Halong

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Name

Der Name der Bucht lautet Vịnh Hạ Long – Vịnh bedeutet „Bucht“, und Ha Long „vom Himmel steigender Drachen“. Mit chinesischen Schriftzeichen wird der Name 下龍灣 geschrieben. Das mittlere Zeichen („ha“) bedeutet „unten, absteigen, abtauchen“, das letzte Zeichen (long) ist das Zeichen für Drachen. Den Namen verdankt die Stadt und die Bucht einer Legende, die natürlich mit der einzigartigen Topographie zu tun hat. Auf Englisch ist die Bucht als „Halong Bay“, im Deutschen unter dem Namen Halong-Bucht bekannt. Bei der Bezeichnung muss man allerdings wissen, was gemeint ist: Halong-Bucht ist der Name einer Bucht, aber auch der Name des UNESCO-Weltkulturerbes, wobei letzteres auch die Bái Tử Long-Bucht beinhaltet – jene ist drei Mal so gross wie die Halong-Bucht selbst und mindestens genauso spektakulär.

Lage

Die Bucht selbst ist Teil des Golfs von Tonkin – und jener Teil des Südchinesischen Meeres, eines Nebenmeeres des Pazifischen Ozeans. Der Golf von Tonkin ist insgesamt sehr flach – die grösste Tiefe beträgt gerade mal knapp 70 Meter. Die Bucht befindet sich nur wenige Kilometer östlich des Deltas des Roten Flusses. Bis Hanoi im Westen sind es rund 150 km Luftlinie, bis Haiphong 50 km. Die Grenze zu China im Norden ist rund 75 km Luftlinie entfernt.

Einwohner

Die Bucht von Halong gehört zur gleichnamigen Stadt. Die gesamte Stadt hat rund 220’000 Einwohner, von denen geschätzte 1’600 Menschen in der Bucht leben – in insgesamt vier (schwimmenden) Dörfern.

Typische Ansicht in der Halong-Bucht
Typische Ansicht in der Halong-Bucht

Stadtbild

Die wenigsten dürften wegen der Stadt Halong in die Gegend fahren – die grosse Attraktion ist die Bucht. Die Stadt selbst liegt im Nordwesten der Bucht, am Ausgang einer Nebenbucht, wobei West- und Ostteil der Stadt durch eine grosse und markante Seilbrücke miteinander verbunden sind. Im Stadtgebiet gibt es zahlreiche Industrie- und Touristenhäfen. Zum Bereich der Bucht gehören unzählige kleine Inseln, aber auch sehr grosse – die grösste Insel wird Cát Bà genannt und ist mit 140 km² mehr als doppelt so groß wie die Insel Sylt.

Geschichte

Der Legende nach entstand die Bucht durch einen grossen Drachen, der vom Himmel zur Erde geschickt wurde, um dort die Vietnamesen vor Eindringlingen zu beschützen. Der Drachen spie Juwelen und Jadesteine, die hernach Inseln aus dem Wasser wachsen liessen, an denen die feindlichen Boote zerschellten. Später kamen noch die Drachenkinder hinterher, die im Wasser herumtollten und noch mehr Inseln entstehen liessen. So kam die Halong-Bucht zu ihrem Namen.

Geologen sehen das freilich anders. Vor einer halben Milliarden Jahre war die Gegend Tiefsee, in der sich Sedimente aus abgestorbenen Kleinstlebewesen bildeten – daraus wurde später Kalkstein, und die gesamte Gegend wurde mehr und mehr angehoben, bis sie schliesslich aus dem Wasser ragte. Erosion setzte ein, und es bildete sich eine typische Karstlandschaft. Als der Meeresspiegel nach der letzten Eiszeit, die bis ca. 10’000 Jahre vor unserer Zeitrechnung andauerte, stark anstieg, wurde die Karstlandschaft teilweise wieder vom Wasser bedeckt. Salopp gesagt handelt es sich bei der Halong-Bucht also um eine „abgesoffene Karstlandschaft“ – im Gegensatz zum gar nicht so weit entfernten Guilin in China, dass sich auf dem Festland befindet.

