Novi Pazar (Нови Пазар)

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Name

Нови Пазар (Novi Pazar). „Novi“ ist slawisch und bedeutet „Neu“; „Pazar“ ist persisch und hier besser bekannt als „Basar“. Der Name bedeutet also schlichtweg Neumarkt. Osmanen gaben der Stadt den Namen – damals „Yeni Pazar“ (Yeni = neu). Kein seltener Name – auch in Bulgarien gibt es ein Novi Pazar (westlich von Varna).

Lage

Novi Pazar liegt im Südwesten von Serbien, nur wenige Kilometer entfernt vom Kosovo und 290 km südlich von Belgrad. Die Stadt selbst ist von Bergen umgeben und liegt in einem Talkessel auf knapp 500 m Höhe. Durch die Stadt fliesst der kleine Fluss Raška.

Einwohner

Die Stadt selbst hat rund 55’000 Einwohner; die Gemeinde mit den umliegenden Dörfern ca. 86’000 Einwohnern. Knapp 80% sind muslimische Bosniaken. Schätzungen zufolge leben rund 6’000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo in der Stadt.

Stadtbild

Blick auf das Zentrum von Novi Pazar
Blick auf das Zentrum von Novi Pazar

Alt und neu liegen dicht beieinander in Novi Pazar. Die Stadt erstreckt sich in einem Tal in sämtliche Richtungen. Der Busbahnhof liegt rund 10 Minuten zu Fuss entfernt vom Zentrum an der Hauptstrasse ul. Nemanie. Die führt schnurstracks Richtung Süden. Rechterhand findet man schnell ein sehr seltsam anmutendes, grosses Betonensemble. Die Gegend zwischen der Betonburg und dem Fluss markiert das Zentrum der Stadt. Die Nemanie-Strasse führt schliesslich direkt zur kleinen Brücke über den Rashka-Fluss. Rechts dahinter auf einem Hügel stehen die Reste einer Burg, eingebettet in einem Park. Linkerhand steht eine kleine Moschee. Im Anschluss an die Moschee erstreckt sich ein sehr altes Basarviertel mit Hamam und weiteren Moscheen. Das Zentrum selbst ist überschaubar – alles liegt in Laufweite.

Geschichte

Novi Pazar an sich ist nicht so alt – es wurde erst 1451 von den Osmanen gegründet. Im Zusammenhang mit der Gründung wurde der Name Isa-beg Isakovic vermerkt – selbiger gründete auch Sarajevo. Novi Pazar ist damit wesentlich jünger als zum Beispiel Stari Ras unweit von Novi Pazar – jene Stadt war die erste Hauptstadt Serbiens. Novi Pazar liegt also inmitten des alten serbischen Kernlandes. Später flohen viele Serben vor den Osmanen gen Norden in flachere Gefilde (mehr dazu siehe unter Geschichte Serbiens).

Yeni Pazar wurde die Siedlung zuerst genannt. Sie entwickelte sich schnell zu einer reichen Handelsmetropole, da sich hier mehrere bedeutende Handelsrouten trafen. Im 17. Jhd. war Novi Pazar wohl sogar eine der grössten Städte des Balkans. Gleichzeitig war die Stadt Hauptort des hiesigen Sancak (Sandshak) – so wurden die Provinzen des Osmanischen Reiches genannt. Später entwickelte sich daraus der Name Sandžak – jener wird heute für die gesamte Region benutzt. Die Region liegt zum Teil in Serbien, zum Teil in Montenegro, und erstreckt sich von Bosnien-Herzegowina bis zum Kosovo. In der gesamten Region leben viele Bosniaken – so auch in Novi Pazar. So ist die Gegend eher muslimisch geprägt. Die Konflikte in Bosnien und Kosovo taten der Stadt nicht viel Gutes – viele Flüchtlinge strömten in die Stadt. Viele Muslime wurden entlassen (zum Beispiel aus der Polizei). Einigen Einwohnern zufolge ist die Lage in der Stadt auch heute noch recht prekär.

Anreise

Novi Pazar ist nicht an das Bahnnetz angeschlossen. Bleibt nur der Bus. Es fahren zahlreiche Busse am Tag nach Belgrad über Kragujevac und Kraljevo. Dauert rund 5 Stunden und kostet 600 JDin (ca. 7.5 €). Busse von der Hauptstadt zur montenegrinischen Hauptstadt Podgorica und weiter bis nach Bar halten ebenfalls in Novi Pazar.

Interessant ist der direkte Bus nach Skopje – selbiger fährt quer durch den Kosovo und hält unterwegs in Kosovska Mitrovica und in Prishtina. Der Bus fährt nachmittags um 12:40 ab, braucht bis Prishtina rund 3 Stunden und kostet 420 JDin (5 €). Achtung: Von Novi Pazar in den Kosovo bzw. nach Mazedonien zu fahren ist kein Problem. Andersherum ist ein Problem: Da es bei der Einreise in den Kosovo keinen Ein- oder Ausreisestempel gibt, reist man nach serbischem Recht illegal ein.

