|
Karlovy
Vary
- Name: Karlovy Vary. Auf deutsch Karlsbad.
"Var" bedeutet "Sud" bzw. "Sieden" - "Vary" klingt für mich wie die Pluralform.
Den Namen verdankt der Ort wahrscheinlich dem Entdecker der Quellen, König Karl IV.
In Tschechien gibt es viele Heilbäder (meist -lázně genannt) -
Karlovy Vary ist jedoch das grösste und prächtigste.
-
Lage:
Etwa 120 km westlich von →Prag, in Westböhmen.
Liegt am Zusammenfluss von Ohře (Eger) und Teplá.
Ein Grossteil der Stadt liegt in den Bergen, die hier bis zu 700 m hoch sind.
-
Stadtbild:
Karlovy Vary hat ca. 55'000 Einwohner, was man gar nicht glauben mag, wenn man im Zentrum ist.
Der für Besucher der Quellen relevante Teil erstreckt sich nordsüdlich entlang des kleinen
Flüsschens Teplá. Hier befinden sich die ganzen berühmten Kolonnaden, in denen
man das Mineralwasser trinken kann, etliche Hotels, sonstige mit dem Tourismus verbundene Anlagen
und ein paar Kirchen. Das Zentrum ist schlichtweg elegant - nur wenige moderne Gebäude stören
das Gesamtbild. Viele Kolonnaden und Hotels stammen aus dem 19. Jhd. und sind sehr gut erhalten.
Die Stadt hat zwei Bahnhöfe: Den dolní nádraží (Unterer Bahnhof) für
Nahverkehrszüge, zum Beispiel ins nahe Mariánské Lázně (Marienbad),
und den horní nádraží (Oberer Bahnhof) für Schnellzüge, zum
Beispiel nach →Prag und →Cheb.
Der untere Bahnhof liegt unmittelbar am rechten Ufer der Ohře (Eger) neben dem Busbahnhof. Von dort sind
es keine 5 Minuten zu Fuss ins Zentrum. Der Obere Bahnhof liegt am gegenüberliegenden Ufer auf einem Hügel -
Zu Fuss braucht man ca. 15 Minuten. Die Stadt selbst erstreckt sich noch weit Richtung Osten und Nordwesten -
was man als Besucher der Quellen kaum bemerkt.
|
|
| |
Die barocke Maria Magdalena-Kirche in Karlsbad | |
-
Geschichte:
Überlieferungen zufolge entdeckte König Karl der Vierte bei der Jagd zufällig die erste heisse
Quelle um 1350. Und baute 1358 eine erste Jagdhütte. Der richtige Boom begann jedoch erst
im 19. Jhd. Karlsbad wurde chic, die Heilkräfte des Wassers waren "in aller Munde" und Hotels wie
Kolonnaden schossen aus dem Boden. Viele bekannte Zeitgenossen weilten in Karlsbad und sorgten dafür, dass
der Ort europaweit bekannt wurde. Heute weltweit. Von Goethe bis Tolstoy, von Bismarck bis Marx - alle waren da.
Hinzu kam, dass Ludvík Moser 1857 mit der Glasherstellung in Karlsbad begann. Dass heute als
Böhmisches Kristall bekannte Glas ist nahezu genauso bekannt wie die heissen Quellen der Stadt.
Auch zu sozialistischen Zeiten war Karlovy Vary ein mondäner und beliebter Ort. Nach 1990 stieg die
Besucherzahl noch weiter - Werbung ist kaum nötig. Schicke Restaurants, Wechselstuben
(Achtung: Besser woanders tauschen oder Geldautomaten nutzen!!!), Souvenirläden usw. schossen aus dem
Boden.
-
Sehenswertes:
Von ca. 100 heissen Quellen werden heute 12 genutzt. Sie werden in den meisten Fällen
in Kolonnaden (wörtlich "Säulengang") der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Wasser ist in der Regel kostenlos. Kann man aus Plastebechern trinken oder - und das ist nicht
kostenlos - aus lázeňský póharek.
Das sind kleine, weiss-blaue Porzellankännchen, die auch überall als Souvenir verkauft werden.
Die Quellen sind sogenannte Natrium-Hydrogencarbonat-Chlorid-Säuerlinge
mit einer Austrittstemperatur
zwischen 30 und 72 Grad. Das Wasser enthält bis zu 40 verschiedene, mineralische Bestandteile.
Ausführliche Analysen findet man an den meisten Quellen. Ob es schmeckt? Nein. Nicht wirklich.
Aber es soll wirklich gut für den
Verdauungstrakt, bei Stoffwechsel- und Kreislaufstörungen (zum Beispiel auch bei Diabetes), und bei einigen
Erkrankungen der Bewegungsorgane sein. Hinzu kommt die gute Bergluft in Karlovy Vary.
Wer nicht daran glaubt, kann sich ja der sogenannten 13ten Quelle widmen - dem berühmt-berüchtigten
Becherovka (Karlsbader Becher) - einem eigenartig schmeckenden, hellen Kräuterschnaps.
Einfach die Parks und Wege einschliesslich der Kolonnaden entlang des Teplá-Flüsschens ablaufen ist der
beste Tipp. Wer sich das ganze von oben ansehen will, kann mit der Seilbahn oder zu Fuss zum
Rozhledna Diana (Diana-Aussichtsturm)
gelangen. In der Vřídelní (Sprudel-, Thermal-) Kolonnade kann
man die heisseste Qelle (72 Grad) bewundern: Sie
kommt aus 2500 m Tiefe und schiesst 12 m in die Höhe. Jede Minute treten hier 2000 Liter aus. Das Gebäude um
diese Quelle ist sehr neu. Innerhalb der Halle kann man aus Wasserhähnen das Wasser aus dieser Quelle zapfen -
man kann sogar verschiedene Temperaturen wählen.
Zu den richtig schönen Kolonnaden zählen die Tržní (Markt-) Kolonnade
und die Mlýnská (Müller-) Kolonnade. Beide prächtig anzusehen.
Anmerkung: War ca. drei Mal in Karlovy Vary, habe es aber immer
verpasst, ein paar schöne Fotos zu machen. Kommen bestimmt aber noch - nach dem nächsten Abstecher.
-
Anfahrt:
Es fahren Schnellzüge nach Karlovy Vary, aber die sind nicht wirklich schnell.
Internationale Verbindungen beschränken sich auf direkte Züge (Schlafwagen) in die
→Slowakei, z.B. nach
→Košice.
Für Verbindungen nach oder von Deutschland sollte man in →Cheb
umsteigen - bis dort dauert es von Karlsbad eine Stunde. Wer Richtung Süden, zum Beispiel nach
Plzeň oder →České Budějovice (Budweis) will,
sollte besser den Bus nehmen. Gilt auch für Fahrten nach →Prag - denn mit
dem Zug dauert es unglaublich lange drei bis vier Stunden.
-
Unterkunft:
Nie in Karlovy Vary übernachtet, deshalb keine konkreten Tipps. Eins ist jedoch klar - Übernachten in Karlovy
Vary ist teurer als anderswo. Nicht zuletzt, weil eine Kurtaxe von 15 Kč pro Nacht und Person erhoben wird.
Ob in Pensionen oder Hotels - billiger als 350 Kč scheint es nicht zu geben. Man sollte am besten im voraus
buchen, denn gerade im Sommer, an den Wochenenden usw. ist die Stadt sehr gut besucht und auch mal ausgebucht.
Andere Übernachtungsmöglichkeiten:
|
|