Ausgrabungen belegen, dass einige Inseln vor über 7’000 Jahren besiedelt wurden. Im Laufe der Jahrtausende wurden die Inseln auch von Armeen und Piraten als Unterschlupf benutzt. Die permanenten Bewohner siedelten ausserhalb der grossen Inseln entweder in Booten, aus denen sich schwimmende Dörfer entwickelten, oder in den zahlreich vorhandene Höhlen. Aufgrund der immer geringer werdenden Fischmenge sowie Bestrebungen seitens der Regierung, den Kindern ein geregeltes Schulleben zu ermöglichen, gibt es heute jedoch keine „Höhlenbewohner“ mehr, und die schwimmenden Dörfer werden auch mehr und mehr aus dem Landschaftsbild verschwinden. Beschleunigt wurde die Entsiedlung unter anderem durch die Tatsache, dass man die Bucht 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärte.

Typische Ansicht in der Halong-Bucht

Anreise

Halong hat keinen Eisenbahnanschluss – man kommt nur über die Strasse dorthin, oder womöglich an Bord eines Kreuzfahrtschiffes, da diese ebenfalls Halong anlaufen. Fernbusse fahren von der Hauptstadt Hanoi, aber auch von anderen Orten in Vietnam. Bei der Fahrtzeit von Hanoi sollte man mit 2 bis 3 Stunden rechnen. Prinzipiell ist es jedoch empfehlenswert, sich einer der unendlich vielen Touren, die nach Halong angeboten werden, anzuschliessen – die Touren beinhalten normalerweise An- und Abfahrt von Hanoi, sowie eine Fahrt mit einem Boot durch die Bucht. Mehr dazu siehe unten.

Sehenswertes

Es gibt viele Postkartenansichten von Ost- und Südostasien. Der Platz des Himmlischen Friedens in Peking gehört dazu, oder der Fuji-san. Der eine oder andere Tempel. Reisterassen. Sowie steile Karstkegel, die aus Reisfeldern (Guilin/China) oder eben aus dem Wasser ragen – wie in der Bucht von Halong. Die Halong-Bucht ist in ihrer Struktur einmalig auf dieser Welt, und das verdankt sie einer seltenen geologischen Konstellation. Erst mussten sich hunderte Meter starke Sedimente am Meeresboden bilden. Dann musste der Meeresboden aus dem Wasser gehoben werden. Schliesslich brauchte die Region Zeit, um zu verkarsten. Und letztendlich musste die Gegend wieder unter Meeresspiegelhöhe fallen – aber nur ein bisschen. Ausserdem musste das Klima stimmen: Ein tropisch-subtropisches Klima, mit viel Niederschlägen, war und ist genau richtig.

Typische Ansicht in der Halong-Bucht
Typische Ansicht in der Halong-Bucht

Die Halong-Bucht (im Sinne des Bereiches, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde) ist mit 1’500 km² in etwa doppelt so gross wie die Hansestadt Hamburg. In diesem Gebiet gibt es 2 bis 3 Tausend Inseln – so genau kann man das nicht sagen, da es Definitionssache ist, was man als Felsen und was als Insel bezeichnen kann. Die kleineren Inseln sind dabei nur ein paar dutzend Meter breit, die grösste Insel ist wie eingangs erwähnt doppelt so gross wie Sylt. Im Kerngebiet gibt es sage und schreibe 775 Inseln auf einer 18 mal 18 Kilometer grossen Fläche. Das sind im Schnitt über 2 Inseln pro Quadratkilometer – auf einem ziemlich grossen Gebiet. Das sieht auf einer Karte (oder bei Google Maps) schon recht abenteuerlich aus, aber die Szenerie entfaltet sich in ihrer ganzen Pracht erst vom Boden – beziehungsweise vom Wasser. Alles in allem ist es nicht überraschend, dass man die Bucht zu den „Sieben Neuen Weltwundern“ in der Kategorie Natur gewählt hat.

