Hanoi

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Name

Korrekt geschrieben lautet der Stadtname Hà Nội, aber in anderen Sprachen wird die Stadt einfach Hanoi geschrieben. Mit chinesischen Schriftzeichen wird die Stadt 河内 geschrieben – auf Chinesisch wird das hé nèi, im Koreanischen ha nae, im Japanischen Ka-nai gelesen, aber zumindest in Japan ist der Name „Hanoi“ geläufiger. Die Schriftzeichen sagen bereits etwas über die Lage aus: „Ha“ bedeutet „Fluss“; „Noi“ bedeutet „im“. Hanoi hatte früher anderen Namen – am bekanntesten sind die alten Namen Thang Long 昇龍 – „Aufsteigender Drachen“ sowie Dong Kinh 東京 „Östliche Hauptstadt“. Letzterer Name ist einerseits namensgebend für den Golf von Tonkin, andererseits ist dies exakt der gleiche Name (sowie die gleiche Bedeutung und die gleichen Schriftzeichen) wie der der japanischen Hauptstadt Tokyo. Der heutige Name Hanoi kam erst 1831 in Gebrauch.

Lage

Hanoi liegt am rechten (westlichen) Ufer des Roten Flusses im Zentrum der Nordhälfte von Vietnam. Das Meer, genauer gesagt der Golf von Tonkin, beginnt rund 140 km weiter östlich.

Einwohner

Hanoi als Stadt besteht aus 12 verschiedenen Distrikten und hat 2,6 Millionen Einwohner; der Hauptstadtbezirk Hanoi besteht zudem aus 17 weiteren Bezirken und hat insgesamt rund 6,5 Millionen Einwohner. Hanoi ist trotzdem nicht die bevölkerungsreichste Stadt des Landes – den Rang hat seit geraumer Zeit Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden inne.

Hanoi: Im Tempel des Jadebergs
Hanoi: Im Tempel des Jadebergs

Stadtbild

Das Stadtbild von Hanoi wird von einigen Besonderheiten geprägt: Zum einen wäre da die Lage im Auenbereich des Roten Flusses, der hier mehrere hundert Meter breit ist. Zur Auenlandschaft gehören etliche mehr oder weniger grosse Seen, auch im unmittelbaren Stadtzentrum, sowie Fragmente älterer Flußärme. Eine weitere Besonderheit ist die Kolonialzeit, während derer sich eine besondere Melange aus vietnamesischem und französischem Baustil gebildet hat. Zu guter letzt wäre da noch die Tatsache, dass Hanoi während des Vietnamkrieges mehrfach stark bombardiert wurde, was grosse Lücken in die alte Bausubstanz gerissen hat.

Die Altstadt wird Hoàn Kiếm 還劍 („Zurückgegebenes Schwert“) genannt und befindet sich zwischen dem gleichnamigen See und dem Roten Fluss. An die Altstadt schliessen sich das alte, französische Kolonialviertel sowie das Regierungsviertel an. Im Norden der Stadt, zwischen dem Roten Fluss und der Stadt, liegt der malerische Hồ Tây – West Lake, der mit 5,3 km² Wasseroberfläche etwas kleiner als der Müggelsee ist und aufgrund seiner Nähe zur Stadt als Naherholungsgebiet dient. Ansonsten gibt es noch weitere, aber wesentlich kleinere Seen im Stadtgebiet.

Im Hanoi des Jahres 2015 fallen drei Dinge besonders auf: Erstens fehlt es (noch) an grossen Hochhäusern bzw. Wolkenkratzern mit ihren uniformen Glasfassaden. Hier und da sind schon 20-Geschosser und mehr entstanden, aber das steht in keinem Vergleich zu anderen Großstädten nördlich, südlich und östlich von Vietnam. Zweitens fehlen ausgeprägte Slums, wie man sie zum Beispiel ohne lange zu suchen in Manila, Phnom Penh oder Jakarta finden kann. Es gibt allerdings durchaus Ecken, die sich in die Richtung zu entwickeln scheinen. Drittens – das ist allerdings typisch für die Region – ist der Verkehr schlichtweg mörderisch.