Sehenswertes

Novi Pazar ist eine enorm quirlige Stadt mit zwei Gesichtern – dem Südteil mit den Minaretten und dem alten Basar sowie den Festungsruinen südlich des Flusses sowie dem modernen Zentrum mit einer Orgie in Beton nördlich des Flusses. Da es praktisch keine Touristen gibt, bietet die Stadt einen interessanten Einblick in das Alltagsleben. Wer andere Gebiete in Serbien kennt, wird vom Erscheinungsbild (nicht aber vom mörderischen Verkehr) überrascht sein. So oriental kann es also in Serbien zugehen! Das alte Viertel südlich der Moschee nahe der zentralen Brücke ist dabei besonders interessant. Das enge, zum Teil zerfallene Wohnviertel spricht Bände über die lange osmanische Fremdherrschaft. Mittendrin findet man auch ein Hamam (türkisches Bad) – allerdings in erbarmenswertem Zustand.

Novi Pazar: Die kleine Moschee gegenüber der Festung
Novi Pazar: Die kleine Moschee gegenüber der Festung

Auch die alten Festungsruinen sowie der Stadtpark hinter der Festung sind einen Spaziergang wert. Nördlich davon, auf der anderen Seite des Flusses, beginnt das moderne Zentrum mit eigenwilligen Bauten. Als erstes sticht dabei das Hotel Vrbak (siehe Photo unten und Übernachtung) ins Auge. Eine Art Kleckerburgstil, von der man nicht so recht weiss, was man davon halten soll.

Ungewöhnliche Architektur I: Hotel Vrbak
Ungewöhnliche Architektur I: Hotel Vrbak

Das gleiche kann man über den langen Gebäudekomplex entlang des Boulevard Avnoja weiter nördlich sagen. Dieser wird als Wohnkomplex mit Ladenpassage benutzt. Allerdings sind die Bauten ziemlich marode. Zwischen dem Hotel Vrbak und dem Boulevard Avnoja spielt sich das Leben am Tage und in der Nacht ab: Es gibt zahlreiche Teehäuser, Restaurants und Cafés. Die Strasse des 28. November im gleichen Gebiet wird nachts manchmal als Bücherbasar benutzt.

Ungewöhnliche Architektur II: Am Blvd. Avnoja
Ungewöhnliche Architektur II: Am Blvd. Avnoja

Novi Pazar ist eine faszinierende Stadt und durchaus einen Abstecher wert. Hier erlebt man ein völlig anderes Serbien. Davon mal abgesehen ist die Stadt auch das ideale Sprungbrett für Erkundungen der gesamten Region.

Umgebung

Nur wenige Kilometer südlich von Novi Pazar beginnt der Kosovo (mehr dazu siehe Link). Die erste grössere Stadt im Kosovo von Novi Pazar aus gesehen ist die Stadt (Kosovska) Mitrovica. Die dürfte auf längere Zeit auch die gefährlichste Stadt im Kosovo sein – der Fluss trennt das albanische Viertel vom multiethnisch bzw. serbisch dominierten Stadtteil. Immer wieder kommt es dort, trotz der grossen Präsenz von KFOR-Truppen, zu Ausschreitungen. Selbst Überlandbusse machen einen Bogen um die Stadt und halten nur am Stadtrand.

Blick auf Kosovska Mitrovica
Blick auf Kosovska Mitrovica

Rund um Novi Pazar – sowohl auf serbischem Territorium, vor allem rund um Stari Ras, als auch im Kosovo (vor allem bei Peć / Peja) findet man zahlreiche Zeugen der serbischen Geschichte – namentlich Klöster und Kirchen. Teile der Anlagen bei Stari Ras sind schon vor langer Zeit zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden. Die politische Lage macht es allerdings äusserst schwer, alles frei zu erkunden – man kann nicht so ohne weiteres zwischen dem Kosovo und Serbien hin- und herreisen. Die Anlagen bei Peja sind zum Teil von KFOR-Truppen abgeriegelt, so dass man Sondergenehmigungen braucht.

Übernachtung

Im Stadtzentrum von Novi Pazar habe ich drei Hotels ausgemacht – eine alte Karawanserei (Khan), die sehr interessant aussah. Ein nagelneues 4-Sterne-Hotel ein paar hundert Meter entfernt vom zentralen Platz. Sowie das bereits oben genannte Hotel Vrbak. Das erste kostet 2’100 JDin pro Einzelzimmer und Nacht, das zweite 2’500 JDin. Ein Einzelzimmer im alten Prunkstück kostet 1’200 JDin (15 €). Die Zimmer sind fast so interessant wie die Fassade (siehe Photo oben). Die Empfangshalle ist auch witzig. Das Hotel kann man nicht verfehlen – einfach im Zentrum gen Fluss laufen. Der riesengrosse Speisesaal des Hotels überspannt den Fluss. Adresse: Marsala Tita bb, 36300 Novi Pazar, Tel.: + 381 (0)20 / 24 844.

WWW

  • www.novipazar.org.yu: Scheint die offizielle Seite der Gemeinde zu sein. Der Link zur englischen Version führt jedoch ins Leere.
  • www.novi-pazar.org: Privates Webportal der Stadt. Der Grossteil ist allerdings nur auf Serbisch. Und ideologisch gesehen 120% serbisch.

1 COMMENT

  1. ako bi neko pisao o novom pazaru treba posedovati jdan veliki volumen znanja.jer jedan ovako romantincan grad na balkanu je raritet.pazar grad je nesto sto se moze nazvati CAROBNIM .Jer je svaki u njemu proveden trenutak zivota vredan vecnosti.Pozdravljam sve sportiste u tom velicanstvenom gradu ,a i jasam jedan od njih ali davno je to bilo ali tako radi reda.

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