Tag 12: Akhaltsikhe () → Kars
Hier geht die Reise weiter: →Tag 13: Kars → Istanbul
Moderne Transportmittel nahe der Grenze |
Wie erwartet, wurde die Strasse Richtung Grenze zunehmend schlechter. Wir fahren unterwegs durch das grosse Dorf Vale, und stellen fest, dass man die Grenze niemals allein finden würde! Keine Wegweiser, keine feste Strasse, viele "Kreuzungen"...Richtung Süden öffnet sich das Land und man hat einen schönen Fernblick. In einem Tal dann liegt der Grenzübergang. Für die rund 20 km von Akhaltsikhe brauchen wir fast eine Stunde. Am Ziel angekommen, will ich unserem Fahrer die 15 Lari geben. Ich habe aber nur einen 50 Lari-Schein, den er nicht wechseln kann. Also geb ich ihm 8 Dollar, worüber er sich riesig freut. Mittlerweilen ist es schon fast um 10 - auf der anderen Seite, der Türkei, allerdings erst um acht Uhr morgens. Die Grenzstation sieht völlig verlassen aus. Wir wagen uns zum ersten Häuschen, wo man uns mitteilt, dass die Grenze erst in anderthalb Stunden aufmacht. Ernüchtert laufen ein Stück zurück den Hügel hinauf, denn dort ist eine Tankstelle nebst Cafe. Allerdings hat alles noch zu. Und so bleibt uns nichts als zu warten - immerhin an einem schattigen Plätzchen.
Ein Pass auf gut 2500 m Höhe in Ostanatolien |
Wir laufen etwas herum und versichern uns, dass wir wirklich zu dem Häuschen sollen. Irgendwann kommt dann auch endlich jemand. Wir sind die ersten. Er kontrolliert die Pässe und sagt schliesslich "3 Dollar pro Person". Ich war überrascht - seit wann zahlt man etwas an der türkischen Grenze? Ich versuche es und sage "Ich habe keine Dollar! Und türkische Lira auch nicht!". Der Beamte bleibt stur und fragt nach anderem Geld. Ich sage, dass ich noch ein paar georgische Lari habe. Plötzlich mischt sich der georgische Mercedesfahrer hinter uns ein und sagt "Dann tausche ich euch ebend die Lari in Dollar". Nun kann man nichts machen - scheinbar muss man das wirklich bezahlen. Ich sage "Oh, Moment! Ich hab noch ein paar 1-Dollar-Noten!" und gebe sie dem Beamten. Einen Versuch wars wert. Das kommt davon, wenn man zu oft korrupte Beamte unterwegs gesehen hat - man weiss nicht, ob das geforderte Geld wirklich berechtigt ist und wenn nein, ob man es umgehen kann.
Nächste Station: Gesundheitskontrolle - wie an der Grenze zu Bulgarien! Ein klug dreinschauender Mann fragt "Sind sie gesund?", man sagt "ja!" und bekommt einen gigantischen Stempel in den Pass gedrückt. Wir denken nun, das wars, und gehen zum Tor - der Grenzer sagt aber "Auf zum Zoll!" Dort bekommen wir noch einen Stempel, unter dem wir sogar - im eigenen Pass! - unterschreiben sollen. Jetzt sind wir endlich frei. Vor der Grenze stehen Taxis, aber wir laufen lieber. Entweder jemand nimmt uns mit, oder wir laufen zum nächsten Dorf. Das ist nicht weit, und nur ein Weiler, was uns nicht weiterhilft. Also laufen wir los. Unterwegs begegnet uns ein bewaffneter Trupp Soldaten. Da es hier angeblich Probleme mit Kurden gibt, bin ich etwas skeptisch, ob wir hier überhaupt sein dürfen. Aber sie grüssen nur freundlich. Wir laufen und laufen - es kommt einfach kein Auto. Die Landschaft ist zwar grandios, aber so kommen wir nicht weiter.
Nach fast einer Stunde kommen zwei Autos - der erste ist der georgische Mercedes. Und er hält sogar! Wir fragen, ob wir bis zur nächsten Kleinstadt mitdürfen. Die heisst Posof. Der Besitzer sagt "Klar". Vorher passieren wir einen Checkpoint, an dem sich die Soldaten über die Zusammenstellung der Passagiere reichlich wundern. Kurz vor Posof, welches doch weiter entfernt als gedacht war, sagt der Fahrer, er biege ab nach Ardahan und fahre nicht direkt nach Posof hinein. Ich schaue kurz nach und sage, dass wir auch in die Richtung wollen. Und wir dürfen weiter mitfahren. Das zweite Auto, ein Lieferwagen, gehört dazu und wir müssen ab und an auf ihn warten. Der Mercedes - ein schwarzer, richtig teurer noch dazu - prescht die Serpentinen hoch, was richtig Spass macht, da hier die Strassen perfekt sind. Es geht höher und höher bis zum Ilgar Gecidi-Pass, immerhin gute 2500 Meter hoch (siehe Photo), wo wir wieder auf den Lieferwagen warten und aussteigen können. Von dort hat man auch einen richtig guten Überblick über die hohe Bergwelt Ostanatoliens - bzw. eines kleine Teils davon.