Geschichte

In Südost- und Ostasien gibt es viele alte Städte, aber keine andere Stadt war so lange Hauptstadt wie Hanoi: Im Jahre 1010, also vor über 1,000 Jahren, wurde Hanoi als Hauptstadt erwählt, und blieb es mit nur rund 100-jähriger Unterbrechung (damals wurde Hue in Zentralvietnam Hauptstadt) auch bis heute. Während der Teilung des Landes in Nord- und Südvietnam (siehe Geschichte Vietnams) war Hanoi die Hauptstadt Nordvietnams, und da letztendlich Nordvietnam den Krieg gewann, wurde konsequenterweise Hanoi die Hauptstadt des gesamten Landes, obwohl Saigon bzw. Ho-Chi-Minh-Stadt (HCMC) grösser ist.

Die lange Geschichte hat natürlich ihren Eindruck im Stadtbild hinterlassen — es gibt sehr alte Tempel, Kolonialbauten, Kirchen, sozialistische Prachtbauten und nunmehr auch zunehmend sehr moderne Gebäude, wobei es zumindest im Jahre 2015 noch an den sonst üblichen Wolkenkratzern mangelt. Die Schäden durch Bombenangriffe in den letzten Monaten des Vietnamkrieges sind nunmehr auch alle verschwunden: Besonders schwer waren die Angriffe Ende Dezember 1972, als die USA in der Operation Linebacker II mit über 200 B-52-Bombern und 2,000 weiteren Flugzeugen 12 Tage lang allnächtlich Haiphong und Hanoi bombardierten. Die Aktion war nicht ganz ungefährlich, denn die Luftabwehr rund um Hanoi war äusserst stark. Mindestens 15 B-52-Bomber wurden während der Aktion abgeschossen, 43 Crew-Mitglieder kamen ums Leben und 49 wurden gefangengenommen. Angaben über Opferzahlen unter Vietnamesen schwanken, aber laut vietnamesischen Angaben kamen über 1,500 Zivilisten dabei ums Leben.

Hanoi: Schildkrötenturm im Hoan Kiem-See
Hanoi: Schildkrötenturm im Hoan Kiem-See

Nach Beendigung des Krieges 1976 wurde Hanoi offiziell zur Hauptstadt der Sozialistischen Republik Vietnam ernannt. Kriegsschäden wurden nach und nach beseitigt, doch die Stadtentwicklung wurde stark reglementiert – das schliesst auch die Bevölkerungsentwicklung mit ein. Ende der 1970er hatte Hanoi rund 900,000 Einwohner, und 1992 gut eine Million. Danach begann eine Phase starken Zuzugs und fast ungehemmten Wachstums – 1999 zählte man gut 1,5 Millionen Einwohner und 2009 2,6 Millionen. Zumindest im Jahr 2014 fehlten jedoch in Hanoi noch die in ostasiatischen Metropolen beinahe obligatorischen Wolkenkratzer und Glas-Stahl-Konstruktionen modernerer Architektur.

Anreise

Hanoi hat zwei Flughäfen – den alten Flughafen Gia Lam Airport in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum sowie den wesentlich neueren Flughafen Nội Bài International Airport knapp 30 km nordöstlich des Stadtzentrums. Gia Lam wird maximal für ein paar Inlandsflüge genutzt, so das fast alle Besucher der Stadt in Noi Bai landen. Der Flughafen ist modern, hat zwei Terminals und entspricht internationalen Standards. Noi Bai ist leider nicht an das Schienennetz angeschlossen, so dass man auf Busse oder Taxis angewiesen ist. Die Linienbusse der Linie 7 und 17 fahren zwischen Stadtzentrum (beziehungsweise zu Busbahnhöfen direkt am Rand der Altstadt) und Flughafen hin und her und kosten nicht einmal einen halben Euro. Die Fahrt dauert rund eine Stunde (mehr siehe unter Links).

Der Hauptbahnhof der Stadt, Ga Hà Nội (Hanoi Bahnhof), befindet sich mitten im Stadtzentrum. Von hier fahren Züge nach Sapa, Hue, Ho-Chi-Minh-Stadt sowie zwei Mal wöchentlich via Nanning bis nach Peking in China. Der Bahnhof besteht eigentlich aus zwei Stationen – A für Züge Richtung Süden und B für Züge nach Norden. Zwar liegen die Stationen direkt nebeneinander, aber es gibt keine direkte Verbindung – man läuft einen ziemlichen Umweg.