Typische Ansicht in der Halong-Bucht
Typische Ansicht in der Halong-Bucht

Faszinierend sind in der Bucht nicht nur abenteuerlich anmutenden Felsformationen, sondern auch das Verschwimmen von Festland und Meer. Alles ist zwar Meer, aber an etlichen Stellen sieht man vor lauter Inseln das offene Meer nicht. Die Inseln erscheinen dabei je nach Entfernungen in den unterschiedlichsten Farbschattierungen. Viele der Inseln haben senkrechte Wände, sind aufgrund des subtropischen Klimas gut mit Büschen und Bäumen bewachsen. Auf den grösseren Inseln gibt es zudem etliche Süßwasserseen, die aufgrund des kalkhaltigen Untergrunds in traumhaften Farben schimmern und glasklar sind. Im Gebiet der Bucht gibt es so gleich mehrere verschiedene Ökosysteme – dazu zählen Mangroven, Lagunen, Korallenbänke und mehr.

Jedoch – das Paradies ist in Gefahr, und die bisher dem Ökosystem zugefügten Schäden sind zu einem guten Teil bereits irreparabel. Besonders schlimm steht es mit der Wasserqualität, die zum Teil wegen der vielen Schiffe, mehr jedoch wegen der Einleitung von Haushalts- und Industrieabwässern arg gelitten hat. So gingen die Fischbestände bereits stark zurück, und etliche Arten verschwanden bereits gänzlich aus der Bucht. So gab es zum Beispiel drei Arten von Delphine in der Bucht, doch sind sie nunmehr völlig aus der Gegend verschwunden. Zwar steigt auch in der Region das Umweltbewusstsein – allein schon deshalb, weil der Tourismus eine wichtige Geldquelle ist – aber viele Probleme bleiben. Zu diesen Problemen zählen auch teils natürliche Einflüsse wie zum Beispiel Taifune, die in den Herbstmonaten gelegentlich frontal auf die Gegend treffen und sehr viel Sand und Umweltgifte in die Bucht spülen.

Große Hängebrücke in der Stadt Halong
Große Hängebrücke in der Stadt Halong

Wer die Halong-Bucht besuchen möchte, sollte sich vorher gut informieren, wohin die Reise geht. Das direkt Halong-Bucht bezeichnete Gebiet ist relativ klein und, wenn man die Dichte der Touristenboote bedenkt, quasi überlaufen. Ein paar Unternehmen fahren mit den Besuchern in die nahegelegene Lan H? Bucht nahe der grossen Insel Cát Bà oder in die östlich an die Halong-Bucht anschliessende Bái T? Long-Bucht. Dort ist es etwas geräumiger, so dass man nicht pausenlos von anderen Booten umgeben ist.

Man sollte sich zudem auch überlegen, wann man die Bucht besucht. So ist die Chance auf blauen Himmel in den Sommermonaten wesentlich grösser als in den Wintermonaten, doch der Sommer ist gleichzeitig Regenzeit, so dass man mit etwas Pech nur im Regen steht. Im Herbst beginnt der Regen schliesslich weniger zu werden, doch wenn der Besuch mit einem Taifun zusammenfällt kann man die Bucht gleich ganz abschreiben. Von Taifunen einmal abgesehen ist es ansonsten jedoch in der Bucht dank der unzähligen Inseln sowie des flachen Wassers meist windstill – so windstill, dass man ganz problemlos mit dem Kajak herumfahren kann.

Eine von unzähligen Höhlen in der Bucht
Eine von unzähligen Höhlen in der Bucht

Ein typisches Merkmal von Karstlandschaften sind Höhlen, und von denen gibt es mehr als reichlich in Halong. Im wesentlichen werden diese in drei Arten unterschieden: Phreatische (wassergefüllte) Höhlen, Fusshöhlen (am Fuss der Kegelkarste – diese sorgen letztendlich dafür, dass einige Inseln oben breiter sind als am Fuss) sowie Brandungshöhlen, die durch Wellen bzw. die Gezeiten geschaffen werden. Es gibt natürlich auch Mischformen und Höhlen, wie man sie am meisten kennt – im Trockenen, mit Stalagmiten, Stalaktiten usw., wobei jedoch in zahlreichen Höhlen Stalagmiten und Stalaktiten zerstört oder als Souvenir entfernt wurden. Wie eingangs erwähnt dienten etliche normale Tropfsteinhöhlen den Menschen auch als Wohnung.

