Tag 9: Jerevan () → Tbilisi ()
Hier geht die Reise weiter: →Tag 10: Kazbegi
Unendliche Weiten Teil I |
Das war etwas mehr als gedacht, aber noch in Ordnung. Vom Zentrum fuhren wir zum x-ten Male zum Busbahnhof, wo man uns natürlich sofort wieder sagte, dass es nach Tbilisi ausser einem Taxi keine Fahrgelegenheit mehr gibt. Und wie immer glaubten wir das sofort. Schnell fanden wir eine Marshrutka, allerdings fuhr die erst um 11 Uhr los, so dass noch etwas Zeit übrig blieb, in der wir das verbliebene Kleingeld verpulvern konnten. Die Züge und Linienbusse der Region kannten wir nun schon, so dass wir uns dieses Mal auf eine beschaulichere Fahrt mit dem Kleinbus freuten. Der fuhr auch nahezu pünktlich und mit vielversprechendem Tempo los - obwohl noch vier Plätze frei waren - das war schon verwunderlich. Den ersten Teil, entlang des Mt. Aragats durch grasbewachsenes Hochland, kannten wir schon, aber an der Weite der Landschaft und des Himmels und den satten Farben kann man sich einfach nicht sattsehen. Es ging auch richtig zügig voran - nur selten gebremst von Rinderherden, die hier und da die Strasse kreuzten.
Unendliche Weiten Teil II |
Nach längerer Fahrt - es war wohl gegen 3 Uhr nachmittags - hielten wir in einer Kurve gleich neben dem Flüsschen. Dort gab es ein schattiges Plätzchen und zwei kleine Gebäude; dazwischen war ein Grill aufgebaut, auf dem man die allgegenwärtigen Schaschliki brutzelte. Mittagspause also. Wir hatten zwar so gut wie gar keine Dram mehr übrig - die reichten gerade noch für einen Kaffee - aber da wir Verpflegung dabei hatten, war das kein Thema. Dafür konnten wir kurz die schöne Landschaft geniessen. Und die dortige Toilette: Zwei Eisenbahnschienen, die bis über das Ufer ragten, darauf montiert eine in zwei Kabinchen unterteilte Holzhütte. Auf der einen Tür stand dementsprechend "M" für "Muschina" (Männer), auf der anderen das kyrillische "Sch" für "Schenschina" (Frauen). In der Kabine selbst gab es ein scheinbar mit der Axt geschlagenes Loch; darunter rauschte der Fluss. Toilette mit fliessend Wasser - auch wenn das Wasser weit unterhalb floss. Erinnerte irgendwie an die "Toilette" an Bord der Mekongfrachter in Laos. So schön die Natur in Georgien und Armenien auch sein mag - so man nicht direkt vor der Quelle steht, ist das Trinken von Gebirgswasser wahrhaftig nicht empfehlenswert.
Metallene, neue Kirche im geschundenen Spitak |
So hatten wir die Grenze in kurzer Zeit überquert - wenn auch etwas wehleidig, denn wir wären gern noch etwas länger geblieben. Bisher war die Fahrt richtig angenehm - es war zwar auch hier eng, aber es ging zügig voran. Und nach nur vier Stunden hatten wir bereits die Grenze überquert. Doch nun begann der Alptraum - ein sich endlos hinziehender, sporadisch mit Asphalt übergossener Feldweg mit Schlaglöchern bisher nie gesehener Grösse. Es hätte mich ganz und gar nicht gewundert, wenn aus einem der Schlaglöcher Lava geflossen wäre. Auf einen Kilometer Weglänge legte jedes Auto mindestens zwei zurück, da alle im Zickzack fuhren. Nicht, um den Schlaglöchern auszuweichen, sondern um den tiefsten Löchern auszuweichen. An Lesen oder gar Essen und Trinken war gar nicht zu denken. Auch zahlreiche Trucks quälten sich über diese Strasse. Wir kamen in einen grösseren Ort, und ich hoffte, dass es von dort eine richtige Strasse gäbe, aber dem war nicht so. Fast zwei Stunden fuhr dieses Rodeo fort. Dann kamen wir endlich auf eine Strasse, und von dort ging es wieder zügig weiter Richtung Tbilisi. Dort kamen wir auch kurz vor 18 Uhr, also nach weniger als 7 Stunden, gut geschüttelt und nicht gerührt, an. Mit einer Marshrutka ging es schliesslich wieder zu der uns schon vertrauten Unterkunft bei Nasi. Dieses Mal bekamen wir das Fernsehzimmer. Nasi freute sich, dass wir wieder da waren, und empfing uns herzlich.
Moderne Toilette II: Mit Naturspülung |
Ich fragte daraufhin, wie gross diese denn hier seien, und sie zeigte mit Daumen und Zeigefinger eine recht normale Grösse. Und statt des Fleisches seien diese hier mit Käse gefüllt. Ich ging runter auf fünfzehn. Und fiel fast vom Stuhl, als sie kamen - gigantische Teigtaschen, die einzeln so lang waren wie die Besteckmesser. Da hatte wohl jemand leicht untertrieben. Und davon üblerweise ganze 15 Stück. Das Khachapuri sah auch völlig anders aus - wie eine grosse Käsepizza. Der salzige Käse auf dem Khachapuri und der in den Pelmeni war auch noch der gleiche, so dass wir ganz schnell genug hatten von dem Essen. Wir waren froh und elendig satt als wir auch nur die Hälfte der ganzen Portion gegessen hatten. Da tat ein Verdauungswodka gut, aber den gab es nur als ganze Flasche. Sie schlug stattdessen irgendwelche anderen Sachen vor, aber ich lehnte ab, was sie irgendwie zu kränken schien. Pappesatt schleppten wir uns zur Unterkunft zurück und unterhielten uns dort noch angeregt mit diversen ungarischen, israelischen, englischen und japanischen Rucksacktouristen, bis Nasi uns zu vorgerückter Stunden schlichtweg den Strom abdrehte.
Hier geht die Reise weiter: →Tag 10: Kazbegi
- Marshrutkas von Jerevan zum Busbahnhof Ortochala in Tbilisi fahren regelmässig und kosten ca. 6500 Dram (13 €) pro Person. Sie brauchen keine sieben Stunden und sind somit bedeutend schneller als der Zug oder normale Busse.
- Bei Nasi. Nähere Informationen, Anschrift, Wegbeschreibung und Preis siehe →Tag 5.
©2024 tabibito