Auf der anderen Seite des Flusses gibt es noch den Bahnhof Ga Gia Lâm – auch von dort fahren Züge über die Grenze bis nach Nanning in China, und diese sind wesentlich billiger als die vom Hauptbahnhof.

In der Stadt gibt es mehrere grosse Busbahnhöfe. Die grössten sind Gia Lam am linken Ufer des Roten Flusses sowie Long Biên am nordöstlichen Rand der Altstadt – unweit des rechten Ufers des Roten Flusses. Dieser Busbahnhof ist am praktischsten, da er wirklich in Laufweite der meisten Sehenswürdigkeiten liegt.

Sehenswertes

Wenn es so etwas wie DEN zentralen Punkt in Hanoi (aus Sicht eines Besuchers) gibt, dann ist dies zweifelsohne der Springbrunnenplatz am Nordende des Hoan Kiem-Sees mitten im Stadtzentrum von Hanoi. Der Springbrunnen an sich ist nicht die Rede wert, und man braucht etwas Geschick, um sich durch den dichten Verkehr zum Springbrunnen durchzukämpfen, aber rund um diesen kleinen Platz befinden sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Besonders fällt am Platz das City View Cafe auf – ein heruntergekommenes, 5-geschossiges Bauwerk mit Restaurants und Cafes in jeder Etage. Das Gebäude deutet stark auf eine Hauptstadt in einem Dritte-Welt-Land hin und ist damit eigentlich bereits ein Anachronismus, denn Hanoi (bzw. ganz Vietnam) kann viel besser, doch gerade deshalb hat das Bauwerk seinen Charme. Die Restaurants (darunter zum Beispiel auch ein koreanisches Restaurant) sind in Ordnung, aber der einzige Grund, dort zu essen, ist eigentlich nur die Aussicht.

Läuft man vom Springbrunnenplatz Richtung Norden, betritt man umgehend die Altstadt mit ihren nach Gewerbe unterteilten Vierteln: Während man in einer Strasse nur Spielzeugläden findet, gibt es in der nächsten Strasse nur Küchenutensilien und so weiter. Läuft man hingegen vom Springbrunnenplatz Richtung Westen entlang der Hàng Gai-Strasse, findet man zahllose Souvenirläden, wobei die meisten auf Seide, Kaffee, volkstümliche Kunst oder alles zusammen spezialisiert sind. Hier ist der perfekte Ort, Mitbringsel zu kaufen.

Hanoi: City View Cafe am zentralen Platz
Hanoi: City View Cafe am zentralen Platz

Südlich des Platzes beginnt auch schon der Hoàn Kiếm-See (Photo siehe oben) – ein maximal 2 Meter tiefer, 700 Meter langer und 250 Meter breiter, fast rechteckiger See. Um den See – der Name bedeutet soviel wie „Zurückgegebenes Schwert (還劍)“ – rankt sich eine in Vietnam sehr bekannte Legende, bei der auch eine Schildkröte eine grosse Rolle spielt. Und in der Tat: Im See gibt es tatsächlich mindestens eine sehr grosse Weichschildkröte – möglicherweise eine Jangtse-Riesenweichschildkröte, von der es weltweit womöglich nur noch 4 Exemplare gibt. Den Tierchen hat man in der Seemitte ein eigenes Bauwerk gewidmet – den Schildkrötenturm Tháp Rùa, auf einem winzigen Inselchen in der Seemitte.

Es gibt noch eine kleine Insel im See. Die ist mit dem Ufer durch die rote, traditionell chinesisch gebaute Brücke der Begrüssung des Morgenlichtes (Cầu Thê Húc) verbunden. Auf der Insel befindet sich der Tempel des Jadebergs (Đền Ngọc Sơn). Jener ist konfuzianischen und taoistischen Philosophen sowie dem vietnamesischen Nationalheld Trần Hưng Đạo, ein General im 13. Jahrhundert, gewidmet und trägt sehr starke chinesische Züge. Vom 16 bis zum 18. Jahrhundert stand hier einst eine Villa – erst im 19. Jahrhundert wurde daraus ein Tempel, der seitdem ständig ausgebaut wurde. Man bezahlt etwas Eintritt, um die Anlage betreten zu können, aber der Betrag ist gering und ein Besuch lohnenswert. Man findet keine architektonischen oder andere Überraschungen, aber die Lage und Lebendigkeit sowie eine Miniausstellung über die Fauna des Sees inklusive ausgestopfter Schildkröte rechtfertigen einen Besuch allemal.