In der Innenstadt von Kars, Ostanatolien |
Also fallen wir mit Riesendurst und grossem Hunger in die dortige Kantine ein. Man bedient uns zwar sehr nett, aber das Essen ist grausam...dann suchen wir nach einem Bus Richtung Erzurum. Nun hat die Türkei ein sehr dichtes, funktionierendes Busnetz. Doch zur nächsten Großstadt, nach Erzurum, scheint nichts zu fahren. Man lässt uns im Büro warten, bietet uns Tee an, vertröstet uns...Wir warten und warten, bis man uns irgendwann mitteilt, dass doch nichts mehr fahre. Seltsam. Man bietet uns aber an, uns kostenlos mit dem Bus ins Stadtzentrum von Kars zu fahren.
Das müssen wir wohl oder übel annehmen. Im Zentrum von Kars angekommen marschieren wir erstmal sofort zum Bahnhof, um die Weiterfahrt zu sichern. Unterwegs werden wir ständig von Kinderhorden verfolgt und angesprochen: "Hello Mister!", "What's your name" und "Money!" sollen wir an diesem Tag noch hundert Mal hören... Am Bahnhof kommen wir 5 Minuten nach 5 Uhr an und stellen fest, dass die Schalter ab um 5 geschlossen haben! Da hilft nur eins: Ein verwirrter, völlig ratloser Gesichtsausdruck. Prompt kommt ein netter Mann und deutet an, dass wir warten sollen. Kurze Zeit kommt er wieder und öffnet doch tatsächlich den Schalter für uns! Wir sind begeistert...Obwohl er weder Englisch noch Deutsch kann, hat er viel Geduld mit uns und verkauft uns die gewünschten Fahrkarten. Abfahrt morgens 07:10. 2000 km. 39 Stunden Fahrtzeit.
Völlig geschafft aber glücklich suchen wir ein Hotel. Unterwegs sprechen uns viele an, ob wir eine Tour nach Ani, einer armenischen Ruinenstadt nahe der Grenze zu Armenien, suchen. Aus Zeitgründen leider nicht. Aber Ani muss wirklich eine Reise wert sein. Wir trösten uns damit, dass wir gerade erst in Armenien waren. Nachdem wir ein Hotel gefunden haben, erkunden wir das Stadtzentrum. Überall Baustellen - eine Stadt im Aufbruch! Es sieht so aus, als ob Kars in ein paar Jahren eine wirklich schöne Stadt sein wird.
Wir finden in der Fussgängerzone ein Restaurant namens "Pastane" und denken "...hmm, zum ersten Mal seit Wochen Pasta! Warum nicht?" und gehen rein. Natürlich gibt es keine Pasta, dafür aber Lammfleisch in Teig gerollt mit einer scharfen Sauce und Yoghurt. Richtig gutes Essen! Ich war begeistert. Wir hatten zudem Pide, die türkische Pizza, bestellt - die war im Gegensatz dazu richtig schlecht. Ansonsten aber ein sehr empfehlenswertes Restaurant. Das war ein langer Tag, und der nächste beginnt auch schon morgens um 6 Uhr...
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- Von Akhaltsikhe zur über 20 km entfernten Grenze zu kommen ist nicht einfach - es scheint kein Bus zu fahren. Also Taxi oder laufen. Allerdings ist das nahe Grenzgebiet Sperrgebiet und der Weg ist nicht ausgeschildert. Taxi kostet um die 8 Dollar bzw. 15 Lari. Achtung, Grenze öffnet erst gegen elf Uhr georgischer Zeit (also 9 Uhr türkischer Zeit)!
- Wenn überhaupt etwas von der Grenze zur nächsten Kleinstadt Posof fährt, dann wohl sehr selten. Oder ebend gar nicht. Man sollte sich also nach einer Mitfahrgelegenheit umschauen. Zwischen Posof und Kars verkehren bestimmt Busse, doch Posof ist klein und Busse bzw. Sammeltaxis bestimmt selten.
- Zur Verbindung Kars-Istanbul siehe →Tag 13.
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Unsere Wahl in Kars fiel auf das Hotel Temel im Stadtzentrum. Etwas schwer zu finden,
da der Eingang in einer Seitenstrasse liegt. Das Hotel wird/wurde gerade umgebaut.
Sehr, sehr saubere Zimmer mit schönem Badezimmer. Auch sonst ist die Einrichtung sehr
schön. Das Hotel ist allerdings vergleichsweise teuer - 35 Mio TL, also rund 22 €,
für ein Doppelzimmer inkl. Frühstück. Naja, 11 € pro Person ist noch
vertretbar und für dieses Hotel angemessen. Ich würde ja gern etwas über das
Frühstück schreiben, doch das beginnt erst um 7 Uhr morgens - unser Zug fuhr jedoch
schon kurz nach sieben.
Adresse: Kazımpasha Cad. No. 4/A. Tel.: (0474)223 1376.
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