Sonnenuntergang in der Bucht
Sonnenuntergang in der Bucht

Mit etwas Glück sieht man eines der schwimmenden Dörfer. Davon gab es früher etliche in der Bucht, doch seitdem die Bucht zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde (und sicherlich auch weil den Fischern aufgrund der rapide sinkenden Fischmengen die Lebensgrundlage entzogen wird), gibt es Bemühungen, die Bewohner in umliegenden Gemeinden anzusiedeln – damit zum Beispiel die Kinder in eine ordentliche Schule gehen können. Das ist sicherlich gut für die Kinder, aber natürlich ist es auch schade, dass hier eine traditionelle Lebensweise nach und nach verschwindet.

Sonnenuntergang in der Bucht
Sonnenuntergang in der Bucht

Die einzig sinnvolle Art und Weise, die Bucht zu besichtigen, ist natürlich eine Bootsfahrt – sonst hat man nicht viel von der Szenerie. Es gibt mittlerweile unzählige vietnamesische Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben. Die Fahrt kann von zwei, drei Stunden bis zwei, drei Tagen – mit Übernachtung auf dem Boot – reichen. Die Konkurrenz ist also gross, und dank Webseiten wie TripAdvisor sind viele Veranstalter auch auf Zack, denn nichts ist geschäftsschädigender als eine schlechte Bewertung. Wir entschieden uns einst für eine 2-Tages-Tour mit Indochina Junk, genauer gesagt für die Dragon Legend cruise. Das Hotelschiff hatte 24 Kabinen und eine sehr nette Crew. Das Essen war gut bis sehr gut, und im Programm standen Dinge wie der Besuch einer Höhle, Kajakfahren usw. Das Schiff war die meiste Zeit in der Bái Tử Long-Bucht unterwegs, wo es etwas ruhiger zugeht. Mit zwei kleinen Kindern kostete die Tour, inklusive An- und Abreise von Hanoi in einem Luxus-Van, gute 700 Dollar – Essen, Eintrittsgelder usw. sind darin enthalten. Man sollte dazu sagen, dass die Fahrt auch mit kleinen Kindern grossen Spass machen kann, da die Angestellten sich auch liebevoll mit den Plagegeistern beschäftigen. Ich kann jedenfalls Indochina Junk ruhigen Gewissens empfehlen.

Umgebung

Unweit der Bucht und noch innerhalb der Karstlandschaft, aber bereits auf dem Festland, befindet sich das kleine Dorf Yên Đức, das von zahlreichen Halong-Cruising-Veranstaltern auf dem Weg von und nach Hanoi angefahren wird. Dort gibt es traditionelles Wasser-Puppentheater zu sehen. Das kann man sich freilich auch in Hanoi ansehen, aber der Zwischenstopp in dem Dorf ist trotzdem wert, erwähnt zu werden – denn das Dorf liegt sehr malerisch und ist von grünen Reisfeldern umgeben. Da es nicht leicht sein dürfte, „einfach mal so“ in einem völlig unbekannten Dorf aufzukreuzen, ist Yen Duc eine willkommene Abwechslung, wohlwissend, dass es nicht in allen Dörfern so idyllisch aussehen wird.

Reisfelder bei Yen Duc
Reisfelder bei Yen Duc

 

Übernachtung

Siehe oben – es empfiehlt sich eine Übernachtung auf einem der Hotelschiffe in der Bucht. Die Tour nach Halong kann man von Hanoi aus auch als Tagestripp machen, aber allzu viel hat man dann nicht davon, da die Hin- und Rückfahrt allein cirka 6 Stunden dauert. Alternativ kann man auch auf der Insel Cát Bà übernachten.

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