In der Nähe des besagten Tempels sowie eigentlich im gesamten weiteren Bereich am Nordende des Hoan Kiem-Sees muss man etwas auf der Hut sein: Hier gibt es viel Nepp und Betrug – mal auf die freundliche, mal auf die weniger freundliche Art. Eine Masche: Während man an einer Ampel oder anderswo wartet, kommt plötzlich jemand angesprungen und klebt zum Beispiel eine kleine Ablösung am Schuh oder poliert die Schuhe, Danach wird ein Preis verlangt, der zwar niemanden ruiniert, für vietnamesische Verhältnisse jedoch horrend teuer ist. Andere Masche: Mitgebrachten Kindern wird Naschwerk angeboten, und wenn die Eltern nicht rechtzeitig eingreifen, bezahlt man eben für das ganze. Auch hier geht es nicht um grosse Beträge, aber das kann auf 100 Metern mehrfach passieren; man sollte also auf der Hut sein und energisch ablehnen.

Hanoi: Orchester im Wasserpuppentheater
Hanoi: Orchester im Wasserpuppentheater

Rund 200 Meter westlich des Springbrunnenplatzes, am Nordostufer des Sees, befindet sich das Wasserpuppentheater Thăng Long (Thang Long ist der alte Name Hanois) – dort treten die Meister dieser für Vietnam besonderen Theaterform auf. Ein Besuch dieses Theaters scheint zum Standardrepertoire für Touristen zu gehören – jene werden in Busladungen dorthin gekarrt. Die Vorstellungen dauern rund 50 Minuten, und Besucher erhalten ein kleines Pamphlet, dass durch die Vorführung leitet. Das Blatt ist gut genug um zu verstehen, worum es im Groben gerade geht. Die Vorstellung ist recht kurzweilig – vor allem dank der traditionellen Musik, die von einem Miniorchester direkt neben der Bühne gespielt wird. Für Reisende mit kleinen bis mittelgrossen Kindern ist die Vorstellung definitiv empfehlenswert – ansonsten sollte man schon entweder Theater oder traditionelle Musik mögen, um das Wasserpuppentheater in sein Programm aufzunehmen. Karten kann man direkt am Theater kaufen, aber die Zahl der Plätze ist begrenzt, so dass es sein kann, dass man reservieren muss. Es gibt zwei verschiedene Tickets – für Sitze in den ersten Reihen (die kosten knapp 5 Euro) und für die restlichen Sitze (knapp 3 Euro).

Velotaxi in der Altstadt (Hang Dao-Strasse)
Velotaxi in der Altstadt (Hang Dao-Strasse)

Nicht nur der See heisst Hoàn Kiếm, sondern das gesamte Stadtviertel rund um den See. Die Nordhälfte, zwischen dem Nordufer des Sees und dem Bahnhof Long Bien, ist die eigentliche Altstadt Hanois, die auch oft als Viertel der 36 Gassen bezeichnet wird. Es sind zwar ein paar mehr Gassen, aber das hat historische Gründe. Viele Strassennamen in der Altstadt beginnen mit dem Wort hang (zum Beispiel Hàng Quạt, Hàng Đào, Hàng Thiếc usw), was so viel wie „Geschäft, Handel“ heisst. Würde man Vietnamesisch verstehen, würde ein Blick auf die Karte der Altstadt schon viel über die Strassen verraten: Hàng Quạt bedeutet „Fächerhandel“, Hàng Đào „Messerhandel“, Hàng Thiếc „Zinnhandel“ — und schon kann man erahnen, was für Geschäfte man dort hauptsächlich vorfinden wird. Es gibt in der Tat Karten für Touristen, auf denen die Strassennamen übersetzt werden, damit man weiss, wo man suchen muss.

