“. Das ist zwar schon eine vergleichsweise lange Zeit im Zug, doch verglichen mit den 39 Stunden ist das sehr wenig. Um acht Uhr abends durchfuhren wir Izmit, von wo aus es immer entlang der Küste geht. Das ganze Gebiet zwischen Izmit und Istanbul ist stark industrialisiert und dicht bevölkert, so dass man nicht genau sagen kann, wo genau eigentlich Istanbul anfängt.
Kurz vor 22 Uhr – mit nur wenigen Minuten Verspätung, kamen wir am Haydarpasha-Bahnhof in Istanbul an. Dann ging es mit der Fähre hinter dem Bahnhof über den Bosporus nach Karaköy. Die nächtliche Kulisse am Bosporus ist wirklich ergreifend schön.
Eine gute halbe Stunde später waren wir im Cem-Hotel, in dem wir schon zuvor übernachtet hatten, angekommen. Wir hatten uns vorher aus Kars telefonisch angemeldet, doch das Zimmer ohne Bad für 33 Mio TL war schon belegt. Also bot man uns an, erst eine Nacht in einem Zimmer mit Bad und dann die anderen beiden Nächte im reservierten Zimmer ohne Bad zu übernachten. Das Zimmer mit Bad kostet stolze 33 €, doch da es nicht unsere Schuld war, bot er es uns für 23 € an. Und das Zimmer war grundverschieden: Das davor war auch nicht schlecht aber dieses war grösser, heller und hatte ein richtig schönes Bad. Der Manager fragte uns, ob wir vielleicht die nächsten beiden Nächte auch in diesem Zimmer bleiben wollen. Ich sagte „wenn der Preis sich nicht ändert, gerne!“. Der Manager grinste nur und nickte.
Zigaretten kaufen im Touri-Viertel: Ich verlange eine Marke, doch der Verkäufer sagt „Ich kann ihnen die Menthol hier empfehlen! Probieren sie die doch mal!“. Da ich Menthol nicht leiden kann, lehne ich dankend ab. Darauf knallt der Verkäufer meine Zigaretten und das Restgeld völlig sauer auf den Tisch. Autsch.
Hier geht die Reise weiter: Tag 15: Istanbul
An- & Abreise
- Zum Zug Istanbul – Kars siehe Tag 13.
- Zum Haydarpasha-Bahnhof (Richtung Asien) kommt man am schnellsten mit der Fähre von Karaköy (gegenüber Eminönü). Das dauert rund 15 Minuten und kostet ca. 0.50 €.
Unterkunft
- Im Cem-Hotel. Ausführliche Infos dazu siehe unter Tag 1.