Interessant an diesen nach Gilden unterteilten Strassen ist, dass in einigen Fällen die Bewohner der Gasse aus der gleichen Region in Vietnam kamen – und ihre eigenen Baustile mitbrachten. Damit sind nicht nur die Läden, sondern oftmals auch die Baustile je nach Gasse verschieden. Allerdings muss man sich auch in der Altstadt in Hanoi fragen, wie lange diese Struktur so bestehen bleibt: Schon jetzt sind die Gassen zersetzt mit gewerbefremden Geschäften – allen voran Cafes, Hotels, Boutiquen und dergleichen. Mit dem unverkennbaren Aufschwung in Vietnam wird auch hier irgendwann eine Zeit kommen, in der sich die Topfmacher oder Motorenschrauber die hohen Mieten nicht mehr leisten können und „moderneren“ Geschäften weichen müssen. Bis dahin ist die quirlige Altstadt von Hanoi jedoch ein absolut lohnenswertes Ziel.

Trấn Quốc-Pagode und Tempel im Norden von Hanoi
Trấn Quốc-Pagode und Tempel im Norden von Hanoi

Gute 2 Kilometer nordwestlich der Altstadt von Hanoi, in einer Biegung des Roten Flusses, befindet sich der Hồ Tây (wörtlich: Westsee) – ein gut 5 Quadratkilometer grosser See mit einer Uferlänge von 17 Kilometer. Der Westsee ist damit etwas kleiner als der Müggelsee in Berlin, aber noch immer gross genug, um als Sommerfrische für die Hauptstadt herzuhalten. Rund um den See gibt es bemerkenswerte Villen, schöne Parks sowie einen Wasservergnügungspark. Ein kleiner Bereich Sees ist im Osten durch einen Damm vom Rest des Sees abgetrennt – auf halber Strecke des Damms befindet sich ein grösseres Stück Land mit der Trấn Quốc-Pagode.

Trấn Quốc bedeutet soviel wie „Landesbefriedung“. Dieses Pagode ist nicht mehr und nicht weniger als die älteste Pagode Vietnams – sie wurde bereits im 6. Jahrhundert von Lý Nam Đế gebaut. Jener war, so zumindest die Meinung einiger Historiker, der erste Kaiser von Vietnam. Die Pagode ist jedoch nicht mehr original – sie wurde mindestens zwei Mal neu gebaut. Mehr noch als die Pagode ist es die zumeist ockerfarbene Tempelanlage als Ganzes, die die Anlage sehenswert macht. Es geht erstaunlich ruhig zu — wesentlich ruhiger als im Tempel des Jadebergs (siehe oben) oder als im Literaturtempel (siehe unten). Hinzu kommt die schöne Lage am See.

Das wuchtige Ho-Chi-Minh-Mausoleum
Das wuchtige Ho-Chi-Minh-Mausoleum

Läuft man von der der Tran Quoc-Pagode einen knappen Kilometer Richtung Süden gen Zentrum, kommt man zur Paradestrecke und dem wuchtigen Ho Chi Minh-Mausoleum. Ho Chi Minh, Anführer der Kommunisten und zuerst Ministerpräsident, dann Präsident von Vietnam von 1945 bis 1969, war der Sohn eines konfuzianischen Lehrers in einem kleine Dorf. Nach einer sechs Jahre dauernden Weltreise auf diversen Schiffen lebte er ein paar Jahre in Frankreich, wo er begann, sich für Politik zu interessieren. Danach ging es weiter in die Sowjetunion zum Studium, dann nach Thailand, China und zurück nach Vietnam, wo er bald den Widerstandskampf gegen die Kolonialherren anführen sollte. Nach über 30 Jahren im Ausland sprach Ho Chi Minh mindestens sechs Sprachen fliessend und verfasste etliche Artikel und Bücher.

Ho Chi Minh weigerte sich, im Präsidentenpalast zu wohnen, sondern ordnete den Bau eines einfachen Stelzenhauses hinter dem Palast an, um dort zu nächtigen. Auch sonst galt er als bescheidener Mann – dazu passt auch sein letzter Wille, dass er nach seinem Tod eingeäschert werden solle. Den Gefallen tat man ihm jedoch nicht. Stattdessen beschloss das Politbüro nach seinem Tod 1969, ihn einzubalsamieren und in einem Mausoleum aufzubahren. Das Mausoleum erinnert etwas an das Lenin-Mausoleum. Und jedes Jahr geht Onkel Ho, wie er auch liebevoll genannt wurde, für drei Monate auf Reisen nach Russland, zur Konservierung. Ansonsten wartet eine nicht selten hunderte Meter lange Schlange vor dem Mausoleum, um Ho zu sehen.

Die Gegend rund um das Mausoleum ist das exakte Gegenstück zur quirligen, lauten Altstadt: Alles ist neu, symmetrisch, bombastisch – und frei von jeglichen Fahrzeugen. So gesehen ist ein Abstecher in diesen Teil der Stadt nicht verkehrt: Hier kann man sich vom Lärm und der Enge erholen.

Die Einsäulenpagode in Hanoi
Die Einsäulenpagode in Hanoi

Am südlichen Ende des Paradeplatzes am Mausoleum wird es wieder etwas älter: Hier befindet sich der Chùa Một Cột, ein buddhistischer Tempel, der mehr unter dem Namen Nhất Trụ tháp 一柱塔 (die chinesischen Zeichen bedeuten „Einsäulenturm“) bekannt ist: Die Einsäulenpagode. Und das beschreibt die Sache auch schon genau: In einem Miniteich steht eine rund 1.5 Meter dicke Säule, und darauf steht ein kleiner Tempel aus Holz.

Gebaut wurde dieser Minitempel ursprünglich im 11. Jahrhundert, und er sollte über Jahrhunderte hinweg der Ort wichtiger Zeremonien sein. 1954 zerstörten die französischen Besatzer vor ihrem Abzug aus Vietnam den Tempel, so dass der heute sichtbare Bau ein Nachbau ist. Viel Mühe hatten die Franzosen bei ihrem Racheakt ganz sicher nicht, denn der Tempel ist wirklich ein ganz kleines Tempelchen. Ein Besuch der Einsäulenpagoda ist zwar empfehlenswert, aber wer nur ganz wenig Zeit in Hanoi hat, sollte sein Augenmerk eher auf andere Sehenswürdigkeiten der Stadt richten.

Im Literaturtempel von Hanoi
Im Literaturtempel von Hanoi

Einen knappen Kilometer südlich des Mausoleums und der Einsäulenpagode steht der Văn Miếu – Literaturtempel. Die Tempelanlage ist über 5 Hektar gross und damit aussergewöhnlich geräumig. Bei dieser 1070 gebauten Anlage handelt es sich um einen konfuzianischen Tempel, der zugleich als Nationalakademie diente: Dies ist nicht weniger als die älteste Universität von Vietnam. Der Literaturtempel ist dementsprechend kein Tempel im religiösen Sinne: Hier wurde und wird nicht gebetet. Trotzdem gilt die Anlage heute als das Hauptheiligtum von Vietnam. In der Anlage – einer Mischung aus Gärten, alten Gemäuern und Teichen – gibt es insgesamt 5 verschiedene Höfe, die alle ihren eigenen Zweck erfüllten. Der fünfte Hof gehörte der Akademie, die 1076 ihren Betrieb aufnahm und bis 1915 Bestand hatte. Die in der Regel aristokratischen Studenten lernten damals nicht nur im Literaturtempel sondern wohnten auch dort.

Vor dem ersten Tor des Tempels findet man eine kleine, dicke Steinstele, auf der mit chinesischen Schriftzeichen 下馬 (ab/herunter – Pferd) steht. An dieser Stelle musste jeder, ob Vasall oder Herrscher, vom Pferd absteigen und zu Fuss weitergehen. Chinesisch war einst die Sprache der Mandarine in Vietnam, und auch für das Vietnamesische wurden früher chinesische Schriftzeichen (nicht wenige von den Zeichen gibt es auch wirklich nur in Vietnam) verwendet, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass fast alles im Literaturtempel mit chinesischen Schriftzeichen geschrieben steht.

Schulabschlussfeier im Tempel
Schulabschlussfeier im Tempel

Im dritten Innenhof findet man eine Besonderheit, die 2010 sogar ins UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde: Die Doktorstelen des Literaturtempels aus der Le-Mac-Dynastie. Auf den 82 Stelen stehen die Namen von über 2’000 Schülern der Akademie, die hier zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert ihre Doktorwürde erlangten. Die Stelen ruhen allesamt auf steinernen Schildkröten.

Aufgrund des akademischen Hintergrundes des Literaturtempels ist diser sehr beliebt bei Hochschulabsolventen: Nach Erlangung des Diploms oder dem Bestehen anderer Abschlußprüfungen pilgern viele junge Vietnamesen zu diesem Tempel – die Frauen dabei nicht selten im áo dài, dem traditionellen vietnamesischen Frauengewand. Im Literaturtempel gibt es ansonsten sehr vieles zu sehen, und obwohl der Tempel gut besucht ist, verlaufen sich die Massen in der grossen Anlage. Auch wenn man vorher schon viele andere Tempel gesehen hat – der Literaturtempel ist auf jeden Fall empfehlenswert.

Sankt Josephs-Kathedrale im Süden der Altstadt
Sankt Josephs-Kathedrale im Süden der Altstadt

Vor allem in der Altstadt von Hanoi sieht man noch immer an allen Ecken und Enden Zeugen der ehemaligen Kolonialherrschaft. Zu den damals importierten Sachen gehörte wie in allen anderen ehemaligen Kolonien auch die Religion, und die manifestiert sich in einigen Kirchen. Die bedeutendste Kirche Vietnams ist die Nhà thờ Chính tòa Thánh Giuse – Sankt Josephs-Kathedrale im Süden von Hoan Kiem. Der Katholizismus ist zwar in Vietnam bei weitem nicht so verbreitet wie zum Beispiel auf den Philippinen, aber es gibt immerhin geschätzte 4 Millionen Katholiken im Land. Mit dem Bau der neogothischen Kathedrale begann man 1886 – damit ist diese die älteste Kirche von Hanoi.

Die Kirche wird auch als Kathedrale von Hanoi bezeichnet und ist Sitz der Erzdiözese Hanoi. Dem Bau der Kirche musste damals ein wichtiger buddhistischer Tempel aus dem 11. Jahrhundert weichen. Im Jahr 1954 schlossen die Kommunisten die Kirche – erst 1990 konnte erstmals wieder eine Messe gefeiert werden. Die Kirche erinnert ein bisschen an Notre Dame in Paris, nur wesentlich kleiner und mit dem typisch schwarzen, dem tropisch-feuchten Wetter geschuldeten Taint. Bemerkenswert in der Kirche sind die Glasmalereien – die Kirchenfenster wurden in Frankreich gefertigt und dann nach Vietnam verschickt.

Die Kirche ist ebenso einen Abstecher wert wie die ganze Gegend um die Kirche mit den zahllosen kleinen Gassen und Geschäften.

"Hanoi Hilton" (Hỏa Lò Gefängnis) - hier wurden auch abgeschossene US-Piloten interniert
„Hanoi Hilton“ (Hỏa Lò Gefängnis) – hier wurden auch abgeschossene US-Piloten interniert

Am Südende der Altstadt von Hanoi steht ein gelber Bau mit dem Namen Hỏa Lò Prison. Am Eingang steht „Maison Centrale“ und deutet darauf hin, dass die französischen Kolonialherren dieses Gefängnis errichteten – hauptsächlich für politische Gefangene. Während des Vietnam-Krieges mit den USA wurden hier schliesslich amerikanische Kriegsgefangene interniert, und diese gaben dem Bau den Spitznamen Hanoi Hilton. Viele spätere Politiker sassen in diesem Bau ein. Eigentlich war das Gefängnis für 600 Gefangene konzipiert, doch gegen Ende der französischen Kolonialherrschaft sassen hier bis zu 1’500 Gefangene ein.

Ein Großteil des Gefängnisses wurde Mitte der 1990er abgerissen, um Platz für Luxuswohnungen und Shoppingcenter zu machen, doch die Gebäude am Eingang liess man stehen und wandelte sie in ein Museum um. Für eine Handvoll Dong kann man dort in einer – professionell gestalteten – Ausstellung sehen, wie schlecht es den vietnamesischen Gefangenen unter französischer Aufsicht ging und wie gut es den amerikanischen Kriegsgefangenen unter vietnamesischer Aufsicht ging. Letzteres ist scheinbar Ansichtssache: Etliche amerikanische Kriegsgefangene gaben nach ihrer Freilassung zu Protokoll, sehr wohl gefoltert worden zu sein.

Nicht aus Hanoi wegzudenken: Strassengarküchen
Nicht aus Hanoi wegzudenken: Strassengarküchen

Zur Altstadt von Hanoi zählen auch die zahllosen Strassengarküchen, und die haben allerhand zu bieten. Teilweise sind dies wirkliche Strassengarküchen, die spät in der Nacht wieder verschwinden – meist sind dies jedoch kleine Restaurants (in manchen Fällen ist diese Bezeichnung leicht übertrieben), die nachts ihr Plastemobiliar auf die Strassen stellen. Das Essen ist natürlich nicht in 100% der Fälle ausgezeichnet – es lohnt sich deshalb auf jeden Fall, Ortsansässige nach Geheimtipps auszufragen, oder sich qualifizierten Street Food-Touren anschliessen. Kulinarisch hat Hanoi sehr viel zu bieten, weshalb man sich unbedingt mindestens ein Mal an Strassengarküchen versuchen sollte. Interessanterweise ist das Essen dort nicht selten wesentlich besser als in etablierten Restaurants in Hanoi. Persönlicher Tipp des Authors: Phở Bát Đàn, ein kleiner, authentischer Pho-Laden mitten in der Altstadt.

Nachtleben in der Altstadt von Hanoi
Nachtleben in der Altstadt von Hanoi

Wer nach einem ausgiebigen Mahl in einer Garküche noch Durst hat, sollte sich in der Gegend Phố Lương Ngọc Quyến (Luong Ngoc Quyen-Strasse) in der Altstadt umschauen. Dort stellen unzählige Trinkhallen nachts ihr Plastikmobiliar auf die Strasse und verkaufen frisch gezapftes Bia Hoi für umgerechnet 30 Cent pro Glas bzw. Becher. In dieser Gegend gibt es auch zahlreiche Billighotels und Hostels, aber, und das ist bei den Bierpreisen verständlich, es ist nachts natürlich recht laut. Die Stimmung ist in der Regel ausgelassen — Vietnamesen schätzen die Gegend ebenso wie Rucksacktouristen aus aller Welt, so dass man schnell mit den verschiedenstens Menschen ins Gespräch kommt. Und da es auch im Winter angenehm warm ist, herrscht in den Gassen dort alltäglich Hochbetrieb.

Umgebung

In der näheren wie weiteren Umgebung von Hanoi gibt es einiges zu sehen. So zum Beispiel das Keramikdorf Bat Trang, das man bequem im Laufe eines Tagesausflugs besuchen kann. Im Südwesten der Hauptstadt gibt es auch noch Van Phuc – das Seidendorf, mit dutzenden auf Seide und andere Stoffe spezialisierten Geschäfte. Vom Zentrum von Hanoi braucht man zu den beiden Dörfern jeweils rund eine Stunde.

Die sagenhafte Bucht von Halong ist zwar theoretisch auch in einem Tagesausflug zu schaffen – die einfache Fahrt dauert rund 3 Stunden – aber man ist besser dran, dort zu übernachten (am besten auf einem Boot). Andere bekannte Sehenswürdigkeiten Nordvietnams wie zum Beispiel die Reisterassen von Sapa oder die aus den Geschichtsbüchern bekannte Stadt Dien Bien Phu liegen jedoch jeweils eine halbe Tagesreise von Hanoi entfernt, so dass man ohne Übernachtung nicht weit kommt.

Zweiräder dominieren den mörderischen Verkehr
Zweiräder dominieren den mörderischen Verkehr

Übernachtung

Hanoi hat eine ganze Reihe guter Hotels zu bieten – darunter die grossen Namen wie auch kleinere Hotels, die in der Qualität den Markennamen in nichts nachstehen. Ich übernachtete mit Frau und zwei kleinen Kindern im Hanoi Charming 2 Hotel in idealer Lage im Norden der Altstadt. Die Zimmer waren sehr hübsch eingerichtet und die Angestellten durch die Bank weg äusserst nett. Eine Nacht in einem grossen Zimmer kostete für 4 Personen inklusive Frühstück 78 USD, aber der Preis variiert stark je nachdem wann und wo man bucht. Mehr zum Hotel siehe hier.

In der Altstadt gibt es auch zahlreiche wesentlich billigere (10 USD und weniger) und wesentlich teurere (200 USD und mehr) Hotels. Eine gute Recherche zahlt sich aus, da es viele Angebote gibt.

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